Die Wahrheit: Dünn und Schlau

Wir schreiben das Jahr 2027: Emmanuel Macron ist auf den Trichter gekommen und startet durch als Comedian.

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron guckt gutgelaunt aus einem Autofenster

Schwärmt seit seinen Kindertagen für Oliver Hardy: Emmanuel Macron Foto: AP

Stille. Dann ein parfümierter Lacher. Ex-Staatspräsident Emmanuel Macron, der 2027 nach zehn Jahren Amtszeit aus Verfassungsgründen erst mal nicht mehr antreten darf, versucht in ein Hasenkostüm zu schlüpfen. Es reißt ihm im Schritt. Seine frisch frisierte Frau Brigitte klatscht vor Begeisterung, was ihre Betontolle hält. „Süüpär, mon chouchou!“

Aus dem Kofferradio, das auf einem Campingtisch Modell Louis XIV steht, ist zu hören, dass Macrons Nachfolgerin Marine Le Pen gerade eine Zuckerfabrik irgendwo im Norden der Republik mit den Worten „Es lebe das Zuckervolk!“ einweiht.



Für seine fünf Interimsjahre, denn der ewig 39-Jährige geht so felsenfest wie ein Hasenkostüm davon aus, dass ihn seine „lieben Landsleute“ nach dem Desaster namens Le Pen mit Plaisir wiedererwählen werden, für diese „Zeit der Brücke“ wagt Macron einen weiteren Karriere­sprung. Die Bretter, die die Welt bedeuten und die ihm seine an vielen Jahren reichere Frau Brigitte einst im Provinztheater seines Heimatstädtchen Amiens als Mimentrainerin und Souffleuse beschert haben, einst, als er noch nicht 39-jährig war, doch bereits so aussah, diese Bretter besteigt der Jupiter der Croissants ab 2027 erneut.

Was fürs Leben lernen

Sein humoriger Businessplan? Es umgekehrt wie sein „lieber ukrainischer Freund Wolodymyr“ machen: Nicht erst Comedian und dann Präsident werden, sondern erst Chef und dann Comedian und dann wieder Chef. „Da kann ich wirklich noch was lernen fürs Leben“, sagt der Ex-Bürgerkönig ungewohnt demütig vor handverlesenen Journalisten auf seinem leicht schief liegenden Schauspielschiff auf der allzeit mäandernden Seine.

Derzeit gibt Emmanuel Macron „Dick und Doof“ auf Französisch. Der Meister nennt sich „Délié et Calé“, was übersetzt „Dünn und Schlau“ heißt. Macrons Lieblingsfilmfigur ist seit seinen Kindertagen der korpulente Oliver Hardy. So rührend dummdreist würde der allzeit 39-Jährige „auch gern durchs Leben gehen“, wie er ungewohnt treuherzig den versammelten Medien offenbart.

Da er aber dank guter französischer Führung weder dick noch doof sei und auch für die Figur des heulsusigen, „doch hochintelligenten“ Doofs sehr große Sympathien hege, habe er sich mit seiner Frau Brigitte beraten. Gemeinsam habe man beschlossen, dass er, Macron, abwechselnd „Délié et Calé“ performe. Auch Hologramme von „Dünn und Schlau“ sind für den immer 39 Jahre alten Ex-Präsidenten auf seiner ausgedehnten „Comedytour durch mein Land“ vorgesehen.

Zum Abschluss der Pressekonferenz auf der Seine gibt der wie 39 Jahre alt wirkende „Dünn und Schlau“ eine schräge Kostprobe seines neuen, witzigen Könnens. Immer noch trägt er dafür sein im Schritt gerissenes graubraunes Hasenkostüm. Ein nicht enden wollendes Gemächt hängt ihm hinaus aus der Kostümierung. Gattin Brigitte fällt einbetoniert mit Make-up in quieksende Ohnmacht. Die Medien applaudieren, schon fällt der Vorhang. Rien ne va plus.

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kari

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