Borussia Dortmund bereit für FC Bayern: Toller Umschwung

Etwas überraschend gewinnt Borussia Dortmund in Wolfsburg. Nach etlichen Rückschlägen gelingt ihnen wieder spektakulärer Kombinationsfußball.

Haaland nimmt den Ball aus der Luft mit ausgestrecktem Bein

Artistisches Comeback: Erling Haaland erzielt nach seiner Einwechslung ein beeindruckendes Tor Foto: Cathrin Müller/reuters

Obwohl auf dem Spielfeld gerade gar nichts passierte, brandete Mitte der zweiten Hälfte im Gästeblock der Wolfsburger Arena plötzlich mächtiger Jubel auf, fast wie nach einem Tor. Was war los? Der lange verletzt ausgefallene Erling Haaland hatte sich auf den Weg von der Aufwärmzone zur Bank gemacht. Ein paar Sekunden nach seiner Einwechslung knallte der Ausnahmestürmer den ersten Schuss aufs Tor. Acht Minuten später erzielte er den spielentscheidenden Treffer zum 3:1-Erfolg der Dortmunder beim VfL Wolfsburg (82.). Es war sein 50. Tor im 50. Bundesligaspiel, das ist einsame Spitze.

Jetzt könnte man die übliche Omnipotenzstory vom singulären Starfußballer erzählen. Aber dieses fabelhafte Tor steht auch für eine andere Geschichte, nämlich die Addition von individuellen Qualitäten zu einem spektakulären Kombinationsfußball, wie ihn der BVB an diesem Samstag etwas überraschend auf den Rasen brachte. Dafür stehen besonders die Vorbereiter von Haalands Treffer, nämlich Marco Reus und Julian Brandt, deren Spielintelligenz sich oft auch in unscheinbaren Pässen manifestiert, die aber in der Addition und angesichts des Tempos im Dortmunder Ballbesitzspiel auch gegen eine formierte Abwehr zu Chancen und Treffern führen.

Dafür stand das 2:1, wo Brandt und Reus mit zwei scheinbar harmlosen Bällchen den Raum schufen, den Haaland-Vertreter Donyell Malen dann mit seiner Spezialität erfolgreich abschloss, dem Diagonallauf zur Mitte und einem Schuss aus etwa 18 Metern (56.). Die VfL-Führung hatte Weghorst (2.) mit dem Bauch erzielt, den Ausgleich Can per Foul­elfmeter (35.), auch hier leistete Reus mit einem Strafraumlauf die Vorarbeit.

Der VfL Wolfsburg war nicht schlecht, bissig, ordentlich organisiert und in einer Phase nach dem 1:2 sogar mit druckvollem Ballbesitzspiel und Chancen. Der neue Trainer Florian Kohfeldt sah den Unterschied zwischen einer „guten und einer sehr guten Mannschaft“ in den Phasen, in denen der VfL sich habe nervös machen lassen. Aber es ist vor allem das Tempoballbesitzspiel des BVB, das die Wölfe nicht oder noch nicht drauf haben. Da ist es fast ein bisschen ironisch, dass der BVB nach der herben Niederlage letzte Woche bei Sporting Lissabon aus der Champions League ausgeschieden ist, während die Wölfe mit einem Sieg im Gruppen-Endspiel bei Lille noch das Achtelfinale erreichen können.

Mentalität eines Spitzenteams

Dortmund hatte zuletzt drei von vier Spielen verloren, dreimal in Folge in der Champions League, jede Menge Tore geschluckt. Was er gedacht habe, nach Weghorsts schnellem Treffer, wurde Trainer Marco Rose gefragt. Na ja, sagte er, dass eigentlich Wolfsburg statistisch gegen den BVB fast immer verliere, keine Tore schieße und Weghorst sowieso nicht. Das Tor war über die linke Seite von Nico Schulz gefallen, der wegen der BVB-Verletzungsserie in Lissabon ins Team kam und schon dort nicht gut ausgesehen hatte.

Man hätte also annehmen können, dass der angeschlagene BVB psychologisch wegknackst, stattdessen agierte die Elf spielerisch und mental wie ein echtes Spitzenteam, das man ja auch sein will. „Wir haben über ein paar Dinge geredet nach dem Mittwochspiel, es ging um Konsequenz Richtung gegnerisches Tor, das sind die Dinge, die uns hie und da noch abgehen“, sagte Rose.

Woher der Turnaround genau kam, das „konkrete und konsequente Arbeiten Richtung gegnerisches Tor“, kann man beim Fußball ja nie bis ins Letzte erklären, jedenfalls sah der Trainer „spielerisch eine der besten Saisonleistungen“. Und damit ist das Heimspiel am kommenden Wochenende gegen den FC Bayern zumindest tabellarisch ein Kracher auf Punktehöhe – und rechtzeitig dafür Erling Haaland zurück. „Ein Weltklassestürmer, der hat eine Möglichkeit und macht das Tor“, sagte Wolfsburgs Innenverteidiger Joshua Guilavogui, „das ist gut für Dortmund, aber nicht gut für uns.“ Besser kann man die Sache nicht zusammenfassen.

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