Rassistischer Anschlag in Buffalo: To-Do-Liste zum Töten

Während Joe und Jill Biden den Tatort besuchen, werden immer mehr Details zur Planung des rassistischen Anschlags vom Samstag bekannt.

Um einen Baum sind unzählige Blumen aufgetürmt. Joe und Jill Biden stehen andächtig davor

Gedenken in Buffalo: US-Präsident Joe Biden und First Lady Jill Biden besuchen den Tatort Foto: Andrew Harnik/ap

NEW YORK taz | Eine To-do-Liste zum Töten: Der mutmaßliche Attentäter von Buffalo im US-Bundesstaat New York hatte seine Tatplanungen offenbar schon lange vor der Tat online veröffentlicht. Nach der tödlichen Attacke auf einen Supermarkt in Buffalo am Samstag tauchen immer mehr Details über den 18-jährigen Payton G. auf, der direkt nach der rassistisch motivierten Tat von der Polizei festgenommen wurde.

So machten Screenshots von einer Art Liste mit notwendigen Erledigungen vor dem Attentat die Runde, die er unter dem Namen „Jimboboiii“ gepostet haben soll. Wie Medien berichten, hatte G. denselben Namen auch für den Livestream benutzt, mit dem er die Tat im Internet ausstrahlte.

Am Samstag hatte der Täter in einer mehrheitlich von Schwarzen bewohnten Nachbarschaft ein Blutbad angerichtet: Zehn Menschen starben, drei weitere wurden verletzt, als der Mann zunächst auf dem Parkplatz davor, dann in der Tops-Supermarktfiliale losschoss. Kurze Zeit nach dem Angriff tauchte ein Manifest auf, das G. zugeschrieben wurde: Auf 180 Seiten stellt der 18-Jährige sich und seine rassistische Motivation vor und beschreibt seine Anschlagspläne bis ins Detail.

„Was hier passiert ist, ist schlicht und einfach Terrorismus“, sagte der demokratische US-Präsident Joe Biden bei einer emotionalen Rede am Dienstag. Er nannte die Tat „einen mörderischen rassistischen Amoklauf“. Zuvor hatte er mit seiner Frau Jill den Tatort besucht und Blumen niedergelegt.

Biden: „White supremacy ist ein Gift“

In seinem Manifest bezeichnet sich G. als „white supremacist“ – er hängt also der Theorie einer Überlegenheit weißer Menschen an. Etliche Seiten lang führt er aus, wie er im Internet vom Verschwörungsmythos des „großen Austauschs“ erfuhr und zum Anhänger wurde.

Die „Umvolkung“ ist eine Theorie der extremen Rechten. Nach dem Manifest wird die „weiße Rasse“ – in G.s Deutung alle, die von christlich geprägten weißen Eu­ro­päe­r*in­nen abstammen – nach und nach ersetzt durch Nicht-Weiße. Die nennt G. „replacers“. Seine Tat sieht der Autor des Manifests als Weckruf und heroischen Kampf gegen einen „weißen Genozid“ an.

„White supremacy ist ein Gift“, sagte Präsident Biden am Dienstag. Er fordere alle US-Amerikaner*innen auf, diese „Lüge“ zurückzuweisen und sich klar und deutlich zu positionieren: „Wir dürfen nicht schweigen.“

Doch Opfer von Schusswaffengewalt in den USA fordern mehr als nur Worte. Zumal am Wochenende gleich an mehreren Orten Angriffe tödlich endeten: Neben der Tat in Buffalo kam es am Sonntag bei einer Attacke in einer kalifornischen Kirche zu einem Toten und mehreren Verletzten; zwei Menschen starben ebenfalls am Sonntag durch Schüsse auf einem Flohmarkt in Texas, drei wurden verwundet. „Wir können das nicht ein typisches Wochenende in Amerika sein lassen“, erklärte die Organisation „Guns down America“, die für strengere Waffengesetze plädiert.

G. hatte sein Gewehr der Marke Bushmaster legal gekauft und dann, so beschreibt es zumindest das Manifest, selbst daran herumgebastelt. Der Vorbesitzer habe die halbautomatische Waffe nämlich so modifiziert, dass ihr Besitz mit dem Gesetz im Bundesstaat New York übereinstimme – was G. dann wieder verändert habe.

Laut werden nun auch Fragen, warum das Red-Flag-Gesetz in New York die Bluttat nicht verhindern konnte. Das soll Menschen vom Waffenbesitz oder -kauf abhalten, die etwa drohend aufgetreten sind und für sich oder andere zur Gefahr werden könnten. G. war nämlich im vergangenen Jahr der Polizei gemeldet und zu einer Beurteilung seiner psychischen Gesundheit geschickt worden. Die New York Times berichtet, er habe in der Schule nach Fragen zu seinen Plänen nach dem Abschluss geantwortet, er wolle „murder-suicide“, also erweiterten Selbstmord, begehen.

Nach Recherchen der Zeitung geht aus den Chat-Protokollen hervor, dass G. bei der Beurteilung gelogen habe, die Bemerkung sei nur ein Witz gewesen – und nicht der schreckliche Plan, den der 18-Jährige mutmaßlich nun in die Tat umgesetzt hat.

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