Eine Person mit Koffer in der Landschaft.

40 Minuten Autofahrt zum nächsten Hausarzt: Landschaft in Sachsen Foto: Roger Hagmann

Medizinische Versorgung auf dem Land:Da hilft kein Arzt

Vielen ländlichen Regionen Deutschlands fehlen Hausärzt:innen. Mit Stipendien und Landarztquote versuchen die Bundesländer, die Versorgung zu sichern.

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30.5.2022, 14:33  Uhr

Hausarzt Dr. Ralf-Achim Scheffel ist 76 Jahre alt und arbeitet noch immer Vollzeit. Nicht, weil er nicht gerne in Rente gehen möchte – das will er. Sondern weil er kei­ne:n Nach­fol­ge­r:in für seine Praxis findet. Sieben Jahre sucht er schon danach.

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Scheffels Praxis befindet sich im sächsischen Bad Elster, einer kleinen Gemeinde mit 3.600 Ein­woh­ne­r:in­nen ganz im Süden Sachsens an der Grenze zu Tschechien. Seit 1971 arbeitet er hier als Hausarzt – zu DDR-Zeiten war er in einem Ambulatorium tätig, seit der Wende hat er seine eigene Praxis. Zu seinen Patient:innen, erzählt der Allgemeinmediziner am Telefon, habe er ein enges Verhältnis. Manche kämen schon seit 51 Jahren zu ihm. „Ich behandele ganze Familienstämme: Großeltern, Eltern, Kinder und Enkelkinder.“

Auf der Suche nach einer Nach­fol­ge­r:in hat Scheffel in den vergangenen sieben Jahren fünf Annoncen in der Ärztezeitung und dem Deutschen Ärzteblatt geschaltet – auf keine davon hat sich je jemand gemeldet. Außerdem hat er auf Fortbildungen immer wieder stationär tätige Ärz­t:in­nen angesprochen, ob sie nicht Lust hätten, sich niederzulassen und seine Praxis zu übernehmen. „Einmal hatte ein Arzt Interesse, der ist am Ende aber wieder abgesprungen“, sagt der Mediziner.

Natürlich könnte er auch ohne Nach­fol­ge­r:in in den Ruhestand gehen. Dann müsste er seine Praxis schließen – und das kommt für Scheffel nicht in Frage. Er will seine Pa­ti­en­t:in­nen nicht im Stich lassen. „In meinen Augen gehört zum Arztberuf eine gewisse Zurückstellung der eigenen Interessen und Bedürfnisse dazu“, sagt er.

So wie Scheffel geht es vielen Land­ärz­t:in­nen in Deutschland. Jedoch können oder wollen nicht alle bis ins hohe Alter weiterarbeiten wie er. Daher müssen immer wieder Praxen schließen. Denn ei­ne:n Nach­fol­ge­r:in für eine Hausarztpraxis auf dem Land zu finden – das ist mindestens so schwer wie einen Psychotherapieplatz in der Großstadt.

Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. Erstens wollen sich immer weniger junge Ärz­t:in­nen niederlassen. Sie haben keine Lust auf den bürokratischen Aufwand und arbeiten lieber angestellt, um Beruf, Familie und Freizeit besser vereinbaren zu können. Und zweitens zieht es Nach­wuchs­me­di­zi­ne­r:in­nen tendenziell eher in die Stadt als aufs Land. Das ist nicht nur in Sachsen so, sondern bundesweit.

In Sachsen sind 30 Prozent der 2.600 Haus­ärz­t:in­nen 60 Jahre und älter, mehr als je­de*r zehnte ist bereits über 65 Jahre alt

Gleichzeitig – und das ist das große Problem – nähern sich immer mehr Haus­ärz­t:in­nen in Deutschland dem Rentenalter. In Sachsen zum Beispiel, wo Landarzt Scheffel arbeitet, sind 30 Prozent der 2.600 Haus­ärz­t:in­nen 60 Jahre und älter, 11 Prozent sind über 65. Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil dieser Ärz­t:in­nen in den nächsten fünf bis sieben Jahren in den Ruhestand gehen wird. Eine düstere Prognose, denn schon heute sind 23 der 48 Regionen in Sachsen von hausärztlicher Unterversorgung bedroht, 6 Regio­nen gelten bereits als unterversorgt. Fast alle diese Gegenden sind ländlich – was bedeutet, dass dort vor allem ältere Menschen leben, Menschen also, die ganz besonders auf gute ärztliche Versorgung angewiesen sind.

Sachsen stellt mit seinem Hausärzteproblem auf dem Land keine Ausnahme dar, im Gegenteil. Der Freistaat steht exemplarisch für viele andere Bundesländer. Wie eine Recherche der taz zeigt, geht in Schleswig-Holstein, Bayern, Brandenburg, Hessen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und im Saarland bis 2035 voraussichtlich mindestens die Hälfte der heute tätigen Haus­ärz­t:in­nen in Rente. Die Zahl kann nur geschätzt werden, weil niedergelassene Ärz­t:in­nen selbst entscheiden können, wann sie in den Ruhestand gehen. Viele der wegfallenden Stellen befinden sich in ländlichen Regionen. Was unternehmen die Bundesländer, um All­ge­mein­me­di­zi­ne­r:in­nen für die Arbeit auf dem Land zu gewinnen und ärztliche Versorgung sicherzustellen?

Arztpraxis vor blauem Himmel

Schon irgendwie idyllisch: die Praxis von Ralf-Achim Scheffel in Bad Elster Foto: Roger Hagmann

Die meisten Länder setzen auf die sogenannte Landarztquote. 2019 hat Nordrhein-Westfalen sie als erstes Bundesland eingeführt, danach folgten Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland. Sachsen und Hessen führen die Quote zum kommenden Wintersemester ein, in Niedersachsen soll es im Herbst 2023 losgehen.

Medizin ohne Einserschnitt

Die Landarztquote funktioniert so: Ein Teil der Medizinstudienplätze wird speziell an Be­wer­be­r:in­nen vergeben, die Land­ärz­t:in­nen werden wollen. Bei der Bewerbung kommt es, anders als normalerweise bei Medizin, nicht auf einen 1,0-Abitur-Schnitt an, sondern auf die persönliche Eignung und einschlägige Berufserfahrung. Damit sollen auch jene Menschen Medizin studieren können, die sonst keine Chance auf einen Studienplatz hätten. Im Gegenzug verpflichten sich die Studierenden dazu, nach dem Studium und der anschließenden Facharztweiterbildung für mindestens zehn Jahre in unterversorgten oder absehbar unterversorgten Regionen tätig zu sein. Wer den Vertrag nicht einhält, muss 250.000 Euro Strafe zahlen.

Lara (die ihren Nachnamen hier nicht veröffentlichen möchte – Anm. d. A.), 20, ist eine von 67 Bewerber:innen, die sich Anfang April über die Landarztquote um einen Medizinstudienplatz in Sachsen beworben haben. 40 Plätze werden dort über die Quote vergeben. „Ich habe mich super gefreut, als ich gelesen habe, dass es die Landarztquote nun auch in Sachsen gibt“, sagt sie am Telefon. Schon in der vierten Klasse wollte Lara „unbedingt“ Ärztin werden. Mit ihrem Abischnitt von 1,6 hat sie jedoch an keiner der 20 Unis, an denen sie sich um Medizin beworben hatte, einen Platz bekommen.

Die Landarztquote kommt für Lara also wie gerufen. Angst, dass sie im Laufe des Studiums ein anderes Fachgebiet viel spannender finden oder merken könnte, dass sie lieber in der Stadt wohnt als auf dem Land, habe sie nicht, sagt die junge Frau: „Ich habe neben der Schule drei Jahre in einer Hausarztpraxis in Leipzig gejobbt und bin mir sehr sicher, dass ich Hausärztin werden will.“

Ihre Großeltern, erzählt sie, wohnten in einem kleinen Dorf bei Bautzen und bräuchten mit dem Auto mindestens 40 Minuten bis zum nächsten Allgemeinmediziner. „Ich will etwas dazu beitragen, dass sich die ärztliche Versorgung auf dem Land verbessert“, sagt die junge Frau. Da sie selbst ländlich aufgewachsen sei, in der Kleinstadt Markkleeberg bei Leipzig, könne sie sich ein Leben auf dem Land gut vorstellen.

Was für Lara kein Problem zu sein scheint, wird von vielen Ärz­t:in­nen und Medizinstudierenden jedoch scharf kritisiert: Die Landarztquote sei ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Berufs- und Wohnortwahl. Niemand könne vor Beginn des Medizinstudiums wissen, welche Fachrichtung ihm am meisten Spaß machen wird – geschweige denn, wo man in zwölf Jahren leben möchte. Spricht man das sächsische Gesundheitsministerium auf diesen Kritikpunkt an, heißt es, dass die Studierenden bis zu zwölf Monate nach Beginn der Weiterbildung einen Antrag auf Facharztwechsel stellen könnten, „wenn auch in dem Bereich ein entsprechendes Bedarfsgebiet festgestellt werden kann“.

Zielgruppe der Landarztquote seien zudem Bewerber:innen, die bereits eine einschlägige Berufsausbildung oder Berufstätigkeit vorweisen könnten. „Diese Zielgruppe ist schon gefestigter, im Berufsleben angekommen und geht mit einem realistischeren Erwartungshorizont an das Studium und die Facharztweiterbildung heran“, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. Daher hätten diese Kan­di­da­t:in­nen auch schon eine „konkretere Vorstellung“ vom späteren Lebensort.

Schleswig-Holstein ist das einzige Bundesland, das die Landarztquote bislang ablehnt. Zwar haben auch Hamburg, Berlin, Bremen und Brandenburg keine Landarztquote. Sie kommt für diese Länder aber auch nicht infrage, weil Bremen und Brandenburg keine staatlichen Medizinstudiengänge und Berlin und Hamburg weder ländliche Regionen noch einen Mangel an Haus­ärz­t:in­nen haben.

Zwang ist der falsche Weg

Henrik Herrmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, bezeichnet die Landarztquote als unangemessen. „Ich setze lieber auf Hausärzt:innen, die freiwillig und gerne in ländlichen Regionen arbeiten“, sagt Herrmann der taz. Zielführender als Zwang und Geldstrafe sei es, die ländlichen Regionen attraktiver zu machen und die Arbeitsbedingungen vor Ort an die Bedürfnisse junger All­ge­mein­me­di­zi­ne­r:in­nen anzupassen. „Die junge Generation will lieber in Teams arbeiten, als alleine eine Praxis zu führen“, sagt Herrmann.

Eine gute Lösung seien Gesundheitszentren. „Hier arbeiten die Ärz­t:in­nen angestellt und mit anderen Gesundheitsberufen zusammen, die delegierbare Aufgaben übernehmen. So haben die Ärz­t:in­nen mehr Zeit für die Patient:innen.“ Darüber hinaus hätten sie kein unternehmerisches Risiko, feste Arbeitszeiten sowie die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, sagt Herrmann. In Schleswig-Holstein gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums 114 solcher Gesundheitszentren. Seit 2014 können solche Zentren auch von Schleswig-Holsteins Kommunen eröffnet werden.

Um die ärztliche Versorgung auf dem Land zu sichern, setzt die schwarz-grün-gelbe Landesregierung unter anderem auf die Stärkung des Gesundheitsberufs Physician Assistant. Physician Assistants nehmen Haus­ärz­t:in­nen Arbeit ab – sie führen zum Beispiel Vorgespräche mit Patient:innen, erheben die Krankengeschichte, machen Untersuchungen oder Hausbesuche.

Darüber hinaus fördert die schleswig-holsteinische Regierung Projekte zur Verbesserung der Telemedizin im ländlichen Raum sowie das Programm „LandärztInnen Nord 2.0“ der Uniklinik Schleswig-Holstein. Dieses Programm bereitet Ärz­t:in­nen aus Drittstaaten und Ärzt:innen, die längere Zeit nicht gearbeitet haben, auf die Tätigkeit in ländlichen Regionen Schleswig-Holsteins vor. Die Teil­neh­me­r:in­nen besuchen Fortbildungen und hospitieren in verschiedenen Praxen und Kliniken.

Zusätzlich dazu vergibt die Landesregierung Stipendien an Medizinstudierende, die sich verpflichten, zwei Jahre ihrer Facharztweiterbildung im ländlichen Raum zu absolvieren und danach für mindestens zwei Jahre als Ärz­t:in in Schleswig-Holstein zu arbeiten – entweder in der hausärztlichen Versorgung oder in den Bereichen Pädiatrie, Nervenheilkunde oder Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dadurch sollen die Sti­pen­dia­t:in­nen einen Einblick in die Gesundheitsversorgung auf dem Land erhalten und Lust bekommen, nach der Facharztweiterbildung in ländlichen Regionen zu arbeiten.

Diese Maßnahmen seien „durchaus erfolgreich“ angelaufen und würden von den „beteiligten Akteuren aktuell als zielführend und ausreichend bewertet“, heißt es vom schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerium. Gerade werde geprüft, ob es in Zukunft weitere Maßnahmen brauche – „und ob die Landarztquote in diesem Kontext wirklich das richtige Mittel ist“.

Stefan Wilm ist Lehrstuhlinhaber und Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Uni Düsseldorf. Er begrüßt die Landarztquote zwar grundsätzlich – allen voran deswegen, weil das Auswahlverfahren über den „dummen Numerus clausus“ hinausgehe. „Ob die Quote aber tatsächlich dazu führen wird, dass sich die Ärz­t:in­nen nach der Facharztweiterbildung auf dem Land niederlassen – ob man sie wirklich juristisch dazu zwingen kann –, da bin ich noch ein bisschen skeptisch“, sagt Wilm.

Arzt mit Mundschutz misst Blutdruck bei einer Patientin.

Einer von zu wenigen: Landarzt Ralf-Achim Scheffel bei der Arbeit Foto: Roger Hagmann

Sinnvoller sei es, die Curricula der Medizinstudiengänge so umzubauen, dass die Studierenden mehr Interesse entwickelten, später als Haus­ärz­t:in in ländlichen Regionen tätig zu sein. „Je früher und öfter Studierende im Studium Kontakt zur Allgemeinmedizin auf dem Land haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie später einmal als Land­ärz­t:in arbeiten“, sagt Wilm. In den meisten Medizinstudiengängen in Deutschland finde allerdings nur ein zweiwöchiges Hausarztpraktikum im neunten oder zehnten Semester statt. „Viel zu spät, denn zu diesem Zeitpunkt streben viele der angehenden Me­di­zi­ne­r:in­nen bereits eine spezialisierte Facharztausbildung an.“

An der Uni Düsseldorf machen Studierende bereits ab dem 2. Semester Praktika bei Haus­­ärz­t:in­nen

Die Uni Düsseldorf nimmt mit ihrem Modellstudiengang Medizin eine Vorreiterrolle ein. Hier machen die Studierenden bereits ab dem zweiten Semester Praktika bei niedergelassenen Haus- und Kinderärzt:innen, insgesamt sind elf Wochen vorgesehen. „In keinem anderen Modellstudiengang in Deutschland verbringen Medizinstudierende verpflichtend so viel Zeit in Hausarztpraxen“, sagt Wilm.

Zusätzlich zu vielen Hausarztpraktika seien Seminare sinnvoll, in denen die Studierenden lernen, wie sich die Arbeit von Haus­ärz­t:in­nen auf dem Land und in der Stadt unterscheidet – und welche besonderen Fähigkeiten Land­ärz­t:in­nen brauchen. „Hausärzt:innen in ländlichen Regionen sind vielfältiger gefordert – deswegen, weil die Facharztdichte auf dem Land deutlich geringer ist und sie ihre Pa­ti­en­t:in­nen nicht einfach so an Spe­zia­lis­t:in­nen verweisen können“, erklärt Wilm. Im Vergleich zu Ärz­t:in­nen in der Stadt müssten Land­ärz­t:in­nen öfter kleine chirurgische Eingriffe durchführen, Wunden versorgen, Kinder behandeln und Hausbesuche machen.

Jenseits der Quote

Solche Seminare werden derzeit an den Universitäten Duisburg-Essen, Bochum und Witten erprobt – im Rahmen des Projektes Localhero (Longitudinales Curriculum Allgemeinmedizin zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen). Die Teil­neh­me­r:in­nen absolvieren jedes Jahr ein Hausarztpraktikum auf dem Land und besuchen begleitende Seminare. Das Projekt wird vom Bundesgesundheitsministerium mit 1,7 Millionen Euro gefördert und läuft seit Januar 2022 bis Ende 2024, die Evaluation übernehmen Stefan Wilm und seine Kol­le­g:in­nen an der Uni Düsseldorf.

Was in NRW noch getestet wird, ist im neuen Modellstudiengang Medic (Medizin in Chemnitz) der TU Dresden bereits fest im Curriculum integriert. Die Studierenden arbeiten früh mit niedergelassenen Ärz­t:in­nen aus der Region zusammen – und besuchen Seminare, in denen sie auf die Tätigkeit als Land­ärz­t:in vorbereitet werden. Der Großteil des Studiums findet auf dem Medizincampus des Klinikums Chemnitz statt. Ziel des im Herbst 2020 eingeführten Studiengangs ist es, speziell dem Ärztemangel in Südsachsen – wo auch Landarzt Scheffel arbeitet – entgegenzuwirken. In diesem Gebiet wird bis zum Jahr 2030 fast je­de:r fünf­te An­woh­ne­r:in 75 Jahre oder älter sein, der Bedarf an Ärz­t:in­nen ist hier also besonders groß.

Das Land Sachsen finanziert die 50 Studienplätze des Modellstudiengangs. Darüber hinaus übernimmt der Freistaat seit 2020 die Studiengebühren von jährlich 20 Studierenden des deutschsprachigen Studiengangs Humanmedizin an der ungarischen Universität Pécs. Im Gegenzug verpflichten sich die Sti­pen­dia­t:in­nen dazu, nach dem Studium eine Weiterbildung zur Fach­ärz­t:in für Allgemeinmedizin in Sachsen zu machen und anschließend für mindestens fünf Jahre als Haus­ärz­t:in in unterversorgten Regionen zu arbeiten.

Die Landarztquote ist also nur eine von vielen Maßnahmen, die Sachsen ergreift, um Haus­ärz­t:in­nen für die Arbeit auf dem Land zu gewinnen. Das ist auch bei den anderen Bundesländern so – kein Land setzt allein auf die Landarztquote.

Bis die Maßnahmen Wirkung zeigen, ist es für Landarzt Ralf-Achim Scheffel vermutlich zu spät. Denn spätestens in drei Jahren – dann ist er 80 Jahre alt – möchte Scheffel in Rente gehen. Angst davor, dass er seine Praxis dann schließen muss und seine Pa­ti­en­t:in­nen ohne Hausarzt dastehen, habe er aber keine. „Ich bin Optimist und glaube daran, noch rechtzeitig ei­ne:n Nach­fol­ge­r:in zu finden.“

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