Herbstgutachten zur Konjunktur: Postcorona-Wachstum verschoben

Wirtschaftsinstitute fordern effizienten Klimaschutz mit höherem CO2-Preis. Um soziale Härten abzufedern, soll es Ausgleichszahlungen geben.

Zwei Gasflammen brennen auf einem Küchenherd

Von der künftigen Bundesregierung erwarten die Institute weitere Reformen Foto: Marijan Murat/dpa

BERLIN taz | Führende Wirtschaftsforscher erachten höhere Preise für CO2-Emissionen und damit auch für die Verbraucher für sinnvoll. „Effizienter Klimaschutz bedeutet, dass wir den Gürtel enger schnallen müssen“, sagte Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle.

Um soziale Härten abzufedern, plädiert er für einen sozialen Ausgleich für Bedürftige, etwa mehr Geld bei Hartz IV. Mit einem höheren CO2-Preis ließen sich die Treibhausgas-Emissionen eindämmen. Die Klimaschutzinstrumente dürften nicht verwässert werden.

Holtemöller spricht für die fünf Wirtschaftsforschungsinstitute, die das diesjährige Herbstgutachten für die Bundesregierung erstellt haben. Die Forscher räumen ein, dass sie die Konjunkturentwicklung im Frühjahr zu optimistisch gesehen hatten. Wegen der Probleme in den Lieferketten rechnen sie nun 2021 nur noch mit einem Wachstum von 2,4 statt 3,8 Prozent. Allerdings erwarten sie, dass die Wirtschaft bald deutlich besser läuft. Für 2022 prognostizieren die Experten 4,8 Prozent Wachstum.

„Der private Konsum wird wieder kräftig anziehen“, so Holte­­möller. Jedenfalls über das Jahr. Bis ins Frühjahr hinein wird Deutschland noch mit den Folgen der Pandemie und auch der Lieferengpässe etwa bei Mikrochips zu tun haben. Danach, so schätzen die Experten, werden die Menschen den Nachholbedarf bei kontaktintensiven Dienstleistungen decken, also Konzerte oder Märkte besuchen.

Steigende Vermögen

Das Geld für den Konsum ist in den Haushalten vorhanden. Nach jüngsten Angaben der Bundesbank stieg das Geldvermögen der Deutschen im zweiten Quartal um 159 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 7,3 Billionen Euro. Doch auch die Preise ziehen weiter an. Für 2021 rechnen die Ökonomen mit einer Teuerungsrate von 3 Prozent. 2022 könnte sie dann leicht auf 2,5 Prozent sinken. Mittelfristig erwarten die Institute eine Rückkehr zum langfristigen Inflationsziel von etwa 2 Prozent pro Jahr.

Von der künftigen Bundesregierung erwarten die Institut weitere Reformen. Das sei allein schon zum Erreichen der Klimaschutzziele notwendig. Zudem fordern sie eine weitere Rentenreform. „Unser jetziges Rentenversicherungssystem ist nicht nachhaltig“, betonte Holtemöller. Die Ökonomen sehen mehrere Möglichkeiten zur Stabilisierung der Renten. So könne der Anstieg der Altersbezüge gebremst oder das Renteneintrittsalter erhöht werden. Zudem plädieren sie für einen staatlich organisierten Fonds für die private Altersvorsorge, der in Aktien investieren soll.

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