Kinder fragen, die taz antwortet: Was klaut ein Gelegen­heits­dieb?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine davon. Diese Frage kommt von Enja, 6 Jahre.

Eine Hand greift einen Apfel.

Lecker: Kann aber unter Umständen auch Diebstahl sein Foto: imago

Menschen, die im Gericht arbeiten, sagen: Die meisten Diebe sind Gelegenheitsdiebe. Weil die meisten Diebe nicht lange im Voraus planen. Das wären dann Trickdiebe oder Serientäter. Menschen also, die jemanden austricksen, um ihnen die Geldbörse aus dem Rucksack zu klauen. Oder die, die ganz oft in fremde Wohnungen einbrechen.

Ein Gelegenheitsdieb klaut also spontan. Zum Beispiel weil die Tür offen steht oder gerade niemand hinschaut. Dann sieht er die Gelegenheit und greift zu.

Deshalb ist es auch schwer zu sagen, was Gelegenheitsdiebe mitnehmen. Meistens das, was sich gerade so ergibt: Ein fremdes Geschenk auf einer Geburtstagsparty, eine Schere im Büro, den teuren Kerzenständer, der hinter einem offenen Fenster steht.

Manchmal ist die Beute auch größer: In Berlin haben einmal Jugendliche ein Boot geklaut, weil sie betrunken waren. In Leipzig hat eine junge Frau einmal nachts die Deko einer Eisdiele geklaut. Ein paar Tage später hatte sie ein schlechtes Gewissen und brachte sie zurück. Der Besitzer der Eisdiele hat ihr verziehen.

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Aber Vorsicht: Nicht alle Menschen sind so nett wie der Eisdielenbesitzer. Diebstahl ist eine Straftat. Und vor Gericht ist nämlich jeder Dieb erst mal ein Dieb. Das liegt an unseren Gesetzen. Unsere Gesetze schauen nämlich darauf, was getan wurde und nicht darauf, wer es getan hat. Das nennt man tatbezogenes Strafrecht. Es geht also im ersten Schritt darum, was geklaut wurde und nicht darum, wer es geklaut hat.

Erst wenn ein Richter entscheidet, wie hoch der Dieb bestraft wird, fragt er, warum der Dieb geklaut hat. Und auch, ob er das zum ersten Mal gemacht hat. Dann kann es sein, dass ein Gelegenheitsdieb ein bisschen weniger Ärger bekommt. Aber ein Dieb bleibt er trotzdem.

Und auch Gelegenheitsdiebe werden oft schneller erwischt, als sie denken: In Köln zum Beispiel ist ein Mann einmal spontan in eine fremde Wohnung eingebrochen und hat ein paar Sachen mitgenommen. Bei seinem Einbruch konnte der Dieb dem Schokoladenkuchen auf dem Küchentisch nicht widerstehen und aß von dem Kuchen. Als die Besitzer der Wohnung nach Hause kamen, entdeckten sie Fingerabdrücke in der Schokoladenglasur und gaben den Kuchen der Polizei. Und diese Fingerabdrücke haben den Dieb dann verraten. Jetzt sitzt der Mann im Gefängnis. Dumm gelaufen!

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