Schauspieler Michael K. Williams ist tot: Charakterdarsteller mit Grandezza

Seine Karriere begann als Tänzer in Musikvideos. Die Rolle des Omar Little in „The Wire“ machte ihn weltberühmt. Nun ist Michael K. Williams gestorben.

Portrait

Michael Kenneth Williams (1966–2021) wurde durch „The Wire“ weltberühmt Foto: Chris Pizzello/ap

Aus dem Strom der Gesichter und Körperhaltungen heraus, den einem die audiovisuellen Medien ständig vorbeibringt, konnte er einen mitten in die Magengrube treffen. In „The Road“, der Verfilmung des postapokalyptischen Romans von Cormac McCarthy, spielt Michael K. Williams einen Dieb, der seine Beute wieder verliert und nackt auf der Straße zurückgelassen wird. Die aufgerissenen Augen, der wie zerfledderte Mund, die Spucke, die aus ihm tropft – was man sieht, ist pure Verzweiflung. Und erst hinterher denkt man so etwas wie „toll“ und „Method Acting“.

Neben der Glaubwürdigkeit verleiht Williams dieser Figur aber noch eine zweite Ebene: In der Mimik ist noch ein Nachschein dessen sichtbar, dass dieser Mann einmal cool und rechtschaffen gewesen sein muss.

Diese Vielschichtigkeit zeichnete auch seine Figur des Omar Little in „The Wire“ aus, der Figur, mit der Michael K. Williams weltberühmt geworden ist. Die Chance, in dieser Fernsehserie einem schwulen schwarzen Mörder in den Projects von Baltimore Verletzlichkeit und Würde zu geben, nutzte Williams mit großer schauspielerischer Kraft. Das ist jenseits von Sozialdrama. Das blieb, wie die ganze Serie, stets realistisch und überführte das Überleben in den vor sich hin rottenden Innenstadtbezirken doch zu einem irgendwo Shakespeare’schen Drama um Selbstbehauptung und Respekt unter schwierigsten Umständen. Außerdem hatte es einfach Grandezza, wenn dieser Omar pfeifend in seiner zerschlissenen Kleidung, abgesägte Schrotflinte im Anschlag, durch die Straßen Baltimores wandelte.

Die Körperbeherrschung eines Tänzers sah man ihm in jeder Szene an. Als Begleittänzer in Musikvideos etwa von Madonna begann die Karriere des 1966 in New York geborenen Schauspielers. Als kleiner Bruder des Rappers Tupac kam der erste Erfolg. Zeit seines Lebens war Michael K. Williams ungeheuer fleißig, er spielte in vielen Serien, unter anderem die Rolle des Chalky White in „Broadwalk Empire“, Filmen und auch Computerspielen. Als schwacher, versagender Vater in „When They See Us“, in dem schwarze Jugendliche für eine Vergewaltigung büßen müssen, die sie nicht begangen haben, war er nahe dran am overacting. Aber wenn er gut war, dann war er wirklich unglaublich gut. Am 6. September ist Michael K. Williams in New York im Alter von 54 Jahren gestorben, der New York Times zufolge an einer Überdosis Drogen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.