„Flugbombe“ in Nato-Luftraum abgestürzt: Explosiv in Zagreb

Der Flugkörper, der am Freitag in Zagreb abgestürzt ist, war wohl eine Flugbombe – aus sowjetischer Produktion. Wer das Objekt entsandt hat, ist weiterhin unklar.

Mehrere Männer in Uniform stehen hinter hecken. Sie blicken auf den Boden, wo das FLugobjekt eingeschlagen ist. Hinter ihnen ein weißer Van.

Ja was ist denn das? Polizei und Militär am Ort des Absturzes am Freitag Foto: Anonio Bronic/reuters

Am Sonntagmittag hat der kroatische Verteidigungsminister Mario Banožić bekannt gegeben, dass bei der Bergung des in der kroatischen Hauptstadt Zagreb abgestürzten Flugobjekts explosives Material gefunden worden sei. Es handele sich bei dem Objekt, das am Donnerstag gegen 23 Uhr in der Nähe des Studentenwohnheims explodiert ist, also wohl eher nicht um eine Aufklärungsdrohne, sondern um eine „Flugbombe“ aus sowjetischer Produktion.

Am Freitag früh wurde bekannt, dass das 6 Tonnen schwere Objekt aus dem rumänischen Luftraum kam, über 40 Minuten durch den ungarischen und dann 7 Minuten lang durch kroatischen Luftraum flog, bevor es gegen 23 Uhr in Zagreb abstürzte. Alle drei Länder sind Nato- und EU-Mitglieder.

Ausgewertet werde nun, so Banožić, um was für einen Typ Bombe es sich handele. Weiter gebe es bislang keine eindeutigen Hinweise, von wo das Objekt abgeschossen und ob dies von ukrainischer oder russischer Seite aus passiert sei. Der frühere ukrainische Botschafter in Kroatien und derzeitige Berater des ukrainischen Verteidigungsministers Markiyan Lubkivsky gab im kroatischen Fernsehen an, dass das Flugobjekt nicht in ukrainischem Besitz war. Die russische Seite enthielt sich bisher jeden Kommentars zu dem Vorfall.

Ohne Warnung

Die Blackbox des Flugobjekts sei bei der Bergung ebenfalls gefunden worden und werde jetzt ausgewertet, so Banožić. Weiter merkte er an, dass die kroatische Regierung bislang unzufrieden sei mit der Zusammenarbeit der Staaten, durch deren Luftraum das Objekt geflogen sei. Es sei nicht aufgeklärt, warum die Ungarn die Kroaten nicht informiert hätten, obwohl das Flugobjekt immerhin etwa 40 Minuten in deren Luftraum gewesen sei. Der Stabschef der kroatischen Armee ließ wissen, dass die seine Abwehr das Objekt bei Eintritt in den kroatischen Luftraum gesichtet habe, aber nicht in der Lage gewesen sei, das Objekt abzuschießen, da die kroatischen Mig-21-Kampfjets nicht nachts fliegen dürften und die Piloten für solche Aktionen nicht ausgebildet seien.

Der kroatische Präsident und andere hatten unter anderem die Nato bereits am Freitag und am Samstag dafür kritisiert, zu langsam auf den Vorfall zu reagieren und die Kroaten mit der Untersuchung alleine zu lassen. Es sei ein sehr ernster Vorfall und die Frage, wie ein unbekanntes Flugobjekt sich eine Stunde lang unbemerkt durch den Nato-Luftraum bewegen könne, müsse mit aller Dringlichkeit geklärt werden.

Am Samstagabend ließ Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg via Twitter wissen, dass er mit dem kroatischen Premierminister Andrej Plenković in dieser Angelegenheit telefoniert habe und vereinbart worden sei, in engem Kontakt zu bleiben und bei der Aufklärung zusammenzuarbeiten.

Der Zagreber Bürgermeister Tomislav Tomašević sprach von einem riesigen Glück, dass bei dem Absturz nur Sachschaden verursacht und niemand verletzt worden sei. Es müsse jetzt aber alles getan werden, um herauszufinden, wer das Objekt gesteuert habe und von wo es kam und sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passiere.

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