Anthroposophische Klinik in Berlin: Coronamissstände in Havelhöhe

Schutzmaßnahmen werden nicht richtig umgesetzt und Mitarbeitende bekommen eine offenbar ungültige Impfmethode empfohlen. Das zeigen taz-Recherchen.

HInter einer etwas geöffneten Tür mit Corona-Hygienehinweisen ist ein Bett und eine Pflegeperson zu sehen

Intensivstation im Krankenhaus Havelhöhe in Berlin Foto: Christoph Söder/picture alliance

BERLIN taz | Im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin gibt es erhebliche Missstände beim Umgang mit der Corona-Pandemie. Wie Recherchen der taz am Wochenende zeigen, werden grundlegende Schutzmaßnahmen teils weder eingehalten noch kontrolliert. Zudem wird Mitarbeitenden der anthroposophischen Klinik ein Impfschema empfohlen, für das es keine Zulassung gibt.

Um kein Personal durch die am 16. März 2022 in Kraft tretende einrichtungsbezogene Impfpflicht zu verlieren, stellte der ärztliche Leiter des Krankenhauses seinen Mitarbeitenden auch Impfungen unter „besonderen Schutzmaßnahmen“ vor. Darunter fiel nach taz-Informationen die Option eines „Dosissplitting mit Frequenzerhöhung“, bei welcher der üblicherweise auf einmal verabreichte Impfstoff auf mehrere Injektionen aufgeteilt werden soll.

Für dieses Impfschema gibt es jedoch keine offizielle Grundlage. „Es gibt keinen Impfstoff, der dafür zugelassen ist, und es entspricht in keiner Weise der Stiko-Empfehlung“, sagt die zuständige Amtsärztin Gudrun Widders der taz.

„Mir sträuben sich die Haare, wenn ich das höre“, so die Leiterin des Gesundheitsamtes Berlin-Spandau, die auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko) ist.

Konzerte statt Kontrollen

Be­su­che­r:in­nen des Krankenhaus Havelhöhe können Gebäude und Stationen entgegen der Vorschriften ohne Kontrolle des Impfstatus oder eines tagesaktuellen Testergebnisses betreten. Während andere Berliner Krankenhäuser wie die Charité Besuchsverbote verhängten, fand im Krankenhaus Havelhöhe ein öffentliches Konzert statt, bei dem die Zuhörenden entgegen der gültigen Corona-Schutzverordnung keine Maske trugen. Mitarbeitende des Krankenhauses berichten der taz zudem davon, dass viele aus den Reihen des Krankenhauspersonals auch im Dienst einen eher laxen Umgang mit Masken hätten. Sie sehen darin einen Grund für mehrfach wegen Corona erfolgte Stationsschließungen.

„Ich kann nur etwas sagen, wenn ich jemanden sehe“, sagte Klinikleiter Harald Matthes der taz. „Und ich sehe keinen bei mir im Krankenhaus, der ohne Maske rumläuft.“ Matthes hatte öffentlich mehrfach Coronamaßnahmen als überzogen kritisiert.

Das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe mit 400 Betten ist eine Akutklinik im Berliner Südwesten und gleichzeitig eines von drei großen anthroposophischen Krankenhäusern in Deutschland. Hier werden Pa­ti­en­t:in­nen neben der üblichen Medizin auch mit anthroposophischen Methoden behandelt, etwa mit Ingwerwickeln oder Präparaten, die in einer starken Verdünnung Meteorisches Eisen oder Rinderlunge enthalten. Zuletzt erlangte das Krankenhaus mit seinem Impfzentrum Bekanntheit, in dem früher als anderswo Booster-Impfungen verabreicht wurden.

Die gesamte Recherche lesen Sie hier auf taz.de.

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