Die Wochenvorschau für Berlin: Aufräumen, blockieren, rasen

Nach Sturmtief „Zeynep“ will die „Letzte Generation“ den BER blockieren. Und im Technikmuseum beginnt eine Ausstellung über illegale Autorennen.

Ein Baum ist nach einem Sturm auf Autos gefallen

Erst wird aufgeräumt, dann der BER blockiert und schließlich gibt's Raserei im Technikmuseum Foto: dpa

Die Sturmtiefs sind vorbeigezogen, in Berlin und Brandenburg wird man „Ylenia“ und „Zeynep“ allerdings wohl noch ein paar Tage hinterherräumen müssen. Von umgewehten Häuserwänden über umgestürzte Bäume bis hin zu abgedeckten Ziegeldächern – was sich vielerorts nur wie eine kräftiger Durchzug angefühlt hat, sorgte in einigen Teilen Berlins für ordentliches Chaos. Auch der Flughafen Berlin-Brandenburg blieb nicht verschont, wegen starker Sturmböen konnten die Maschinen nicht be- und entladen werden, die Folge waren Verspätungen.

Die meteorologischen Herausforderungen mögen ausgesessen sein, dem BER könnten diese Woche jedoch ganz andere Probleme ins Haus stehen: Am Sonntagabend lief das Ultimatum ab, dass die Le­bens­mit­tel­ak­ti­vis­t*in­nen der „Letzten Generation“ der Bundesregierung gestellt haben. Sie fordern die Zusage zu einem „Essen-retten-Gesetz“, das Containern entkriminalisieren und Supermärkte zur Spende von Lebensmitteln verpflichten soll. Nun wollen die Ak­ti­vis­t*in­nen den Druck auf die Politik weiter erhöhen, indem sie „anfällige Infrastruktur wie Häfen und Flughäfen stören“, heißt es in einer Mitteilung des Bündnisses.

Was Essensverschwendung mit dem BER zu tun hat? Vermutlich wenig, abgesehen davon, dass Flugreisen dem Klima schaden, genauso wie die Entsorgung noch genießbarer Bananen, die dann völlig umsonst eingeflogen worden wären. Für anlassbezogenes Blockieren sind die Ak­ti­vis­t*in­nen der Letzten Generation jedoch ohnehin nicht bekannt: Auch bisher haben sie nicht etwa vor Supermärkten demonstriert, sondern mit Blockaden der A100 bundesweit Bekanntheit erlangt. Nicht ohne den Ärger der Au­to­fah­re­r*in­nen auf sich zu ziehen: „Lassen Sie mich durch, ich bin Hausverwalter“, rief einer der wütenden Autofahrer, wohl in der naiven Hoffnung, seine Verwaltertätigkeiten könnten als dringender durchgehen als der Kampf gegen den Klimawandel.

Zwischen Voyeurismus und Unfallprävention

Rettungsgassen für Blaulicht werde man weiterhin frei machen, auch am Flughafen, verspricht das Bündnis. „Lassen Sie mich durch, ich muss nach Mallorca“ dürfte jedoch wenig Aussicht auf Erfolg haben. Der Hausverwalter von der A100 jedenfalls fing irgendwann an, die Ak­ti­vis­t*in­nen gewaltsam von der Straße zu zerren.

Irgendwo zwischen Voyeurismus und Unfallprävention lässt sich die Sonderausstellung verorten, die ab Freitag im Deutschen Technikmuseum am Gleisdreieck zu sehen ist. „Wahnsinn – Illegale Autorennen“ soll die Raserei erklären – von ihren historischen und gesellschaftlichen Wurzeln bis hin zu den Maßnahmen, illegale Autorennen wirksam zu verhindern.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Berliner Polizei. Gezeigt werden auch Fahrzeuge von Unfällen, bei denen Menschen ums Leben kamen, ein zentrales Ausstellungsobjekt ist das Unfallauto des Opfers der Ku'damm-Raser. Die Wracks sollen auch dazu dienen, so das Museum, den Be­su­che­r*in­nen die Gefahren illegaler Rennen und hoher Geschwindigkeiten vor Augen zu führen.

Dass die Ausstellung und ihre Abschreckungswirkung tatsächlich auch die erreicht, die nachts mit getunten Autos durch Berlins Straßen brettern, mag zu bezweifeln sein. Aber vielleicht schafft sie es ja, die vernunftbefreiteste aller identitätspolitischen Debatten dieses Landes noch einmal anzuheizen: die zum Tempolimit auf deutschen Autobahnen.

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