Café Bateau Ivre in der Oranienstraße: Zwangsräumung im Juni

Das Café Bateau Ivre soll schon bald raus. Der Betreiber hatte zwei Monatsmieten in der Pandemie verspätet gezahlt – und Streit mit dem Vermieter.

Blick auf den Heinrichplatz und das Eck-Cafe Bateau Ivre

Könnte bald verschwinden: Das markante Ecklokal Bateau Ivre Foto: dpa

BERLIN taz | In der Oranienstraße in Kreuzberg droht erneut einer Institution das Ende. Das Café und Restaurant Bateau Ivre direkt am Heinrichplatz soll nach 23 Jahren Betrieb am 8. Juni zwangsgeräumt werden. Einen Räumungstitel hatte der private, lang im Kiez beheimatete Hauseigentümer bereits im August 2021 vor dem Landgericht Tegel erwirkt. Doch erst jetzt mit Einschalten des Gerichtsvollziehers und Setzung des Räumungstermins haben sich die Betreiber des Bateau Ivre entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Im Schaufenster hängen seit einigen Tagen Zettel mit der Aufschrift: „Das Schiff wird versenkt.“

Auf Anfrage der taz erzählt der Betreiber Atalay Aktaş, wie es dazu kam: 2021 war er während des Lockdowns zwei Monatsmieten schuldig geblieben. Der Vermieter habe daraufhin eine fristlose Kündigung ausgesprochen. Aktaş sagt, er habe dann alles zusammenkratzt und gezahlt: „Aber das hat nichts mehr gebracht.“

Auch nach dem erwirkten Räumungstitel hätten beide Seiten noch über eine „friedliche Lösung gesprochen“. Doch Anfang Februar sei die Situation eskaliert, als der Vermieter forderte, bis Ende des Monats zu räumen. Aktaş weigerte sich und „boykottiert“ seitdem die Mietzahlungen.

Auch die Bezirkspolitik ist auf die festgefahrene Situation aufmerksam geworden. Am Mittwoch soll die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg auf Antrag der Grünen die Resolution „Das ‚Bateau Ivre‘ muss bleiben“ beschließen. Darin wird es als „wichtiger Treffpunkt für die An­woh­ne­r*in­nen“ beschrieben, als einer der „rar gewordenen Orte (…), an dem die bunt gemischte Nachbarschaft zusammenkommt“ und auch „Menschen mit geringerem Einkommen einen Platz“ finden.

Suche nach Verständigung

Gefordert wird, dass sich das Bezirksamt „mit dem Eigentümer über eine Verlängerung des Mietvertrags“ verständigt. „Wir wollen die Kooperation zwischen Vermietern und Kiezläden beibehalten“, so die Mitinitiatorin der Resolution Hülya Kilic zur taz. Gegen die Verdrängung spricht sich auch eine Petition aus, die am Montag gestartet wurde.

Ob eine Verständigung noch möglich ist, erscheint aber zumindest fraglich. Denn, erzählt Aktaş selbst, das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vermieter ist schon länger belastet. Aktaş, zuvor Gastgeber der Schwarzen Taube in der ­Wrangelstraße, hatte das Lokal 2019 mit der Maßgabe übernommen, alle Mit­ar­bei­te­r:in­nen weiterzubeschäftigen. Die Zusammenarbeit habe sich aber schwierig gestaltet, sodass nach und nach Beschäftigte mit ihm oder er mit ihnen „gebrochen“ habe. Der Vermieter habe zu den alten Mit­ar­bei­te­r:in­nen gehalten.

Mit Blick auf den Räumungstermin sagt Aktaş: „Durch den Gang an die Öffentlichkeit sehe ich wieder Licht am Ende des Tunnels.“ Sollte es dennoch nicht mehr zu einer Einigung kommen, blieben ihm nur zwei Varianten: „Entweder wir demontieren den Laden eine Woche vorher. Oder wir liefern uns eine Straßenschlacht mit dem Gerichtsvollzieher und den Polizisten.“

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