Neue Eskalationsstufe im Indo-Pazifik: Tragischer Konflikt

Australien erhält von den USA künftig Atom-U-Boote, China wird zurückschlagen. Eine militärische Entspannung ist damit in weite Ferne gerückt.

Militärparade - Zuschauern werden Interkontinentalraketenim Camouflage-Look gezeigt

Stolz werden auf der Militärparade in Peking 2019 Raketen vorgeführt Foto: Jason Lee/reuters

Für die chinesische Staatsführung ist „Aukus“, das neue Sicherheitsbündnis zwischen den USA, Großbritannien und Australien, ein regelrechtes Schreckgespenst. Doch auch der Rest der Welt sollte angesichts der neuen Eskalationsstufe im Indo-Pazifik besorgt sein. Peking selbst spricht von einer Mentalität des Kalten Kriegs. Die Staatsmedien warnen zudem vor einem Wettrüsten in der Region: Wenn Australien erstmals nuklear angetriebene U-Boote erhält, sei damit die Büchse der Pandora geöffnet.

Beides ist durchaus richtig, doch lassen sich die Anschuldigungen genauso gut auf Chinas Staatsführung übertragen: Peking sorgt mit seinen atomaren Raketensilos und steigenden Militäretats für Nervosität unter seinen Nachbarstaaten. Nicht zuletzt trägt Staatschef Xi Jinping Mitschuld an den Entwicklungen: Mit seinen wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen gegen etliche Staaten, die Pekings „rote Linien“ übertreten, einer zunehmend aggressiven Außenpolitik und immer bissigerer Rhetorik seiner Diplomaten macht sich China international keine Freunde.

Als Reaktion auf Aukus wird China mit Sicherheit zurückschlagen – zunächst mit wirtschaftlichen Sanktio­nen, später gefolgt von militärischen Machtdemonstrationen. Peking wird sich in seiner Ansicht bestärkt sehen, dass für die nationale Sicherheit eine militärische Aufrüstung essenziell sei. Xi Jinping vertritt ohnehin die Auffassung, dass der Westen nur die Sprache der Mächtigen versteht. Dafür lässt er das Verteidigungsbudget jährlich um rund 7 Prozent steigen, und das ist nur die offizielle Zahl.

Das vielleicht Tragische an diesem Konflikt: Je verhärteter die Fronten, desto schwieriger erscheinen Kompromisslösungen. Selbst über grundlegende Fragen werden sich China und der Westen nicht mehr einig, geschweige denn über gesellschaftliche Werte: etwa wie man Menschenrechte definiert, was genau in der Region Xinjiang passiert und ob Hongkong weiter ein Recht auf Autonomie hat. Wie können in einem solchen Klima Verhandlungen über militärische Abrüstung gelingen?

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Seit 2019 China-Korrespondent mit Sitz in Peking. Arbeitete zuvor fünf Jahre lang als freier Journalist für deutschsprachige Medien in Seoul, Südkorea. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.

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