Russischer Angriff auf die Ukraine: Wohin mit der Hilfsbereitschaft?

Die Russische Armee steht vor Kiew, immer mehr Menschen müssen fliehen. Auch von Deutschland aus kann man ihnen helfen. Ein Überblick.

Menschen verladen Hilfsgüter.

Hilfsgüterverladung im polnischen Kroscienko am 27. Februar Foto: Beata Zawrzel/NurPhoto/imago

BERLIN taz | Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Invasion der Ukraine befohlen, seine Truppen stehen vor Kiew. Mittlerweile sind mindestens 800.000 Menschen aus dem Land geflohen, auch innerhalb der Ukraine haben wohl Hunderttausende ihr Zuhause verlassen, um den Kämpfen zu entkommen. Wie lässt sich den Menschen in und aus der Ukraine helfen? Und worauf sollte man dabei achten? Ein Überblick.

An welche Organisationen sollte ich Geld spenden?

Der wohl einfachste Weg, den Menschen in der Ukraine und den Geflohenen zu helfen, ist Geld zu spenden. Dabei macht es Sinn, das Geld nicht großflächig an viele verschiedene Organisationen zu verteilen, sondern sich auf eine oder zwei zu beschränken. Außerdem sollte man möglichst auf eine Zweckbindung verzichten. Die Hilfsorganisationen können selbst am besten einschätzen, wofür das Geld gerade am dringendsten benötigt wird.

Es ist wichtig darauf zu achten, an welche Organisation die Spende geht, denn nicht alle sind seriös. Einen Anhaltspunkt können Qualitätssiegel geben, die garantieren, dass das Geld auch wirklich bei den Menschen ankommt, für die es gedacht war.

Das deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen DZI vergibt als Zeichen besonderer Förderungswürdigkeit ein Spenden-Siegel, das als das verlässlichste in Deutschland gilt. Allerdings kostet das Siegel Geld, sodass kleinere Organisationen hier unberücksichtigt bleiben, weil sie sich die Prüfung nicht leisten können. Auf seiner Website hat das Institut inzwischen eine Übersicht mit Organisationen veröffentlicht, die das Siegel tragen und derzeit konkret in der Ukraine helfen. Die Übersicht finden Sie hier.

Aufgeführt sind dort etwa das UNO Flüchtlingshilfswerk, das Rote Kreuz, Ärzte ohne Grenzen, die Caritas und zahlreiche andere Organisationen. Auch das Bündnis Entwicklung hilft und die Aktion Deutschland hilft sind auf der Liste, beide sind Zusammenschlüsse kleinerer Hilfsorganisationen.

Bei kleineren Organisationen ohne Siegel sollte man vor der Überweisung genauer hinschauen. Helfen kann eine Checkliste des DZI, anhand derer sich einschätzen lässt, ob eine Hilfsorganisation seriös ist. Die Checkliste finden Sie hier.

Welche Sachspenden werden gebraucht?

Generell können Geldspenden laut DZI „flexibler und effizienter eingesetzt werden“ als Sachspenden. Bei Sammelaktionen von Ukrai­ne­r:in­nen in Deutschland seien Sachspenden derzeit aber gut aufgehoben, sagt Burkhard Wilke, Geschäftsführer und Leiter des DZI. „Durch persönliche Kontakte wissen diese Menschen, was gebraucht wird und wie sich die Hilfsgüter ins Land transportieren lassen.“ Dafür brauche es kein Qualitätssiegel.

Generell sollte man sich nur an Hilfsinitiativen beteiligen, die mit Organisationen vor Ort in Kontakt sind und wissen, was wo gebraucht wird und wie es dorthin gelangen kann. Entsprechend sollte man auch nur Dinge spenden, nach denen in den entsprechenden Aufrufen gefragt wird. Es gibt Berichte, wonach sich an der Grenze zur Ukraine Hilfsgüter stapeln sollen, ohne dass sie dort gebraucht werden.

Viele solcher Vereine, Organisationen und sonstiger privaten Initiativen sammeln derzeit gezielt Hilfsgüter, in vielen Städten gibt es inzwischen Sammelstellen, die sich über Suchmaschinen im Netz schnell finden lassen.

Gebraucht werden vor allem Hygieneprodukte, Powerbanks, Batterien, Lampen, Schmerzmittel und Verbandsmaterial, Desinfektionsmittel für Wunden, Einmalhandschuhe und unverderbliche Lebensmittel.

Bei Kleiderspenden ist es hilfreich, die Annahmestelle vorher zu kontaktieren, da viele Stellen schon überlaufen. Generell wird vor allem warme Männerkleidung in den Größen M-XXL benötigt, etwa warme Jacken, Thermounterwäsche, Handschuhe und Mützen.

Große Organisationen wie das Rote Kreuz nehmen im Moment keine Sachspenden für die Menschen in und aus der Ukraine an.

Gibt es noch andere Möglichkeiten, zu helfen?

Derzeit befindet sich ein Großteil der Geflüchteten noch in den direkt an die Ukraine grenzenden Ländern. Das wird sich in den nächsten Wochen ändern, auch in Deutschland sind bereits Geflüchtete angekommen. Für die Aufnahme und Unterbringung sind dann zunächst die Städte und Gemeinden zuständig. Laut Deutschem Städte- und Gemeindebund haben viele von ihnen inzwischen zentrale An­sprech­part­ne­r:in­nen geschaffen. Wer helfen will, kann sich dorthin wenden.

Die Initative #Unterkunft des Vereins Elinor hat derweil ein Portal ins Netz gestellt, bei dem sich Menschen melden können, die Betten für ukrainische Geflüchtete frei haben. Laut der Website haben bereits rund 66.000 Menschen hier insgesamt 147.057 freie Betten registriert. Das Portal finden Sie hier.

#LeaveNoOneBehind hat ebenfalls eine Plattform eingerichtet, auf der sich freiwillige He­lfe­r:in­nen registrieren können. Man kann sich beispielsweise für die Begleitung von Behördengängen eintragen, juristische Beratung oder Sprachtandems anbieten. Menschen mit Führerschein können sich für Transporte melden oder angeben, dass sie ein Zimmer oder auch nur eine Couch anbieten. Das Portal von #LeaveNoOneBehind finden Sie hier.

Auch über das Kulturzentrum Gorod in München können sich freiwillige Hel­fe­r:in­nen oder Fah­re­r:in­nen melden oder eine Unterkunft anbieten. Hier werden speziell auch Psy­cho­lo­g:in­nen gesucht, insbesondere solche, die russisch oder ukrainisch sprechen. Sie finden das Portal hier.

Abseits davon gibt es auch noch einige unkonventionelle Möglichkeiten, gegen Putin und seine Desinformationskampagne zum Krieg in der Ukraine aktiv zu werden: Use­r:in­nen der Datingapp Tinder setzen ihren Aufenthaltsort beispielsweise auf St. Petersburg, matchen Rus­s:in­nen und klären sie im Chat über die Kriegsverbrechen ihres Präsidenten auf. Auch in den Bewertungen von Restaurants in russischen Städten hinterlassen Menschen Bewertungen über die Wahrheit des Krieges in der Ukraine.

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