FFF-Aktivist über geplantes LNG-Terminal: „Ungeeignet für post-fossile Zeit“

Fridays for Future demonstriert in Brunsbüttel gegen das geplante LNG-Terminal. Das Großprojekt helfe nicht in der aktuellen Situation.

Ein Aktivist im Kanu und der Aufschrift "Frack off" auf dem Rücken

Proteste gibt es gegen die Pläne für das LNG-Terminal immer wieder Foto: Jonas Walzberg/dpa

taz: Herr Tiedemann, wäre Ihnen russisches Gas lieber als Fracking-Gas aus den USA?

Till Tiedemann: Nein, wir wollen, dass überhaupt kein fossiles Gas mehr gefördert wird – egal von wem. Fossile Energieträger sind überall auf der Welt mit Leid und Elend der Bevölkerung verbunden. Sei es in Russland oder in den USA, wo wegen Fracking-Gas indigene Gruppen aus ihrer Heimat vertrieben werden.

Ohne Gas müssten wir aber die kommenden Jahre frieren, bis klimafreundliche Alternativen vorhanden sind. Das kann auch nicht die Lösung sein, oder?

Das stimmt, aber genauso hilft uns das LNG-Terminal in dieser Situation überhaupt nicht, weil auch das erst einmal gebaut werden muss.

Viele Industriezweige sind ebenfalls vom Gas abhängig und würden wegbrechen.

Diese Industrien müssen so oder so in diesem Jahrzehnt vom Gas wegkommen. Dementsprechend müssen sie so schnell wie möglich eine Transformation durchlaufen.

Sie kritisieren, dass Deutschland sich mit LNG „langfristig von Ländern wie Katar abhängig“ macht. Sie glauben den Beteuerungen einer Übergangslösung nicht?

Nein, diese von der Landesregierung versprochene Übergangslösung ist so nicht möglich. Wenn das LNG-Terminal gebaut werden würde, würde das eher die fossile Abhängigkeit zementieren anstatt es zu einer kurzfristigen Lösung zu machen. Aktiv weitere Zugänge für Gas in Deutschland zu schaffen, halten wir für das Fatalste, was in der momentanen Lage erfolgen kann.

Das Terminal soll so gebaut werden, dass dort anschließend auch Wasserstoff importiert werden kann. Wäre das nicht ein guter Kompromiss?

Till Tiedemann,

17, ist bei Fridays for Future in der Ortsgruppe Itzehoe aktiv.

Das ist das offizielle Narrativ der Bundesregierung. Doch kann es sein, dass statt eines hundertprozentigen Wasserstoffanteils nur eine Mischung aus fossilem Gas und Wasserstoff mit dem Terminal kompatibel ist. Somit ist es für eine post-fossile Zeit ungeeignet.

Die Basis der Grünen in Schleswig-Holstein hat sich kurz vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen den Bau ausgesprochen. Was, wenn sich ihre Haltung nun ändert?

Dieses Szenario ist nicht abwegig. Ich habe aber weiterhin Vertrauen darin, dass Teile der Basis konsequent an der Ablehnung des Terminals festhalten und tatsächlich daran interessiert sind, das Beste für die Bevölkerung vor Ort und für die Menschen im globalen Süden zu wollen. Wir von Fridays for Future hoffen, dass sich daran nichts ändert.

Was erwarten Sie von der künftigen Landesregierung?

Wir erwarten ein aufrichtiges und sachorientiertes Engagement zur Bekämpfung der Klimakrise und eine strikte Ablehnung zum Bau des LNG-Terminals. Zudem hoffen wir, dass Baurechtsreformen nur in Bezug auf erneuerbare Energien angestrebt werden und nicht wie aktuell zur Durchsetzung des Terminalbaus. Speziell von den Grünen erwarten wir, dass weiterhin Druck auf die Führungsebenen gemacht wird. Für uns steht fest, dass dort nur die Profitinteressen des deutschen Fossilkapitals unterstützt werden. Deshalb fordern wir eine klare Offensive beim Ausbau von erneuerbaren Energien.

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