Anonymität gegen Rassismus bei Airbnb: Namenlos in den Urlaub

Airbnb verzichtet im US-Bundesstaat Oregon künftig auf den vollen Namen und das Gesichtsfoto von Gäst:innen. Das soll gegen Rassismus schützen.

Ein Wohnungsschlüssel steckt im Türschloss

Klägerinnen aus Oregon werfen Airbnb Diskriminierung vor Foto: Jens Kalaene/dpa

Wenn Schwarze Menschen bei Airbnb eine Ferienwohnung anfragen, werden sie seltener akzeptiert als weiße Menschen. Dieser Tatsache ist sich Airbnb schon länger bewusst, das Portal registriert immer wieder Fälle, in denen Nut­ze­r:in­nen aufgrund ihres Namens oder Fotos abgelehnt werden. Eine Studie der Harvard Business School zeigte 2016: Buchungen von Airbnb-Gäst:innen mit „deutlich afroamerikanischen Namen“ wurden mit einer 16 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit bestätigt als die von Personen mit „weiß klingenden“ Namen.

Vor Gericht warfen später drei Klägerinnen aus Oregon Airbnb vor, die Pflicht zu vollen Namen und Fotos im Nutzer:innen-Profil sei diskriminierend. Das Unternehmen einigte sich außergerichtlich mit ihnen und änderte zudem seine Regeln: Potenzielle Gäste müssen seit 2018 nicht mehr ihr Gesicht zeigen. Seit 2020 soll das firmeneigene Forschungsprojekt „Lighthouse“ zudem Diskriminierung erkennen. In Fällen, wo diese klar nachgewiesen wurde, hat Airbnb die Gast­ge­be­r:in­nen von der Plattform ausgeschlossen. Gleiches gilt für User:innen, die sich nicht an die Antidiskriminierungsrichtlinien hielten.

Airbnb will weiter gegen den Rassismus vorgehen und unternimmt nun ein Pilotprojekt: Künftig zeigt der Dienst den kompletten Namen eines Gastes erst an, wenn die Buchung bestätigt wurde. Diese Regel gilt ab 31. Januar 2022 und wird vorerst im US-Bundesstaat Oregon getestet.

Niemand sollte sich verstecken müssen

Mit Anonymität gegen Diskriminierung vorzugehen ist keine neue Strategie. Beispielsweise hat die Antidiskriminierungsstelle des Bundes einen Leitfaden für Ar­beit­ge­be­r:in­nen erarbeitet, anonymisierte Bewerbungsverfahren durchzuführen. So soll die Chancengleichheit aller Bewerbenden gewährleistet werden, damit nicht passiert, was zu oft passiert: Anna wird eingeladen, Aylin nicht.

Namen und Aussehen bei Airbnb zu anonymisieren mag eine Lösung sein und Betroffene tatsächlich vor Rassismus schützen. Aber beseitigt die Strategie der Anonymisierung tatsächlich die Diskriminierung, oder verschiebt sie sie nur auf den Moment des Kennenlernens? Niemand sollte seine Identität verstecken müssen. Ursachen, nicht Symptome des Rassismus sollten bekämpft werden.

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