+++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: 2.187 Tote in Mariupol gemeldet

Russland greift Militärstützpunkt nahe Polen an. Über 100.000 demonstrieren in Deutschland für Frieden. Die russische Armee feuert bei Demo in Cherson Warnschüsse ab.

Ein soldat in Kampanzug und mit Helm. Er hebt seine behandschuhte Hand. Die andere hält ein Gewehr. Im Hintergrund ein zerbombtes Haus

Ein ukrainischer Soldat in Mariupol am 12. März 2022 Foto: Mstyslav Chernov/ap

Stadtverwaltung von Mariupol: Bereits mehr als 2.100 Be­woh­ne­r*in­nen getötet

In der von russischen Truppen belagerten südostukrainischen Hafenstadt Mariupol sind nach Angaben der Stadtverwaltung seit Beginn der russischen Offensive bereits mehr als 2.100 Ein­woh­ne­r*in­nen getötet worden. Die russischen „Besatzer greifen zynisch und absichtlich Wohngebäude und dicht bevölkerte Gebiete an und zerstören Kinderkrankenhäuser und städtische Einrichtungen“, erklärte die Stadtverwaltung am Sonntag im Internetdienst Telegram. Bis Sonntag seien bei russischen Angriffen 2.187 Ein­woh­ne­r*in­nen von Mariupol getötet worden. (afp)

Bürgerrechtler: Über 600 Festnahmen bei neuen Protesten in Russland

Bei neuen Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine sind in Russland nach Angaben von Bürgerrechtlern landesweit mehr als 600 Menschen festgenommen worden. Insgesamt seien am Sonntag Demonstranten in mehr als 30 russischen Städten auf die Straßen gegangen, teilte die Organisation Owd-Info am Abend mit. Das russische Innenministerium sprach von etwa 300 Festnahmen bei den nicht genehmigten Kundgebungen allein in der Hauptstadt Moskau. Aktionen gab es etwa auch in Wladiwostok im äußersten Osten Russlands und in Irkutsk am Baikalsee. Die Siberian Times berichtet gar von beinahe 800 Festnahmen.

Bilder und Videos in sozialen Netzwerken zeigten, wie Menschen von Polizisten mit Schutzhelmen und schwerer Ausrüstung weggezerrt wurden. Es gab auch Videos aus dem Inneren von völlig überfüllten Gefangenentransportern.

Insgesamt wurden den Angaben von Owd-Info zufolge seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar mehr als 14.100 Menschen festgenommen. Auch der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hatte seine Landsleute aufgerufen, gegen den Krieg auf die Straße zu gehen. (dpa)

Warnschüsse gegen Tausende Demonstrierende in Cherson

Russische Soldaten haben bei einer friedlichen Demonstration von Be­woh­ne­r*in­nen im ukrainischen Cherson offenbar Warnschüsse abgefeuert. Die Soldaten hätten eine Salve als „Warnung“ abgegeben, berichtete der Sender Suspilne Cherson am Sonntag. Die südukrainische Großstadt wird seit Anfang März von der russischen Armee kontrolliert. Die ukrainische Regierung wirft Russland vor, ein gefälschtes Referendum zur Gründung einer „Volksrepublik“ in der Stadt zu organisieren.

An dem Protest auf dem zentralen Freiheitsplatz in Cherson beteiligten sich tausende Menschen. Sie schwenkten ukrainische Flaggen und riefen „Cherson gehört der Ukraine“ und „Ruhm der Ukraine“. Als die Protest-Teilnehmer*innen an einer Kolonne russischer Armeefahrzeuge vorbeiliefen, riefen einige Demonstrierende auf Russisch „Faschisten“ und „Geht nach Hause“.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj richtete sich bei Telegram an die Demonstranten in Cherson. Er sei jedem dankbar, „der sich nicht ergibt“ und protestiere, um „den Besatzern zu zeigen, dass die Ukraine unser Land ist“, schrieb er.

Das nahe der von Russland annektierten Halbinsel Krim gelegene Cherson war als erste Großstadt der Ukraine nach dreitägiger Belagerung Anfang März von der russischen Armee eingenommen worden. In der Hafenstadt leben 290.000 Menschen.

Am Samstag warf die ukrainische Regierung Russland vor, ein Pseudo-Referendum zur Gründung einer „Volksrepublik“ in Cherson abhalten zu wollen. „Die Russen versuchen jetzt verweifelt, ein Schein-'Referendum' für eine fingierte ‚Volksrepublik‘ zu organisieren“, twitterte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba. (afp)

US-Journalist in Irpin getötet

Ukrainischen Angaben zufolge soll ein US-Journalist in der Ukraine getötet und ein weiterer verletzt worden sein. Die beiden Männer seien in der etwa zehn Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew gelegenen Ortschaft Irpin unter Beschuss geraten, teilte die Polizei des Gebietes Kiew am Sonntag mit. Die Angaben wurden auch vom Berater des ukrainischen Innenministers, Anton Heraschtschenko, im Nachrichtenkanal Telegram verbreitet.

Ein Feld mit einem Weg. Darauf drei Soldaten in Uniform. Im Hintergrund Rauchsäulen.

Soldaten in Irpin, einem Vorort von Kiew am 12. März Foto: Felipe Dana/ap

Auf Twitter veröffentlichte eine ukrainische Parlamentsabgeordnete ein Video, das den durch einen Splitter im Beckenbereich verletzten Kollegen in einem Kiewer Krankenhaus zeigen soll. Darin erzählt der Mann, sie seien in der umkämpften Ortschaft von einem Kontrollpunkt aus beschossen worden. Ukrainischen Angaben zufolge sollen russische Soldaten geschossen haben. Aus Moskau gab es zunächst keine offizielle Reaktion auf die Vorwürfe.

Berichten, wonach es sich bei dem Getöteten um einen Reporter der New York Times handelte, widersprach die US-Zeitung. Der Journalist habe zwar in der Vergangenheit für das Blatt gearbeitet, sei aber nun nicht für die Times in der Ukraine im Einsatz gewesen, teilte ein Sprecher auf Twitter mit. Man sei „zutiefst traurig“ angesichts der Berichte über den Tod des Filmemachers. (dpa)

Russland und Ukraine sprechen von Fortschritten in Verhandlungen

Die Verhandlungen Russlands und der Ukraine kommen nach Angaben beider Seiten voran. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak erklärt in einem online veröffentlichten Video, Russland verhandle konstruktiver als bisher und habe begriffen, dass die Ukraine keine grundsätzlichen Zugeständnisse mache. Er rechne mit ersten Ergebnissen in den kommenden Tagen. Der russische Unterhändler Leonid Sluzki erklärt der Agentur RIA zufolge, beide Delegationen könnten bald zu einer gemeinsamen Position kommen. Seit Verhandlungsbeginn habe es substanzielle Fortschritte gegeben. (rtr)

Mehr als 100.000 Menschen bei Demos gegen Ukrainekrieg

Etwa 125.000 Menschen haben am Sonntag in fünf deutschen Städten gegen den Krieg in der Ukraine demonstriert. Unter dem Motto „Stoppt den Krieg“ gingen laut den Ver­an­stal­te­r*in­nen in Berlin 60.00 Menschen auf die Straße. In Stuttgart seien es 35.000 Teilnehmende gewesen, in Frankfurt 12.000, in Hamburg 10.000 und in Leipzig 8.000, teilten die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen mit. Zu den Demonstrationen hatte ein Bündnis von mehr als 50 Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen sowie Gewerkschaften und Kirchen aufgerufen.

Die Teilnehmenden forderten ein Ende des russischen Angriffs auf die Ukraine. Ziel müssten Friedensverhandlungen sein, die in ein atomwaffenfreies Europa, gemeinsame Sicherheit, in Frieden und Abrüstung unter Einschluss von Ukraine und Russland mündeten, hieß es in einem gemeinsamen Aufruf der Initiativen. Kritisch äußerten sie sich auch zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben.

Eine überdimensionale Puppe von Vladimir Putin auf einer Demonstration. Putin frisst dabei die Umrisse der Ukraine, die in den Landesfarben angemalt sind und auf denen steht: "Erstrick dran!" Im Hintergrund der Berliner Fernsehturm

Hat ihren Weg zur Berliner Demo gefunden: Puppe von Vladimir Putin, die vorher in Düsseldorf genutzt wurde Foto: Lisi Niesner/rtr

In Berlin zogen die Menschen den Veranstaltern zufolge vom Alexanderplatz zum Großen Stern. In Leipzig hätten sich zeitgleich die 8.000 De­mons­tran­t*in­nen auf dem zentralen Augustusplatz versammelt. In Stuttgart sangen die Menschen im Oberen Schlossgarten gemeinsam das Lied „Imagine“ von John Lennon. In Frankfurt am Main zollte Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) den Menschen in der Ukraine und Demonstranten in Russland Respekt. In Hamburg wurde die Kundgebung auf dem Jungfernstieg mit der ukrainischen Nationalhymne und einer Schweigeminute eröffnet. Hamburgs Diakonie-Pastor Dirk Ahrens sagte, „Flüchtlinge aufzunehmen, ist jetzt unsere erste Aufgabe“. Die Demonstration zeige, „die Gesellschaft ist nicht gespalten, sie ist bemerkenswert einig.“ (epd)

67 Menschen in Massengrab bei Kiew beigesetzt

Wie wird der Krieg in den Ländern der ehemaligen UDSSR wahrgenommen? Die taz glaubt daran, dass je­de:r das Recht auf diese Informationen hat. Damit möglichst viele Menschen von den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine lesen können, veröffentlichen wir die Texte unserer Kolumne „Krieg und Frieden“ daher auf Deutsch und auch auf Russisch.

Nach heftigen Kämpfen mit russischen Truppen sind in der ukrainischen Stadt Butscha bei Kiew 67 Zi­vi­lis­t*in­nen in einem Massengrab beigesetzt worden. Die Nachrichtenagentur Unian veröffentlichte am Sonntag ein entsprechendes Video. Zu sehen ist darin, wie Leichen in schwarzen Plastiksäcken von einem Lastwagen in eine ausgehobene Grube gelegt werden. Im Hintergrund ist eine Kirche zu sehen. Ukrainische Medien zitierten einen Arzt, wonach nicht alle Leichen identifiziert worden seien. In der nordwestlich von Kiew gelegenen Stadt waren Berichten zufolge Wohnhäuser durch Beschuss zerstört worden.

Ein Video von einem Massengrab in der belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine hatte zuvor weltweit für Schlagzeilen gesorgt und einmal mehr das Leid von Zi­vi­lis­t*in­nen in dem von Russland begonnenen Krieg vor Augen geführt.

Die Vereinten Nationen hatten zuletzt den Tod von mehr als 570 getöteten Zi­vi­lis­t*in­nen dokumentiert. Die ukrainische Regierung geht aber von weitaus höheren Zahlen aus. (dpa)

Russische Truppen sollen ukrainischen Ort mit Phosphorbomben angegriffen haben

Russische Truppen sollen bei einem Angriff im Osten des Landes nach Angaben eines örtlichen Polizeivertreters Phosphorbomben eingesetzt haben. Die Ortschaft Popasna rund hundert Kilometer westlich von Luhansk sei in der Nacht von der russischen Armee angegriffen worden, schrieb Polizeichef Oleksij Bilotschyzky am Sonntag im Online-Netzwerk Facebook. Dabei seien auch Phosphorbomben eingesetzt worden. Es gebe „unbeschreibliches Leid und Brände.“ Die Angaben konnten von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüft werden.

Ebenfalls im Donbass im Osten des Landes wurde in der Nacht zum Sonntag nach ukrainischen Angaben ein Zug mit Flüchtenden angegriffen. Dabei seien in Kramatorsk ein Mensch getötet und ein weiterer verletzt worden, erklärte Gouverneur Pawlo Kirilenko. Mit dem Zug wollten seinen Angaben zufolge Menschen aus der nahe den pro-russischen Separatistengebieten liegenden Region nach Lemberg (Lwiw) im Westen der Ukraine fliehen.

Auch die ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Ljudmyla Denissowa hat erklärt, Russland habe verbotene Phosphormunition eingesetzt und damit Kriegsverbrechen begangen. Diese Munition sei bei einem Angriff auf die Ortschaft Popasna in der Region Luhansk verwendet worden. Als Beleg veröffentlicht Denissowa ein Foto, das diesen Angriff zeigen soll.(afp/rtr)

Israel und Türkei sollen Friedensgespräche vermitteln

Die Ukraine arbeitet einem Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge mit Israel und der Türkei als Vermittlerinnen zu Russland zusammen. Es sollten ein Ort und ein Rahmen für Friedensverhandlungen abgesteckt werden. „Wenn dies geklärt ist, wird es ein Treffen geben. Ich denke, es wird nicht lange dauern, bis wir da sind.“ (rtr)

Gouverneur: 35 Tote bei Angriff auf ukrainischen Militärstützpunkt
Blick durch ein Busfenster. Dahinter viel Dunkelheit und ein kleines Mägchen mit Mütze und Rucksack.

Auf der Flucht: Ein Mädchen kommt am 12. März mit einem Bus aus dem Nordosten der Ukraine in Lwiw an Foto: Kai Pfaffenbach/rtr

Bei einem russischen Angriff auf einen ukrainischen Militärstützpunkt nahe der polnischen Grenze sind nach neuesten ukrainischen Angaben mindestens 35 Menschen getötet worden. 134 weitere Menschen seien bei dem Angriff auf den Stützpunkt in Jaworiw nahe Lemberg (Lwiw) am Sonntag verletzt worden, sagte Regionalgouverneur Maxim Kosizky. Zuvor war von neun Todesopfern die Rede gewesen. Der Militärübungsplatz liegt nur rund 20 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt.

Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministers Oleksij Resnikow arbeiteten in dem angegriffenen Internationalen Zentrum für Friedenssicherung und Sicherheit in Jaworiw auch „ausländische Ausbilder“. Ob sich auch zum Zeitpunkt des Angriffs Aus­län­de­r*in­nen auf dem Stützpunkt befanden, war zunächst unklar. Die USA hatten am 12. Februar mitgeteilt, 150 ihrer Aus­bil­de­r*in­nen aus der Ukraine abgezogen zu haben. (afp)

Kiew: Lebensmittel für zwei Wochen Belagerung

Die Stadtverwaltung von Kiew hat nach eigenen Angaben Lebensmittelvorräte für zwei Wochen als Reserve angelegt für den Fall einer Blockade durch russische Truppen. Diejenigen der zwei Millionen Ein­woh­ne­r*in­nen Kiews, die die Stadt noch nicht verlassen hätten, ihre Häuser nicht verlassen haben, „werden nicht ohne Unterstützung sein, wenn sich die Situation verschlechtert“, heißt es in einer Online-Erklärung. (rtr)

Ausländische Ausbilder auf angegriffener Militärbasis

Bei dem Angriff auf einen Militärstützpunkt bei Lemberg (Lwiw) sind nach Angaben der ukrainischen Behörden 9 Menschen getötet und 57 weitere verletzt worden. Ein Reporter der britischen Zeitung „Guardian“, der sich am Übungsplatz Jaworiw aufhielt, berichtete unter Berufung auf Rettungskräfte von mehr als 20 Toten. In dem von Russland angegriffenen Internationalen Zentrum für Friedenssicherung und Sicherheit hätten auch „ausländische Ausbilder“ gearbeitet, erklärte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow am Sonntag im Onlinedienst Twitter. Der Militärübungsplatz liegt nur rund 20 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. (afp/dpa)

Behörden: Erneut Bürgermeister in Ukraine von Russen verschleppt

In der Südukraine ist nach Behördenangaben erneut ein Bürgermeister von russischen Truppen verschleppt worden. „Kriegsverbrechen werden immer systematischer“, schrieb der Chef der Militärverwaltung des Gebiets Saporischschja, Olexander Staruch, am Sonntag bei Facebook. „Der Bürgermeister von Dniprorudne, Jewhenij Matwjejew, wurde entführt.“ Dniprorudne ist eine Kleinstadt mit knapp 20.000 Ein­woh­ne­r*in­nen am Fluss Dnipro, der an dieser Stelle zum Kachowkaer Stausee gestaut ist.

Zuvor hatte Kiew bereits mitgeteilt, dass der Bürgermeister der Stadt Melitopol verschleppt wurde. An seiner Stelle setzten die russischen Truppen eine moskauhörige Politikerin als Statthalterin ein. Be­ob­ach­te­r*in­nen schließen nicht aus, dass Russland unter dem Vorwand einer „Entnazifizierung“ der Ukraine auch in anderen eroberten Gebieten die Verwaltung auswechselt. Der Kreml behauptet, in Kiew hätten „Nazis“ das Sagen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat jüdische Wurzeln. (dpa)

Russische Truppen rücken näher an polnische Grenze

Russische Streitkräfte haben am Sonntagmorgen einen Truppenübungsplatz in der Westukraine angegriffen und damit ihre Offensive näher an die Grenze zu Polen gebracht.

Acht Raketen seien auf den 30 Kilometer nordwestlich von Lwiw gelegenen Truppenübungsplatz Jaworiw abgefeuert worden, teilte die Regionalverwaltung mit, ohne Angaben zu möglichen Opfern zu machen. Der Schießplatz liegt 35 Kilometer von der Grenze der Ukraine zu Polen entfernt. Seit 2015 entsenden die USA regelmäßig Aus­bil­de­r*in­nen auf den Platz, um das ukrainische Militär zu schulen, die Anlage war auch Schauplatz internationaler Nato-Übungen. Er ist auch als Internationales Zentrum für Friedenssicherung und Sicherheit in Jaworiw bekannt.

Präsident Wolodimir Selenski beschuldigte Russland unterdessen, sein Land spalten zu wollen und mit der angeblichen Verhaftung eines Bürgermeisters aus einer Stadt westlich von Mariupol „eine neue Phase des Terrors“ eingeleitet zu haben. „Die Ukraine wird diese Prüfung bestehen. Wir brauchen Zeit und Kraft, um die Kriegsmaschinerie zu brechen, die in unser Land gekommen ist“, sagte er in seiner abendlichen Ansprache an die Nation am Samstag.

Die Explosionen waren auch in Polen zu hören, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur aus Przemysl berichtete. Das Militärgelände liegt nur etwa 80 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt. Lwiw ist Anlaufstelle von Hunderttausenden Ukrainer*innen, die ihr Land wegen des russischen Angriffs in Richtung Europa verlassen wollen. (ap/dpa)

Nato-Chef zur Ukraine: Nächste Tage werden wohl größere Not bringen

Die Nato warnt Moskau vor einem Angriff mit Massenvernichtungswaffen in der Ukraine. „In den vergangenen Tagen haben wir absurde Behauptungen über chemische und biologische Waffenlabore vernommen“, sagt Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg der Welt am Sonntag laut einem Vorabbericht. Der Kreml erfände falsche Vorwände bei dem Versuch, zu rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen sei. „Nachdem diese falschen Behauptungen nun aufgestellt wurden, müssen wir wachsam bleiben, weil es möglich ist, dass Russland selbst Einsätze mit chemischen Waffen unter diesem Lügengebilde planen könnte“.

Die Nato erwartet zudem eine weitere Verschärfung der Kämpfe und der humanitären Notlage. „Wir sehen mit Schrecken die steigenden Zahlen ziviler Opfer und die sinnlose Zerstörung durch die russischen Kräfte“, sagte Stoltenberg der Welt am Sonntag. Die Menschen in der Ukraine widersetzten sich der Invasion mit Mut und Entschiedenheit, „aber die kommenden Tage werden wahrscheinlich noch größere Not bringen“, warnte er.

Stoltenberg lehnte erneut Forderungen ab, die Nato solle eine Flugverbotszone über der Ukraine durchsetzen. Das würde bedeuten, dass russische Kräfte angegriffen werden müssten. „Und damit würde man eine direkte Konfrontation und eine unkontrollierbare Eskalation riskieren. Wir müssen diesen Krieg beenden und ihn nicht noch ausweiten.“ Die Nato sei eine defensive Allianz. „Wir suchen keinen Konflikt mit Russland.“ (rtr/dpa)

Russische Einheiten versuchen weiter Sturm Mariupols

Russische Einheiten versuchen nach ukrainischen Angaben weiter eine Erstürmung der Stadt Mariupol. Prorussische Se­pa­ra­tis­t*in­nen stießen dort mit Unterstützung russischer Truppen in östliche Randbezirke vor, wie die ukrainischen Streitkräfte mitteilten. Eine russische Offensive stehe zudem der Stadt Sjewjerodonezk mit 100.000 Ein­woh­ne­r*in­nen im Gebiet Luhansk bevor. Im Süden des Landes bauten russische Truppen Kräfte an der Industriegroßstadt Krywyj Rih mit über 600.000 Ein­woh­ne­r*in­nen auf. Die Angaben waren unabhängig nicht überprüfbar. (dpa)

Selenski droht Kollaborateuren Russlands in der Ukraine

Selenski droht möglichen Kol­la­bo­ra­teu­r*in­nen Russlands in der Ukraine. Wer sich von Angeboten der russischen Be­satze­r*in­nen in Versuchung geführt sehe, unterschreibe damit sein eigenes Urteil, sagte er in einer in der Nacht zu Sonntag veröffentlichten Videobotschaft. „Das Urteil lautet, mehr als 12.000 Besatzern zu folgen, die nicht rechtzeitig verstehen konnten, warum die Ukraine nicht angegriffen werden sollte.“ Zuletzt hieß es von ukrainischer Seite, dass mehr als 12.000 russische Sol­da­t*in­nen in dem Krieg in der Ukraine getötet worden seien. (dpa)

Evakuierung in Mariupol erneut gescheitert

In der von der russischen Armee belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine scheiterte am Samstag ein weiterer Anlauf zur Evakuierung von Zivilist*innen. 50 Busse hätten wegen Beschusses nicht abfahren können, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk sagte, die Kolonne sei fünf Stunden an einem Kontrollpunkt festgehalten worden. Am Sonntag solle es einen weiteren Versuch geben. Anderswo hätten die Fluchtkorridore funktioniert, sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski. Insgesamt hätten an dem Tag 12.729 Menschen belagerte und umkämpfte Städte verlassen können, der Großteil davon aus der Stadt Sumy im Nordosten. (dpa)

Selenski: Widerstand zeigt Wirkung bei russischer Position

Nach dem hartnäckigen militärischen Widerstand der Ukrainer sieht Selenski erste Veränderungen der Position Russlands. „Jetzt haben sie begonnen, über etwas zu reden – und nicht einfach Ultimaten zu stellen“, sagte er am Samstag vor internationalen Jour­na­lis­t*in­nen in Kiew. Der 44-Jährige ist nach eigenen Worten zufrieden damit, da es das erste Mal seit über zwei Jahren sei, dass Moskau zu einem Dialog bereit sei. (dpa)

Bericht: Himmelfahrtskloster Swjatohirsk in Ostukraine beschädigt

Bei Gefechten in der ostukrainischen Stadt Swjatohirsk in der Region Donezk wurde nach ukrainischen Berichten das Himmelfahrtskloster beschädigt. Am späten Samstagabend sei eine Fliegerbombe rund 50 Meter vom Eingang des Klosters entfernt detoniert, berichtete die Internet-Zeitung Ukrajinska Prawda. Durch die Druckwelle seien Fenster und kirchliche Einrichtungen in unterschiedlichem Ausmaß zerstört worden.

Das wird am Sonntag wichtig

In der Hafenstadt Mariupol soll es einen neuen Versuch geben, Zi­vi­lis­t*in­nen zu evakuieren. In Berlin und anderen deutschen Großstädten wollen am Sonntag erneut Zigtausende Menschen gegen den Krieg Russlands in der Ukraine protestieren. In der Hauptstadt meldete das Veranstalterinnen-Bündnis aus Gewerkschaften, Kirchen, Friedensgruppen und Umweltschutzinitiativen 100.000 Teil­neh­me­r*in­nen an.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.