Regierungssprecher Steffen Hebestreit: Tiktok tanzen mit dem Kanzler

Der ehemalige Journalist wird neuer Regierungssprecher der Ampel-Koalition. Zuvor war er schon Sprecher des Bundesfinanzministers Olaf Scholz.

Porträt Steffen Hebestreit

„Flott und schneidig“: der neue Regierungssprecher Steffen Hebestreit Foto: Michael Kappeler/dpa

BERLIN taz | Am Montag setzt sich Steffen Hebestreit, ein auffällig großer Mann, vor die blaue Wand der Bundespressekonferenz. Die neue Regierung halte „an der Tradition fest, hier nach Mög­lichkeit dreimal die Woche Rede und Antwort zu stehen“, sagt er mit ruhiger Stimme. Es ist sein erster Auftritt als neuer Regierungs­sprecher. Hebestreit erinnert daran, dass die Ampel erst seit fünf Tagen im Amt sei, er hoffe auf ein ­wenig „Verständnis“, wenn man sich anfangs vielleicht mal rückversichern müsse. Dennoch verspricht er „transparente Kommunikation.“

Und so kontert er die erste Frage zum umstrittenen Nachtragshaushalt von 60 Milliarden Euro, die Finanzminister Christian Lindner nun in einen Energie- und Klimafonds stecken will, auch lässig. „Natürlich halten die Bundesregierung und die tragenden Parteien dieses Vorgehen für völlig verfassungskonform.“ Trotz mehrfacher Nachfragen: mehr ist bei dem Thema nicht herauszukriegen.

Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Kanzler Olaf Scholz Steffen Hebestreit offiziell als Regierungssprecher eingeführt. Seitdem twittert dieser auch fleißig Videos und Bilder von Scholz aus Paris, Brüssel oder Warschau. Über 62.600 Menschen folgen dem Account des neuen Regierungssprechers derzeit.

Hebestreit ist langjähriger Vertrauter von Olaf Scholz. Die beiden kennen sich: Seit 2018 bis zuletzt war er Sprecher des Bundesfinanzministers Scholz. Doch das eigentlich Besondere an Hebestreit ist seine Vergangenheit als Journalist. Er weiß wie Jour­na­lis­t:in­nen ticken. Das wird ihm im neuen Job nützlich sein.

Steffen Hebestreit, 1972 in Frankfurt am Main geboren, studierte Politikwissenschaften und Amerikanistik an der Goethe-Universität. Danach volontierte er bei der Frankfurter Rundschau, blieb ein paar Jahre dort und wurde 2006 Hauptstadtkorrespondent. 2010 ging er zur Mediengruppe DuMont.

Kleine Revolution in der Bundespressekonferenz

Als Politikjournalist war er auch sieben Jahre und vier Monate lang Mitglied der Bundespressekonferenz, von 2011 bis 2014 sogar im Vereinsvorstand. In dieser Zeit startete er eine kleine Revolution, erzählt Mathis Feldhoff, Vorsitzender der Bundespressekonferenz, am Montag: „Steffen Hebestreit verzichtete auf die bis dahin übliche Krawatte“ – was die einen wohl als „No-go“ werteten, andere als „modernes Statement“. Auch am Montag sitzt Hebestreit ohne Krawatte da, graues Sakko, weißes Hemd.

Seine Karriere als Journalist hat er längst hinter sich gelassen. 2014 wechselte er die Seiten und wurde Sprecher der SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi, 2015 wurde er Leiter der Hamburger Landes­vertretung im Bund, später landete er bei Scholz.

Leute, die ihn als Sprecher von Finanzminister Scholz kennen, beschreiben ihn als „flotten, schneidigen Mann“. Humor scheint er jedenfalls zu haben. Hebestreit kündigte bei seiner Einführung an, das Bundespresseamt weiter zu modernisieren. „Dem Kanzler kann ich versprechen, dass er demnächst Tiktok tanzen wird, wenn wir das gemeinsam entscheiden“, sagte er.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.