Geschlechterrollen in der Pandemie: Care-Arbeit bleibt Frauensache

Eine neue Studie zeigt, dass Corona nur kurz an traditionellen Geschlechterrollen rüttelte. Männer sind schnell wieder „in alte Muster verfallen“.

unge Muetter schieben ihre Kinderwaegen durch den Park

Sag mir wo die Väter sind..... Foto: Sven Simon/imago

BERLIN taz | Obwohl zu Beginn der Pandemie mehr Männer ihren Job verloren haben und zu Hause geblieben sind, war die Pandemie für die Gleichstellung von Frauen und Männern kein Game Changer. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Gleichstellungsreport des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Zwar hätten die Männer anfangs stärker bei der Kinderbetreuung mitgeholfen, „aber sie haben es nicht durchgehalten und sind in alte Muster verfallen“, sagt Dr. Yvonne Lott, die den Report mitverfasst hat.

Weil vor allem Frauen unbezahlte Care-Arbeit leisten, dazu zählen Kinderbetreuung oder Pflege, seien Frauen und Männer nicht gleichgestellt. Zwar ist der Gender Pay Gap, der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen, in den letzten Jahren geschrumpft, aber Frauen verdienen durchschnittlich immer noch 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Ein Grund: Frauen arbeiten viermal so häufig in Teilzeit – oft, weil sie gleichzeitig für die Familie sorgen.

Der Pay Gap schrumpfe wegen der Einführung des Mindestlohns 2015. Weil deutlich mehr Frauen im Niedriglohnsektor arbeiten, wirke sich der Mindestlohn vor allem positiv auf ihr Gehalt aus, so die Studie.

Noch drastischer als der Pay Gap ist die Rentenlücke, der „Gender Pension Gap“: 49 Prozent weniger Rente erhalten Frauen im Vergleich zu Männern. Die Ver­fas­se­r:in­nen des Reports befürchten, dass sich die Pandemie negativ auf den Pension Gap auswirken könne. Denn Frauen hätten während der Lockdowns, Kita- oder Schulschließungen häufiger auf ihre Erwerbsarbeit verzichtet als Männer.

Die Frauenquote für Aufsichtsräte wirkt

Der Einkommensunterschied hänge auch damit zusammen, dass es immer noch „typisch männliche“ und „typisch weibliche“ Berufe gebe. Frauen arbeiten eher in der Pflege oder im Handel, Männer üben vermehrt handwerkliche oder technische Berufe aus, die besser bezahlt sind. Daher fordern die Au­to­r:in­nen des Reports, Kindern und Jugendlichen geschlechteruntypischen Berufe vorzustellen.

Eine positive Entwicklung zeichnet sich beim Frauenanteil in Aufsichtsräten ab, hier zeige die eingeführte Frauenquote Wirkung. Im Bildungsbereich überholten die Frauen sogar und schlossen ihre Schullaufbahn häufiger mit einem Abitur oder der mittleren Reife ab.

Der Report nennt außerdem Maßnahmen, die zur Gleichstellung von Frauen und Männern beitragen könnten: eine Reform des Ehegattensplittings, der Ausbau von (ganztägigen) Betreuungseinrichtungen für Kinder und ein Ende der weit verbreiteten Überstundenkultur.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.