Nach der Niederlage bei Holstein Kiel: Werder holt Kiels Ex-Coach

Nach der Niederlage bei Holstein Kiel stellte Werder Bremen seinen neuen Trainer vor: Ole Werner, der vor zwei Monaten in Kiel zurückgetreten war.

Christian Brand und Marcel Rapp stehen am Rand der Coaching-Zone im Kieler Holsteinstadion

Ole Werners Vorgänger und Nachfolger: Werders Christian Brand und Holsteins Marcel Rapp Foto: Axel Heimken/dpa

KIEL taz | Ein Fußballlehrer von der Stange ist Christian Brand nun wahrlich nicht. Bundesliga hat der heute 49-Jährige gespielt. Für Werder Bremen, Wolfsburg und Rostock. Zum Abschluss seiner Kicker-Laufbahn ging der Hobby-Gitarrist in die Schweiz, bei der Luzerner Zeitung ließ er sich zum Redakteur ausbilden. Trotz seines kritischen Blicks auf die ausufernde Kommerzialisierung der Branche stieg er in den Trainerberuf ein.

In dieser Funktion nun saß er am Sonnabend beim Zweitliga-Duell in Kiel auf der Bank seines Stammklubs SV Werder, dem er immer verbunden geblieben ist. Einmalig, als Vertreter des wegen einer Covid-19-Infektion fehlenden Interimscoaches Danijel Zenkovic. Der wiederum war in der Vorwoche beim 1:1 gegen den FC Schalke für den ehemaligen Cheftrainer Markus Anfang eingesprungen. Der 47-Jährige, im vergangenen Sommer für 600.000 Euro Ablöse von Darmstadt 98 an die Weser gelotst, hatte das mittelschwere Chaos an der Weser mit einem mutmaßlich gefälschten Impfpass ausgelöst. Die Staatsanwaltschaft machte ihre Ermittlungen gegen Anfang öffentlich, der gebürtige Kölner stellte sein Amt daraufhin am 20. November zur Verfügung und kam so einem Rauswurf zuvor.

Doch im Fußball dreht sich das Rad schnell, der große Abwesende an diesem Kieler Fußballabend war schon nicht mehr Markus Anfang, sondern Ole Werner. Erst tags darauf, am Sonntagmittag, verkündete Werder Bremen die Verpflichtung des 33-Jährigen als neuem Chefcoach, dessen Namen die Spatzen seit Anfangs Demission von den Dächern pfiffen – nicht zuletzt weil Werder schon im Sommer, vor der Verpflichtung von Anfang, an ihm interessiert gewesen sein soll. Damals soll Werner aus Loyalität zu Holstein abgesagt haben.

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass das Timing nun Teil der Vereinbarung war, die die Bremer mit ihrem Gegner an diesem Wochenende hatten erzielen müssen. Denn Werner ist Holsteiner wie kaum ein anderer. In der Vorsaison hatte er als Trainer mit den Störchen erst in der Relegation den Aufstieg in Liga eins verpasst. Zuvor waren sie gemeinsam nach einem Jahrhundert-Triumph gegen den FC Bayern ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen.

Ole Werner war bei Holstein Kiel zurückgetreten und hatte auf sein Gehalt verzichtet, doch der Verein betrachtete ihn weiterhin als seinen Angestellten

Doch nach dem Abgang von mehreren Leistungsträgern begann das neuerliche Spieljahr für die Überflieger von der Förde schlecht. Am 20. September zog Werner nach über 15-jähriger Vereinszugehörigkeit einen Schlussstrich unter das Kapitel Kiel. Freiwillig, weil er sich nicht mehr in der Lage sah, dem Team die erforderlichen Impulse zu verleihen, und inklusive Gehaltsverzicht.

Werner und seine Berater zogen daraus den arbeitsrechtlichen Schluss, er sei ab dem 1. Dezember für andere Vereine ohne Einschränkungen verfügbar. Die Verantwortlichen der KSV Holstein dagegen sahen ihren ehemaligen Erfolgstrainer an die erst am 30. Juni 2022 endende Vertragslaufzeit gebunden, sollen eine Ablösesumme gefordert haben. Und offenbar konnten sie sich nicht vorstellen, Werner auf der Gästebank im Holsteinstadion sitzen zu sehen.

Noch ohne Werner unterlag der Bundesliga-Absteiger aus Bremen nach einem turbulenten Duell mit 1:2 in Kiel, rutschte damit ins Zweitliga-Mittelmaß ab. Die Störche hingegen verließen vorerst die Abstiegszone. Nachwuchs-Trainer Christian Brand nahm die Niederlage gelassen zur Kenntnis. Er saß schon am Sonntag bei der Partie „seiner“ U19-Junioren in Osnabrück wieder auf der Bank. An seinem Beispiel kann Werner sehen, dass es möglich ist, seinem Verein nahe zu bleiben, auch wenn man zeitweilig anderswo arbeitet.

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