Apokalypse der Woche: Südafrikas tödliche Fluten

Früher hieß es, von einem einzelnen Wetterereignis könne man gar nicht auf den Klimawandel schließen. Mittlerweile gibt es Methoden, genau das zu tun.

Teile des südlichen Afrikas wurden zu Beginn des Jahres von heftigen Niederschlägen überrascht. Mehr als hundert Menschen starben in den Fluten

Ungewöhnlich heftige Regenfälle sorgten zu Beginn des Jahres für Überschwemmungen in Südafrika Foto: Reuters

BERLIN taz | Es war eine der größten Naturkatastrophen, die Südafrika in seiner Geschichte heimgesucht hat: An der Ostküste des Landes regnete es im April tagelang so extrem, dass schließlich das Wasser über die Ufer trat und über das Land hineinbrach. Mehr als 450 Menschen wurden getötet, Tausende Häuser und Existenzen wurden zerstört, der Hafen der Millionenmetropole Durban musste zeitweise dichtmachen. Bei genauem Hinsehen war es allerdings nicht nur eine Natur-, sondern auch eine Menschheitskatastrophe. Jetzt ist nämlich klar: Der Klimawandel, der durch die menschlichen Treibhausgasemissionen ausgelöst wurde, hatte die Finger im Spiel.

Zu diesem Schluss sind Wissenschaftler:in­nen der Forschungsinitiative World Weather Attribution in einer Studie gekommen. Demnach hat die Erderhitzung den Starkregen doppelt so wahrscheinlich gemacht. „Wenn wir nicht die Emissionen reduzieren und die Erderhitzung unter 1,5 Grad halten, werden Extremwetterereignisse immer zerstörerischer“, warnt der Klimaforscher Izidine Pinto von der Universität Kapstadt, Leitautor der Studie.

Auch soziale Ungerechtigkeit hat maßgeblichen Einfluss

Wie viel Klimawandel in einem bestimmten Wetterereignis steckt, untersucht die Klima-Attributionswissenschaft, ein vergleichsweise junger Forschungszweig. Früher hieß es oft, von einem einzelnen Wetterereignis könne man gar nicht auf den Klimawandel schließen. Mittlerweile gibt es Methoden, genau das zu tun.

Gemeinsam mit Me­teo­ro­lo­g:in­nen geben Kli­ma­for­sche­r:in­nen das jeweilige Wetterereignis in allen seinen Details ein. Die lassen sie dann einmal mit den Treibhausgasdaten der realen Welt durchlaufen und dann noch mal mit einer fiktiven Welt ohne den menschlichen CO2-Fußabdruck. Ist es jeweils unterschiedlich wahrscheinlich, dass das Wetterereignis auftritt, kann man diesen Effekt der einzigen veränderten Variable zuordnen: dem menschengemachten Klimawandel.

Für Friederike Otto vom Londoner Imperial College, Mitgründerin von World Weather Attribution, reicht es allerdings nicht, nur den Anteil des Klimawandels an einer Katastrophe zu identifizieren. Auch soziale Ungerechtigkeit hat der Klimaforscherin zufolge maßgeblichen Einfluss darauf, ob aus einem Wetterereignis eine Katastrophe wird. „Die meisten Menschen, die gestorben sind, lebten in Elendsvierteln“, sagt sie. Also in Gegenden, in denen Häuser baufälliger sind und die schlecht an Warn- und Notfallsysteme angebunden sind. „Wir sehen also wieder, dass der Klimawandel besonders stark die verletzlichsten Menschen trifft.“

Dass die Fluten auch den Durbaner Hafen getroffen haben, von wo aus Rohstoffe in alle Welt exportiert werden, erinnere zudem daran, „dass die Folgen des Klimawandels keine Grenzen kennen“.

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