Stürme und Klimawandel: Zusammenhang nicht klar bewiesen

Die menschengemachte Erderhitzung muss nicht automatisch zu den Winterstürmen geführt haben, sagt die Klimaexpertin Friederike Otto.

Trümmer liegen am Strand von Bracklesham Bay. Der Sturm «Eunice» hat in Großbritannien das öffentliche Leben teilweise lahmgelegt und Zerstörung angerichtet.

Klimawandel muss nicht verantwortlich sein: Trümmer am Strand in Großbritannien Foto: dpa

BERLIN taz | Die Serie von Winterstürmen, die derzeit über Europa fegt, ist nur teilweise dem Klimawandel zuzuordnen. Der Einfluss der menschengemachten Erderhitzung auf die Stärke von Winden sei nicht nachgewiesen, sagte die Klimaforscherin Friederike Otto am Freitag bei einer Onlineveranstaltung der Klimastiftung European Climate Foundation. Während der Einfluss des Klimawandels auf Hitzewellen als „Gamechanger“ wissenschaftlich evident sei und auch Niederschläge in einigen Regionen der Welt zwei- bis dreimal wahrscheinlicher mache, sei dies bei Wind nicht so klar, erklärte Otto.

Die renommierte Physikerin betreibt am Imperial College in London Attributionsforschung. Dabei ermittelt sie den Einfluss des Klimawandels auf Wetterextreme, so im vergangenen Jahr bei den Hitzewellen in Nordamerika oder bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.

Noch sei es für konkrete Berechnungen zu den aktuellen Stürmen zu früh, sagte Otto. Generell sei der Einfluss des Klimawandels auf die Stärke von Winden aber nicht nachgewiesen. Nur indirekt habe die Erderhitzung wegen der erwiesenen Zunahme von Niederschlägen einen Einfluss auf das Ausmaß der aktuellen Sturmtiefs in Deutschland.

Die Schäden solcher Wetterereignisse seien wegen der klimawandelbedingt zunehmenden Niederschläge während der Stürme dennoch höher, sagte Otto. Das liege auch an den ebenfalls wegen des Klimawandels erhöhten Meeresspiegeln, die auch zu höheren Schäden führten.

Verwüstungen durch Sturmtiefs

In der vergangenen Woche hatten die Sturmtiefs „Ylenia“ und „Zeynep“ in Europa große Verwüstungen angerichtet. Mindestens 16 Menschen starben, davon 3 in Deutschland. Am Samstag waren noch mehr als eine Million Haushalte in mehreren Ländern ohne Strom. Hunderte Flüge, Züge und Fährverbindungen fielen aus.

„Zeynep“ sei mit Böen von bis zu 160 Stundenkilometern in Deutschland der intensivste Sturm seit „Kyrill“ im Jahr 2007 gewesen, teilte die auf Versicherungsmathematik spezialisierte Unternehmensberatung Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) am Wochenende mit. Für Großbritannien hatten Meteorologen den dortigen Sturm „Eunice“ sogar als den intensivsten seit 1987 eingeschätzt.

Nach einer ersten Schätzung verursachte „Zeynep“ in Deutschland versicherte Schäden in Höhe von über 900 Millionen Euro, „Ylenia“ weitere 500 Millionen Euro Kosten. Am Sonntag und in der Nacht zum Montag wurde das Sturmtief „Antonia“ erwartet. Der Deutsche Wetterdienst warnte inbesondere vor durch von den vorangegangenen Stürmen in Mitleidenschaft gezogenen Bäumen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.