Antarktis bleibt schutzlos: Raub-Fischerei wird weiter geduldet

Die Staatengemeinschaft hat es nicht geschafft, ein dringend nötiges Schutzgebiet in der Antarktis einzurichten. China und Russland blockieren.

Ein Pinguin auf einer Eisscholle.

Pinguine in der Antarktis brauchen ein Schutzgebiet Foto: Marcelo Rabelo/PantherMedia/imago

BERLIN taz | Im Südpolarmeer wird es auch künftig kein Schutzgebiet geben. Die Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) konnte sich nicht auf die drei vorgeschlagenen Gebiete einigen und vertagte die Entscheidung – wie schon auf ihrer Tagung im vergangenen Jahr. Auch damals hatten genau wie dieses Mal Russland und China eine Einigung blockiert. Die 24 Mitgliedsländer und die EU müssen ihre Entscheidungen einstimmig fällen.

Geschützt werden sollen drei Gebiete mit einer Fläche von insgesamt rund vier Millionen Quadratkilometern. Das entspricht etwa einem Prozent der globalen Meeresfläche. Die Gebiete liegen im Weddellmeer, in der Ostantarktis sowie westlich der antarktischen Halbinsel. Chinesische und russische Fischer fischen vor Ort vor allem Seehecht und antarktischen Krill. Vorwürfen, auch illegale Fischerei ihrer Flotten zu dulden, begegnen sie mit Abwehr.

Allerdings konnte sich die CCAMLR darauf einigen, eine Schutzmaßnahme für Krill zu verlängern. Die Fangmengen des Krebstieres werden begrenzt, um die Nahrungskette nicht zu zerstören. Viele Tiere, etwa der Blauwal, ernähren sich von Krill.

„Trotz der fehlenden Ausweisung neuer Schutzgebiete sind wir erleichtert, dass die Schutzmaßnahme zur Einschränkung des Krillfangs verlängert wurde“, sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. „Aus neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen wir jedoch, dass diese Maßnahme allein nicht ausreicht, um eine übermäßig konzentrierte Fischerei rund um die Antarktische Halbinsel zu verhindern.“

Die EU hat Druck gemacht – und ist gescheitert

Leider wachse der Druck, mehr Fischerei zuzulassen, insbesondere auf Krill als Futter für Aquakulturen, sagt Rainer Froese, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Marine Evolutionsökologie am Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR).

„Fischerei auf Krill entnimmt die wichtigste Nahrungsquelle für viele Lebewesen wie Wale oder Pinguine“, so Froese: „Diese müssen als Folge längere Wege zurücklegen, um genug Nahrung für sich und ihren Nachwuchs zu finden“. Die Antarktis leide schon jetzt besonders durch den Klimawandel. Der dadurch verursachte Stress werde durch die Fischerei verstärkt. „Die Krillbestände sind bereits rückläufig. Jede Fischerei darauf sollte eingestellt werden“, so Froese.

„Die Antarktis ist durch die Versauerung und Erwärmung besonderem Druck ausgesetzt, während sie gleichzeitig einen bedeutsamen Faktor der Klimastabilität darstellt“, sagt Nele Matz-Lück, Co-Direktorin am Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht an der Universität Kiel. „Industrielle Fischerei erhöht den Druck auf Bestandteile des Ökosystems, ohne dass die Folgen im Zusammenhang mit dem Klimawandel abschließend erforscht wären“, so Matz-Lück.

Für die neuen Schutzgebiete hatte sich vor allem die EU stark gemacht. Umwelt-Kommissar Virginijus Sinkevičius hatte im Frühjahr die EU-Minister extra zu einem Treffen eingeladen, um den jetzigen Verhandlungen Nachdruck zu verleihen – offenbar vergebens.

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