Mehr russische Angriffe in Ost-Ukraine: Kampf um den Donbass

Die russische Offensive im Osten der Ukraine kommt nur schwer voran. Russland stoppt zudem die Angriffe auf das Stahlwerk in Mariupol.

Eine ukrainische Flagge und ein Militärhelm auf einem verwüsteten Tisch

Bilder der Zerstörung: Ein zerbombtes Hüttenwerk in Mariupol Foto: Alexei Alexandrov/ap

BERLIN taz | Russland intensiviert seine Angriffe im Osten der Ukraine weiter, aber noch halten sich die Geländegewinne in Grenzen. Die Offensivbemühungen schienen sich am Donnerstag auf den Versuch zu konzentrieren, aus der Region um die Stadt Izyum heraus nach Südosten in Richtung Slowjansk vorzudringen, eine der größten noch von der Ukraine kontrollierten Städte des Donbass. Auch aus dem Osten nähern sich russische Truppen diesem Ziel sowie der Nachbarstadt Kramatorsk. Die ukrai­ni­schen Verteidiger räumten deshalb mehrere Dörfer.

Wie in der Anfangsphase des Krieges häufen sich zugleich wieder ukrainische Aufnahmen zerstörter russischer Kampfgeräte und abgeschossener Flugzeuge. Experten hatten zuvor Zweifel daran geäußert, dass die russischen Truppen jetzt erfolgreicher kämpfen würden als vor zwei Monaten.

In der von russischen Truppen fast vollständig zerstörten Hafenstadt Mariupol geben die russischen Truppen offenbar den Versuch auf, das riesige Stahlwerksgelände Asowstal zu stürmen. Dort halten sich noch immer mehrere Tausend ukrainische Soldaten und Zivilisten auf. Noch am Mittwoch war von Angriffen russischer Spezialkräfte auf Asowstal berichtet worden.

Am Donnerstag soll russischen Berichten zufolge Präsident Wladimir Putin höchstpersönlich den Befehl erteilt haben, den Angriff einzustellen und das Stahlwerksgelände stattdessen von der Außenwelt abzuriegeln, damit „nicht einmal eine Fliege durchkommt“. Grund sei die Notwendigkeit, die eigenen Soldaten zu schonen. Die Stadt sei ja „unter Kontrolle“, so Putin weiter. Die ukrainische Regierung erklärte, die Invasoren seien offenbar nicht in der Lage, das Stahlwerk zu erobern. Sie forderte einen Evakuierungskorridor.

Deutschland vereinbart Ringtausch

Unterdessen gehen die Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine weiter. US-Präsident Joe Biden kündigte am Donnerstag nach einem Treffen mit Ukraines Regierungschef Denys Schmyhal in Washington frische Lieferungen im Wert von 800 Millionen Dollar an, darunter schwere Artillerie und taktische Drohnen. Das folgt auf ein gleich großes Paket vergangene Woche.

Deutschland hat laut AFP einen „Ringtausch“ mit Slowenien vereinbart: Slowenien liefert der Ukraine T-72-Kampfpanzer sowjetischer Bauart und erhält im Gegenzug rund 20 Marder-Schützenpanzer und 20 Fuchs-Transportpanzer. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte im Frühstücksfernsehen am Donnerstag: „Da geht es um Panzer, da geht es um Schützenpanzer, da geht es um unterschiedliche Möglichkeiten, die einzelne Länder abzugeben haben.“ Sie bestätigte zudem, Deutschland werde auch dabei helfen, dass die Niederlande Panzerhaubitzen vom Typ 2000 an die Ukraine liefert.

Alle Militärexperten, so die Ministerin, seien sich sicher, „dass die nächsten zwei Wochen entscheidende Wochen sind im Kampf der Ukraine gegen Russland, und diesen Kampf müssen wir unterstützen“.

Die Bild-Zeitung hatte zuvor berichtet, die Bundesregierung habe eine 48-seitige Liste, auf der die deutsche Rüstungsindustrie der Ukrai­ne drei Tage nach Kriegsbeginn mögliche Lieferungen anbot, bis jetzt zurückgehalten und sie dann vor der Weiterleitung nach Kiew um die Hälfte geschrumpft. Darunter war alles schwere Gerät.

Derweil verschärfen sich die Spannungen zwischen Russland und den baltischen Staaten. Die Parlamente Lettlands und Estlands verabschiedeten Resolutionen, die Russlands Vorgehen in der Ukraine als „Völkermord“ bezeichnen. Zuvor hatte Russland die Konsulate der baltischen Staaten geschlossen. (taz, afp, rtr, dpa)

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