Coronawellen führen zu Übersterblichkeit

Analyse des Statistischen Bundesamts belegt: 2020 mehr Tote als in den Jahren zuvor

Von David Muschenich

Die Coronawellen haben in Deutschland zu einer Übersterblichkeit geführt. Das belegt nun eine aktuelle Analyse der Sterbefall-Statistik des Statistischen Bundesamts. Die am Donnerstag vorgestellte Auswertung vergleicht dabei die Todesfälle seit Januar 2020 mit dem Mittelwert der vier Jahre zuvor.

Mit Blick auf das Kalenderjahr 2020 starben insgesamt rund 985.600 Menschen. Das waren 46.000 Verstorbene mehr als im Jahr 2019 – obwohl die Grippewelle äußerst milde ausfiel. Bei rund 5 Prozent aller Verstorbenen 2020 war Covid-19 entweder die Haupttodesursache oder trug als Begleiterkrankung zum Tod bei.

In den ersten zwölf Monate der Pandemie, vom März 2020 bis zum Februar 2021, starben demnach 71.000 Menschen mehr als in den zwölf Monaten davor, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Der höchste Anstieg an Todesfällen war demnach im Zeitraum der zweiten Welle ab Oktober 2020 zu verzeichnen. Er lag deutlich vor dem typischen Anstieg der vorangegangenen vier Jahre durch die Grippe. Auch die anderen Wellen führten zu untypischen Höchstwerten. Die Analyse berücksichtigt den demografischen Wandel, durch den ein Anstieg der Todeszahlen zu erwarten gewesen sei. Mit der „Alterung der Bevölkerung“ ließe sich aber nicht der gesamte Anstieg erklären, heißt es in einer Presserklärung der Bundesamts.

Die Daten verdeutlichen jedoch erneut, dass vor allem ältere Menschen an Covid-19 sterben. Mehr als zwei Drittel der Coronatoten waren 80 Jahre alt oder älter. Aber unter den Toten waren auch viele Menschen mit Vorerkrankungen, die zur Risikogruppe zählten. Etwa Menschen mit Herzproblemen, Demenz, einer Niereninsuffizienz oder Diabetes. Das Statistische Bundesamt wies darauf hin, dass es sich dabei um sogenannte Volkskrankheiten handle, die sehr verbreitet sind.

Der gesamte Anstieg der Todeszahlen ließe sich aber nur zum Teil durch diejenigen erklären, die mit oder an Corona verstorben seien und deren Zahlen das Robert Koch-Institut veröffentlicht. Verstärkend komme hinzu, dass die Krankenhäuser durch Covid-19-Patient*innen stark ausgelastet seien. Deshalb mussten und müssen planbare Behandlungen und Operationen verschoben werden. Dazu zählen Eingriffe wie Tumor- oder Herzklappenoperationen.

Das Bundesamt für Statistik analysierte auch die Situation in den Krankenhäusern. Demnach wurden 2020 in den Krankenhäusern fast 690.000 Operationen weniger durchgeführt als 2019 – das entspricht einem Rückgang um rund 10 Prozent. Zudem gab es im gleichen Zeitraum in Deutschland fast 2,5 Millionen Krankenhausbehandlungen weniger – das entspricht ­einem Rückgang um 13 Prozent. Rund 176.000 Pa­ti­en­t*in­nen waren mit oder wegen Covid-19 in deutschen Krankenhäusern. Etwa 36.900 von ihnen mussten intensivmedizinisch versorgt werden – rund 21.400 wurden künstlich beamtet.