Werder Bremen gegen den Hamburger SV: Nordderby fast wie immer

Werder Bremen gewinnt ein spannendes Spiel gegen den HSV mit 3:2 und ist wieder Tabellenführer. Der Aufstieg ist für beide Clubs realistisch.

Ein Spieler des HSV zieht im Fallen am Trikot eines Spielers von Werder Bremen

Da half auch kein Ziehen und Zerren: Der HSV hat das Nordderby verloren Foto: Christian Charisius/dpa

BREMEN taz | Wenn auf eines in diesen unsicheren Zeiten Verlass ist, dann sind es die Rituale eines Nordderbys zwischen dem HSV und Werder Bremen. An ihnen ändern weder zwei Abstiege noch eine Pandemie etwas. Die Zeitungen holen schon Tage vorher fast jeden vor die Kamera, der jemals bei Grün-Weiß gegen Rot-Weiß mitgewirkt hat. Und die Fanlager kramen am Spieltag ihre über Generationen tradierten Spottgesänge aus der Kiste. In Bremen verabschiedeten bereits am Samstag 2.000 Fans den Mannschaftsbus Richtung A1.

Zusätzliche Brisanz erhielt das Spiel dadurch, dass es das erste Mal seit den legendären vier Spielen in neunzehn Tagen 2009 wieder ein Spitzenspiel war. Dabei störte niemand, dass das Ganze in der 2. Liga stattfand. Im Gegenteil: Der spannende Kampf um Titel und Aufstieg, der mindestens noch bis Platz sieben reicht, hebt sich wohltuend von der Langeweile an der Bundesliga-Spitze ab. Das Spiel selbst wurde den hochgesteckten Erwartungen vom Beginn bis in die hitzige Schlussphase gerecht.

Vor erstmals wieder 25.000 Zuschauer: innen brachen die Werder-Spieler die erste Euphoriewelle, die die Fans der Nordtribüne im Volksparkstadion übers Feld schickten, schnell. Minutenlang schnürten sie den HSV in der eigenen Hälfte ein, indem alle vier Offensivkräfte die Laufwege im HSV-Aufbau aggressiv zustellten und Fehler erzwangen. Das führte zu einem schnellen 1:0 nach 10 Minuten, als Schiedsrichter Daniel Siebert nach Videobeweis auf ein Handspiel von Jonas Meffert entschied und Marvin Ducksch den fälligen Strafstoß sicher einschob.

Auch nach der Führung blieb Werder die gefährlichere Mannschaft, der es nach Ballgewinnen immer wieder gelang, schnell in die Spitze vorzustoßen. In der Folge vergaben die Werderaner mehrere Großchancen, darunter zwei hundertprozentige durch Leonardo Bittencourt und Ducksch, die Torwart Daniel Heuer Fernandez aus kurzer Entfernung parierte.

Noch ein Elfmeter

Der Chancenwucher schien sich unmittelbar nach Wieder-Anpfiff zu rächen, als Meffert fünf Meter vor dem Tor frei an den Ball kam und den Ausgleich erzielte. Kurz darauf hatte der Videoschiedsrichter seinen zweiten großen Auftritt und entschied erneut auf ein Hamburger Handspiel im Strafraum, diesmal durch Bakery Jatta. Der zweite Teil der Bremer Doppelspitze, Niclas Füllkrug, trat zum Strafstoß an und brachte die Bremer wieder in Führung. Ihr aggressives Pressing hielten die Bremer allerdings nicht weiter durch, wodurch sich das Spiel immer weiter in ihre Hälfte verlagerte und HSV-Torwart Fernandez wie gewohnt ins Aufbauspiel eingebunden wurde.

In die bis dahin stärkste Phase der Hamburger hinein, erzielte Ducksch mit einem Flachschuss von der Strafraumgrenze das 3:1. In der kämpferischen Schlussphase schöpften die immer stärker werdenden Hamburger noch einmal Mut, als Robert Glatzel aus kurzer Entfernung den Anschlusstreffer erzielte. Außer einem Abseitstreffer durch den eingewechselten Manuel Wintzheimer sprang allerdings nichts mehr heraus.

Werder war insgesamt die spielerisch reifere Mannschaft und führt die Tabelle nun wieder an. Trainer Ole Werner, der lange nach Spielschluss von den Werder-Fans minutenlang mit Sprechchören gefeiert wurde, hat dem Kader mit etlichen Spielern aus der Abstiegssaison das Vertrauen in die eigene Stärke zurückgegeben. Acht Siege und ein Unentschieden nach Dienstbeginn sind eine beeindruckende Bilanz.

Der HSV kann die erste Heimniederlage der Saison verschmerzen, wenn er an die gute Leistung in der zweiten Halbzeit anschließt, in der er viel Druck entwickelte. Der Aufstieg in die Erste Liga führt in dieser Saison nur über die Nordclubs aus Hamburg und Bremen. Dort dürfte es ein Nordderby um die Tabellenführung allerdings auf lange Sicht nicht wieder geben.

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