Unterstützung für die Ukraine: Auch Palästina verdient Solidarität

Von Gerechtigkeit und Freiheit kann nur dann die Rede sein, wenn sie unabhängig von Religion, Kultur und Hautfarbe gilt.

Ein Läufer mit einer palästinensischen Fahne vor einer Betonmauer.

Solidarität mit Palästinenser:innen: Während des internationalen Marathons in Bethlehem am 18. März Foto: Nasser Nasser/ap

Ein 15-jähriges Mädchen wehrt sich gegen die Angriffe von fünf Soldaten. Heldenhaft, mutig und furchtlos – so werden die UkrainerInnen bezeichnet, die Widerstand leisten und für ihre Demokratie kämpfen. Solidarität mit der Ukraine! Doch was, wenn das 15-jährige Mädchen keine Ukrainerin, sondern Palästinenserin ist und Iman heißt? Was, wenn es keine russischen Soldaten, sondern israelische sind?

Ich sehe, wie in deutschen Gärten die ukrainische Flagge weht, und frage mich, wieso im Mai 2021, während Israel in Gaza Hochhäuser mit Zivilisten bombardiert hat, Markus Söder die israelische Flagge auf seinem Instagram-Account postete? Weit weg von Solidarität und Haltung wird dem Leid der PalästinenserInnen keine Beachtung geschenkt. Während in der Ukraine ZivilistInnen als heldenhaft gefeiert werden, wenn sie Militärfahrzeuge mit Molotow-Cocktails bewerfen, werden PalästinenserInnen, die sich mit Steinen verteidigen, als gewalttätig tituliert.

Nicht vergleichbar? Es ist kein Zufall, dass Fotos über vermeintliche Anschläge durch russische Soldaten in den sozialen Medien viral gehen und sich letztendlich als Fotos der Bombardierung im Gaza-Streifen entpuppen. Knappe sieben Tage nach dem Inkrafttreten der Sanktionen gegen Russlands Invasion sprechen einige Medien schon von Putins Pleite. Netflix, McDonald’s, Starbucks – sehr viele namhafte Unternehmen boykottieren Russland.

Doch seit über 70 Jahren Kriegsverbrechen gab es keine vergleichbaren Sanktionen, wenn sie Israel betreffen. Westliche Staaten ordnen Boykottaufrufe gegen Israel als antisemitisch ein und beenden mit diesem Totschlagargument die Debatte. Anstatt beide Konflikte als nicht vergleichbar einzustufen und als „Whataboutism“ abzutun, sollte uns spätestens durch den aktuellen Konflikt deutlich werden, welche Macht die internationalen Gemeinschaft ausüben kann.

Von Gerechtigkeit und Freiheit kann nur die Rede sein, wenn sie unabhängig von Religion, Kultur und Hautfarbe gilt. Solidarität mit der Ukraine, muss auch bedeuten: Solidarität mit Palästina.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Rameza Monir,

Jahrgang 1995, ist Politikwissenschaftlerin aus Tübingen und engagiert sich in der kommunalen Integrationskommission sowie beim Interreligiösen Dialog.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.