Hunger durch hohe Lebensmittelpreise: Weizen bleibt teures Gut

Der bereits sehr hohe Preis für das Getreide hat sich im April nochmals erhöht. Das berichtet die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO).

Eine Hand hält Weizenkörner

Weizen wird immer teurer Foto: Yahya Arhab/epa

BERLIN taz/dpa | Die internationalen Weizenpreise sind im April auf bereits hohem Niveau leicht gestiegen. Das Getreide habe sich im Schnitt um 0,2 Prozent verteuert, teilte die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) am Freitag mit. „Die anhaltende Blockade von Häfen in der Ukraine und die Besorgnis über die Ernte in den Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 2022 hielten die Preise hoch“, berichteten die MarktexpertInnen in Rom. Größere Lieferungen aus Indien, unerwartet hohe Ausfuhren aus Russland und eine leicht gedämpfte weltweite Nachfrage infolge der hohen Kurse hätten den Preisanstieg gebremst.

Die unter anderem wegen des Ukraine-Kriegs stark gestiegenen Lebensmittelpreise könnten dazu führen, dass noch mehr Menschen in Entwicklungsländern hungern müssen. In der EU wird deshalb auch diskutiert, den Getreideverbrauch als Futter und Kraftstoff zu reduzieren oder auf Umweltschutzauflagen für die Landwirtschaft zu verzichten.

Auf dem Weltmarkt wird in den zwölf Monaten bis Juni 2022 laut FAO-Prognose 1 Prozent mehr Weizen angeboten werden als im Vorjahr. Die AnalystInnen haben ihre Schätzung nach oben korrigiert, weil Russland unerwartet viel Weizen vor allem nach Ägypten, in den Iran und in die Türkei exportiert habe.

Dass die Preise dennoch hoch bleiben, dürfte auch an den unsicheren Aussichten liegen. Selbst wenn die Ukraine trotz der Kämpfe wieder große Mengen Weizen produzieren könnte, ist völlig unklar, wie er zu den VerbraucherInnen in anderen Entwicklungsländern gelangen soll. Immerhin ist die Versorgung der Bevölkerung in den nicht besetzten Teilen der Ukraine nach Angaben des Agrarministeriums in Kyjiw gesichert.

UN-Generalsekretär will Lösung für Transport

Angesichts von Nahrungsmittel-Engpässen wegen des Ukraine-Kriegs will UN-Generalsekretär António Guterres das Land zurück an den Weltmarkt bringen. „Eine sinnvolle Lösung für die globale Ernährungsunsicherheit erfordert die Wiedereingliederung der landwirtschaftlichen Produktion der Ukraine und der Lebensmittel- und Düngemittelproduktion Russlands und Belarus' in die Weltmärkte trotz des Kriegs“, sagte Guterres am Donnerstag in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Er werde sein Bestes tun, um einen Dialog anzustoßen.

Die Ukraine war bis Kriegsbeginn einer der weltweit wichtigsten Erzeuger von Weizen sowie ein großer Mais-Produzent. UN-Angaben zufolge wurden 2020 beispielsweise gut 30 Millionen Tonnen Mais und knapp 25 Millionen Tonnen Weizen geerntet. Viele Länder, etwa in Nordafrika, sind abhängig von günstigem Weizen aus der Ukraine. Auch für weltweite Ernährungshilfe ist das Getreide entscheidend. Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine kam der Handel weitgehend zum Erliegen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.