Vorsitz der CDU im Saarland: Wirklich nicht zu beneiden

Tobias Hans schmeißt als CDU-Chef im Saarland hin, übernehmen soll Stephan Toscani. Nach dem Wahldebakel muss er die Partei neu aufstellen.

Stephan Toscani lächelt

Stephan Toscani soll folgen Foto: BekcerBredel/imago

FRANKFURT A. M. taz | Bereits am Tag nach dem Debakel hat Stephan Toscani seinen Hut in den Ring geworfen. Der 55-jährige bisherige Landtagspräsident kandidiert nach der für die Partei desaströsen Landtagswahl für den Vorsitz der saarländischen CDU. Das gab am Montagabend der abgewählte Ministerpräsident und scheidende CDU-Landeschef Tobias Hans bekannt. Nach fast 23 Jahren muss sich die Partei von der Regierungsmacht verabschieden und als Oppositionspartei neu formieren. Keine einfache Aufgabe, um die sich mehrere Aspiranten gerissen hätten.

Dass Toscani antritt, ist keine Überraschung. Schon vor dem Wahlsonntag war in Saarbrücken kolportiert worden, hinter den Kulissen verhandelten die Granden der Partei über „den Tag danach“. Schließlich hatte die Bundespartei die Wahl bereits vorzeitig verloren gegeben. In der ersten Landesvorstandssitzung nach dem Wahldebakel war sich die Runde schnell einig: Toscani soll nicht nur das Erbe des glücklosen Tobias Hans antreten, sondern auch den Landtagsfraktionsvorsitz übernehmen.

Es geht jetzt offenbar schneller als ursprünglich geplant. Der Parteitag ist für den 25. Mai terminiert. Ohnehin hätte Toscani nach dem CDU-Desaster seinen derzeitigen Job an die SPD verloren. In dem eher repräsentativen Amt des Landtagspräsidenten machte der konziliante Jurist zwar eine gute Figur, sein Traumjob aber war es nicht.

Viele hatten Toscani schon 2014 auf dem Zettel, als die damalige CDU-Landesvorsitzende, Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, überraschend als CDU-Generalsekretärin nach Berlin aufbrach. Doch AKK überging ihren Partei-Vize und Finanzminister und setzte stattdessen auf den zehn Jahre jüngeren damaligen Landtagsfraktionschef Tobias Hans. Toscani fügte sich, ohne öffentlich zu murren, und rehabilitierte das Amt, das sein Vorgänger Klaus Meiser wegen einer peinlichen Affäre hatte räumen müssen.

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Toscani und der elf Jahre jüngere Hans sind zwar beide lange dabei, aber völlig unterschiedlich unterwegs. Toscani konziliant, bedächtig, zurückhaltend, Hans angriffslustig, forsch, gelegentlich sprunghaft. Der Ältere ist Volljurist, sammelte noch in Bonn Erfahrungen als Ministerialbeamter, diente lange Jahre als Landesminister in verschiedenen Ressorts. Hans gelangte ohne Berufsausbildung oder Studienabschluss über einen Referentenjob in den Landtag. Er war einst der jüngste Ministerpräsident, jetzt wird er der jüngste ehemalige MP werden.

Die Jüngeren in der Saar-CDU überlassen jetzt dem erfahreneren Toscani den Vortritt. Bei der Krisensitzung des Landesvorstands habe nur er Ambitionen angemeldet; um die Aufgabe sei er schließlich nicht zu beneiden, hieß es. „Es reicht ja nicht, einfach A durch B zu ersetzen, wir müssen die Partei neu erfinden“, so einer aus dem Führungsgremium. Zwei Jahrzehnte lang sei die CDU als Regierungspartei im Saarland Ansprechpartner für alle gewesen, die ein Anliegen hatten. „Das fällt jetzt weg“.

Zuhören können, auch auf Menschen zugehen, die nicht zur eigenen Klientel gehören, die Partei als „kreativen Ort“ entwickeln, das seien Anforderungen an den neuen Landesvorsitzenden, so einer derer, die ihm das zutauen und ihm dabei helfen wollen. Immerhin bleibt der gebeutelten saarländischen CDU eine Zerreißprobe über die personelle Neuaufstellung erspart.

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