2:0 gegen Liechtenstein: Lob der Mannschaft

Auftakt der Ära Flick in der Nationalmannschaft: eine Verteidigung des Angriffs und der Bemühungen hiesiger Fußballkünstler.

Die deutsche Fußballnationalmannschaft der Männer steht nach dem 2:0 gegen Liechtenstein auf dem Platz und applaudiert

Kann noch begeistern – zumindest sich selbst: die Mannschaft nach dem 2:0 Foto: Wiegmann/reuters

Ja, gut, ich sag mal, der Liechtensteiner ist kein Brasilianer. Den spielst du nicht mal mit 7:1, Halbzeit 5:0, an die Wand. Der Liechtensteiner ist kein Zauberer. Der steht hinten drin. Und macht uns so das Leben schwer. Zumal der Thomas Müller fehlte. Das ist ja einer, der kickt schon mal so, wie man es auch in Liechtenstein nicht kennt. Aber mit den Spielern, die da standen? Da kannst du froh sein, wenn’s zur Halbzeit 1:0 steht. Und am Ende 2:0. Hauptsache drei Punkte.

Ja, gut, jetzt geht das Gemaule wieder los: Liechtenstein / Ist so klein. Da geht ja wohl doch mehr / Aber wie, bitte sehr? Ja, gut, die Liechtensteiner spielen in der zweiten Schweizer Liga. Oder der dritten österreichischen oder der sechsten Schweizer. Aber man darf ja nicht vergessen, dass die zu den besten zweiten, dritten und sechsten Ligen des zentralen Alpenraums gehören! Darüber denkt in Deutschland wieder keiner nach. Hauptsache, es gibt was zu motzen.

Und wenn ich das schon höre: kleines Liechtenstein! Schon mal was von Hanni Wenzel gehört? Nein? Die hat Olympiagold geholt! Beim Slalom und beim Riesenslalom! Wie bitte, das ist was anderes als Fußball? Quatsch, Hauptsache Tore.

Der Hansi Flick hat seinen Start hingelegt. Gut, vielleicht nicht ganz überzeugend. Aber schon anders als der Jogi. Der Hansi hat junge Spieler gebracht. Und anders als Löw hat er Stars wie Gnabry, Goretzka und Reus erstmal auf die Bank gesetzt. Da schmoren die und sind ganz heiß, wenn sie auf den Platz kommen. Wie Löwen im Käfig. Oder Tiger. Hauptsache Käfig.

Der Matthäus sollte doch nicht!

Und überhaupt, wen hätte man dann nach dem Löw da hinhocken sollen? Der Klopp wollte nicht. Der Tuchel wollte nicht. Der Matthäus sollte nicht. Da war man doch froh, dass Bayern München gerade einen abzugeben hatte. Hauptsache, die Null steht. Wenn auch nur in der Coaching Zone.

Oder was macht eigentlich Erich Ribbeck gerade so? Oder Christoph Daum? Oder Paul Breitner? Das waren noch Bundestrainer! Ha! Die haben unseren Fußball nach vorne gebracht. Gut, zwei von denen waren nur fast Bundestrainer. Aber so wahnsinnig viel mehr Spiele hat der Flick auch noch nicht. Muss man auch mal so sehen. Hauptsache, wir haben einen, der das macht.

Und noch ist ja nichts entschieden. Noch können wir ja zur WM. Armenien, Island, das sind ja ganz andere Hausnummern. Die wollen ja selbst das Spiel machen, ist ja klar. Die stellen sich nicht rein wie die Liechtensteiner. Die Isländer waren vor fünf Jahren noch im Viertelfinale der EM! Vier-tel-fi-na-le! Wissen wir Deutschen doch gar nicht mehr, wie man das schreibt! Und Armenien, das ist noch die ganz große Sowjetschule. Da kommt’s aufs Kollektiv an, da läuft der Ball, da muss man aufpassen, dass einem nicht schwindlig wird. Gegen solche Gegner tut sich Deutschland leichter. Das ist Fritz-Walter-Wetter in kurzen Hosen. Hauptsache Augenhöhe!

Ja, gut, man muss auch sagen: Wir waren zu verkrampft. Neuer Trainer, dem wollen die jungen Burschen zeigen, was sie können. Ist ja logisch. Die Jungen nehmen das alles zu wichtig. Fußball. Ist doch nur Nebensache.

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Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989

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