Lehrermangel in Berlin: Weniger Stunden – guter Unterricht

Den vorgeschriebenen Stundenplan trotz der Personallage an den Schulen zu erfüllen, bringt wenig. Viel sinnvoller wäre, das Pensum zu reduzieren.

Ein leeres Klassenzimmer.

Zu wenige Leh­re­r:in­nen an Berliner Schulen bedeutet Stundenausfall Foto: Jürgen Ritter/imago

Zum neuen Schuljahr fehlen über 1.000 Lehrkräfte in Berlin. Weniger individuelle Förderung, vollere Klassen und Zementieren von Bildungsungerechtigkeit sind die Folgen. Aber – so hat es Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse verkündet – die vorgeschriebene Stundentafel sei nicht in Gefahr. Heureka! So werden auf dem Papier möglichst viele der vorgeschriebenen Stunden in allen Fächern erteilt werden.

Was dann in diesen Stunden qualitativ passiert und was die Schü­le­r*in­nen wirklich lernen, ist egal. Stunden werden erteilt, Förderung fällt weg. Doch die Kürzung der Förderangebote würde vor allem Schü­le­r*in­nen treffen, bei denen die individuelle Förderung besonders wichtig ist. Der riesige Lehrkräftemangel wird Berlin noch Jahre begleiten. Sollte da die Aufrechterhaltung des Stundenplans wirklich das bestimmende Handlungsmotiv sein?

Als ehemaliger Lehrer kann ich sagen, dass meinen Schü­le­r*in­nen 30 Stunden guter und personell abgedeckter Unterricht mit Förderangeboten deutlich mehr gebracht hätten als 35 Stunden, von denen für viele Schü­le­r*in­nen nicht viel rumkommt, wenn ständig Leh­re­r*in­nen wechseln oder der Unterricht gleich ganz ausfällt.

Wäre weniger nicht mehr? Weniger Stunden, mehr Förderung. Weniger Stunden, mehr Zeit für je­de*n ein­zel­ne*n Schüler*in. Weniger Stunden, aber bessere Bildung. Jetzt müssen die Weichen für eine gut ausgestattete und anders gedachte Berliner Schule gestellt werden. Dass im neuen Berliner Doppelhaushalt 17 Millionen Euro mehr für die Lehrkräfteausbildung und 3 Millionen für multiprofessionelle Teams vereinbart wurden, ist gut.

Dass Raed Saleh diese Ausgaben als „bildungspolitisches Feuerwerk“ bezeichnet, ist ein Witz. Ein bildungspolitisches Feuerwerk, das seinen Namen verdient, würde deutliche Mehrausgaben für eine Ausbildungsoffensive bei Lehrkräften und Sozialarbeiter*innen, den schnellen Aufbau von multiprofessionellen Teams sowie eine Überarbeitung des Lehramtsstudiums bedeuten, so wie es die Kampagne „Schule muss anders“ schon lange fordert.

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