Einbruch beim „Bücherpastor“

VANDALISMUS Unbekannte Täter verwüsten Lagerhalle und beschädigen Bücher aus DDR-Beständen

Einbrecher haben im südniedersächsischen Katlenburg (Kreis Northeim) in einer vom „Bücherpastor“ Martin Weskott als Lager genutzten Halle zahlreiche Bücher beschädigt und dabei hohen Sachschaden angerichtet. Wie die Polizei gestern mitteilte, sind die Täter vermutlich in der Nacht zum Mittwoch durch eine aufgehebelte Dachplatte eingestiegen. Im Gebäude stießen sie Bücherstapel um und besprühten Bände mit Schaum aus mehreren Feuerlöschern. Eine Polizeisprecherin schätzte den Schaden auf rund 10.000 Euro.

Höher als der materielle scheint der ideelle Schaden: In der Lagerhalle bewahrt der evangelische Gemeindepfarrer Weskott mehrere hunderttausend Bücher auf, die er in den vergangenen 20 Jahren von ostdeutschen Müllhalden geklaubt oder aus aufgegebenen Bibliotheken und Archiven gerettet hat.

Insgesamt haben Weskott und seine Mitstreiter wohl mehr als eine Millionen Bücher gerettet. Insbesondere in den ersten Nachwende-Jahren galten Publikationen aus DDR-Verlagen gemeinhin als wertlos. Die Katlenburger schafften die Bände in ihr Dorf und gaben sie gegen eine Spende für „Brot für die Welt“ weiter. Zudem schnürte Weskott immer wieder Gratis-Bücherpakete für Schulen und Fakultäten im Ausland. Weskott wurde für seine Aktionen mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz.

Auf Journalistenfragen mochte der Pfarrer gestern nicht antworten. Er habe mit der Polizei Stillschweigen vereinbart, so lange keine weiteren Einzelheiten bekannt seien. RP