: Lukrative Ferienjobs sind Mangelware
Mit gut bezahlten Sommerjobs den nächsten Urlaub finanzieren – das war einmal. Wegen der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt haben heute nur noch wenige Schüler und Studenten Chancen auf einen der begehrten Jobs
Der Traum vom schnellen Geld durch Ferienjobs hat sich für viele junge Leute ausgeträumt: „Die traditionelle Ferienbeschäftigung wird immer weniger“, sagte Werner Marquis, Sprecher der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen bei der Bundesanstalt für Arbeit, der dpa. Die Wirtschaft habe weniger Bedarf an gering qualifizierten Aushilfen.
“300 Bewerber und zwei Stellen“ meldete die Jobvermittlung der Arbeitsagenturen in Hamm, Kamen und Unna. Auch hier werden dringend Ferienjobs für Schüler und Studenten gesucht. Die Fachleute meinen, das Geschäft sei zwar noch nicht gelaufen, aber für alle Interessierten werde das Angebot nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre nicht reichen.
Die Deutsche Post AG etwa hat in Nordrhein-Westfalen keinen Bedarf für den Sommer. Sprecher Friedrich Buttgereit berichtete, man greife bei Bedarf auf bereits eingearbeitete Studenten zurück. Auch Kaufhäuser, früher eine Bank für Ferienjobs, arbeiten oft mit einem festen Stamm von freien Mitarbeitern. Nur für Spitzenzeiten wie Schlussverkauf oder Weihnachtsgeschäft würden zusätzlich ein paar Aushilfen gesucht. „Es gibt keine klassischen Ferienjobs mehr“, sagte ein leitender Mitarbeiter eines Kaufhauses in Münster. Viele Tätigkeiten, etwa im Lager oder das Auszeichnen der Ware, fielen nicht mehr an.
Die BASF Coatings AG in Münster hat 2150 Mitarbeiter und ist der größte industrielle Arbeitgeber in der Region - aber es gibt lediglich fünf Ferienjobs. „Es ist weniger als im Vorjahr“, sagte Sprecher Michael Golek. Ein Grund sei eine neue Organisation der Arbeit, bei der die Mitarbeiter sich leichter gegenseitig vertreten können. Die meisten Sommeraushilfen sind für das Unternehmen keine Unbekannten und haben schon einmal dort gearbeitet.
Das Jobangebot sei gar nicht schlecht, heißt es dagegen beim Servicereferat des AStA an der Ruhr-Universität Bochum. „Das Schwarze Brett ist immer ziemlich voll“, erklärte eine Studentin. Ob als Nachhilfelehrer, Reiseleiter oder Betreuer für Kinder - die Studierenden sind gefragt. Die Stadt Bochum hat hier Helfer für die Landtagswahlen gefunden. Frühaufsteher könnten sich in den Ferien auch als Zeitungsausträger verdingen. In der Haupturlaubszeit seien immer wieder Stellen für Aushilfskräfte frei, heißt es etwa bei der WAZ in Essen.
Nach Erfahrung der Arbeitsagenturen entstehen bei der Besetzung der Ferienjobs keine Probleme. „Denn die Motivation ist groß“, erklärte eine Jobvermittlerin. Oft seien die Jugendlichen auf den Verdienst angewiesen, um Schulausbildung oder Studium zu finanzieren. „Deshalb beharrt kaum jemand darauf, seinen Traumjob zu ergattern.“ Für Studenten sei es oft noch einfacher, einen Posten auf Zeit zu finden, als für Schüler. Man müsse auch Glück haben und zum richtigen Zeitpunkt kommen, meinte Andreas Liebing, Jobvermittler bei der Arbeitsagentur in Münster - und sich dann schnell entscheiden. dpa