Coronawelle im kommenden Herbst: Ein Plan für Kinder und Jugendliche

Im Herbst steigen voraussichtlich die Infektionszahlen. Der Präsident der Bundesärzte­kammer mahnt, junge Menschen dann stärker zu berücksichtigen.

Eine Erwachsene Person läuft mit einem sehr jungen Kind an der rechten Hand und einem Rucksack in der Linken Hand auf eine Tür zu.

In der Kita treffen Kinder auf andere Kinder – wichtig für soziales Lernen Foto: Annette Riedl/dpa

BERLIN taz | Während der Pandemie mussten die Schulen in Deutschland über Wochen hinweg schließen. Auch auf öffentlichen Plätzen durften sich Kinder und Jugendliche anfangs nicht mehr aufhalten. Wenn sie zum Beispiel in Leipzig Fußball spielten oder sich im Park trafen, wurden sie teils von der Polizei gejagt und mussten mit Strafen rechnen. Hinzu kam dann noch die Isolation – mit anderen treffen war tabu.

Viele Studien belegen mittlerweile, dass die Infektionsschutzmaßnahmen soziale und psychische Folgen für Kinder und Jugendliche in Deutschland hatten. Der Deutsche Ärztetag will bei seinem Treffen ab Dienstag in Bremen schwerpunktmäßig erörtern, wie sich die Covid-19-Pandemie auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirkt. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte bereits im Vorfeld gegenüber der Deutschen Presseagentur, es brauche rechtzeitig Pläne für den Herbst.

Die Bundes- und Länderregierungen sollten spätestens bei der Mi­nis­ter­prä­si­den­t*in­nen­kon­fe­renz am 2. Juni über eine Coronastrategie beraten, die Schulen und Kindertagesstätten einen sicheren Betrieb ermögliche. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte in der vergangenen Woche angekündigt, zeitnah seinen Coronaplan für den Herbst vorzustellen. Bisher stimme er sich noch mit dem Kanzleramt über die zweite Jahreshälfte ab.

In den vergangenen Wochen betonte der Gesundheitsminister immer wieder, die Pandemie sei noch nicht vorbei, eine erneute Omikron-Welle im Herbst wahrscheinlich und auch, dass eine Delta-Variante zurückkehre, nicht unmöglich. Er kündigte bisher an, verschiedene Impfstoffe zu beschaffen. Laut einem Bericht des Handelsblatts plant das Bundesgesundheitsministerium, 830 Millionen Euro für Impfdosen auszugeben. Mit einer breiten Auswahl wolle Lauterbach auf alle Eventualitäten im Herbst vorbereitet sein.

Impfkampagne bisher „halbherzig und uninspiriert“

Am Samstagabend verwies Lauterbach auf eine Studie zum Corona-Medikament Paxlovid. Sie hatte gezeigt, dass das Medikament den Krankheitsverlauf vieler Menschen während der Omikron-Welle in Hongkong zwischen Februar und April abmilderte. Lauterbach nannte die Studienergebnisse eine gute Nachricht: „Paxlovid, davon haben wir sehr viel für den Herbst gekauft, senkt die Sterblichkeit von Covid im Praxiseinsatz deutlich.“

Ärztepräsident Klaus Reinhardt bringt auch eine weitere „mutige, multimediale“ Impfkampagne ins Gespräch. Die bisherige Impfkampagne, welche laut Tagesspiegel etwa 38 Millionen Euro kostete, sei „halbherzig und uninspiriert“ gewesen. Aber eine möglichst hohe Impfquote sei essenziell für eine wirksame Impfquote. Ärztepräsident Reinhardt betont aber: „Corona-Infektionen verlaufen bei jungen Menschen fast immer sehr mild.“ Daher sollten eher die Kollateralschäden der Maßnahmen gegen die Pandemie im Fokus stehen.

Einen Einfluss auf die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen während der Pandemie hatte nach der derzeitigen Studienlage die soziale Situation. Die Höhe des Einkommens der Eltern, die Größe der Wohnfläche oder partnerschaftliche Konflikte zwischen den Erziehenden spielten eine Rolle.

Eine bundesweite Studie des Uni-Klinikums Hamburg-Eppendorf befragte mehr als 1.100 Kinder und Jugendliche zu mehreren Zeitpunkten in der Pandemie zu ihrer psychischen Gesundheit. Sie ergab, dass sich die psychische Situation besserte, wenn Freizeitangebote und Schulen wieder zugänglich waren.

Bei der Befragung im Spätsommer 2021 hatten, verglichen mit den ersten Monaten der Pandemie, weniger Kinder und Jugendliche mit depressiven Symptomen oder Ängstlichkeit zu kämpfen. Allerdings lagen psychische Auffälligkeiten 10 Prozentpunkte höher als bei Studien vor den ersten Maßnahmen.

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