Karlspreis für Aktivistinnen aus Belarus: „Die mutigsten Frauen Europas“

Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa, Veronika Zepkalo sind in Aachen ausgezeichnet worden. Ministerin Baerbock würdigte ihren Einsatz für Demokratie.

Drei Frauen mit den Orden des Karlspreis posieren für die Kamera

Bürgerrechtlerinnen Tichanowskaja, Tsepkalo und Khomich, Vertreterin ihrer inhaftierten Schwester Foto: Thilo Schmuelgen/reuters

AACHEN epd | Drei Bürgerrechtlerinnen aus dem autoritär regierten Belarus sind am Donnerstag in Aachen mit dem Internationalen Karlspreis geehrt worden. Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja und ihre Mitstreiterinnen Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo erhielten die renommierte Auszeichnung für ihren Einsatz für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) würdigte die Leitfiguren der belarussischen Opposition als „die mutigsten Frauen Europas“, die sich unter unermesslichen persönlichen Opfern für die Freiheit der Menschen in ihrem Land und „von uns allen“ einsetzten.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko gehe mit erschreckender Härte gegen seine Kritiker vor, sagte Baerbock in einer emotionalen Rede. Unverhohlen unterstütze sein Regime Russlands brutalen Angriffskrieg in der Ukraine. „Damit stellen sich das russische und belarussische Regime mit menschenverachtendem Zynismus gegen all das, was uns in Europa ausmacht, all das, wofür Ihr drei, kämpft: Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte.“

Das Engagement der Preisträgerinnen mahne, nicht die Augen zu verschließen, sondern in Zukunft noch kritischer hinzuschauen und noch entschiedener zu handeln, „wenn unsere Werte und unsere Freiheit angegriffen werden“.

Tichanowskaja trat 2020 gegen Lukaschenko an

Europa sei an einem „Punkt der Weichenstellung“ und müsse außen- und sicherheitspolitisch weitergebaut werden, sagte Baerbock. Dazu zähle, den Menschen beizustehen, die sich in Russland und Belarus für Freiheit und Demokratie einsetzen. „Wir werden keine Ruhe geben, bis Lukaschenko die Gewalt und Repression gegen eure Bevölkerung einstellt“, versprach Baerbock den Preisträgerinnen.

Tichanowskaja war 2020 als Präsidentschaftskandidatin gegen Lukaschenko angetreten, nachdem ihr Mann nicht kandidieren durfte und inhaftiert wurde. Sie lebt ebenso wie Veronika Zepkalo im Exil. Die dritte Preisträgerin Maria Kolesnikowa sitzt in Belarus im Gefängnis. Sie wurde wegen angeblicher Vorbereitung eines Komplotts und Gefährdung der nationalen Sicherheit zu elf Jahren Haft verurteilt. Bei der Preisverleihung im Krönungssaal des Aachener Rathauses wurde Kolesnikowa von ihrer Schwester Taziana Chomitsch vertreten.

Erstmals wurde der seit 1950 vergebene Internationale Karlspreis zu Aachen an mehr als eine Person verliehen. Der Preis ehrt Menschen und Institutionen, die sich um Völkerverständigung und die Einigung Europas verdient gemacht haben. An den Feierlichkeiten im Krönungssaal nahmen rund 600 Gäste teil.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Mehr Geschichten über das Leben in Belarus: In der Kolumne „Notizen aus Belarus“ berichten Janka Belarus und Olga Deksnis über stürmische Zeiten – auf Deutsch und auf Russisch.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.