Passendere Koalitionsnamen: Uganda, nicht Deutschland!

Nationalfarben als Namensvarianten: Für mögliche Koalitionen nach der Abgeordnetenhauswahl könnten auch andere Flaggen herhalten.

So schaut's aus: Die Uganderin Peruth Chemutai (Mitte) holt Gold bei den olympischen Sommerspielen Foto: dpa

BERLIN taz | Die Zeitung aufgeschlagen und wie vergangene Woche schon anderswo wieder ein Symbolbild dafür gefunden, was Berlin nach der Abgeordnetenhauswahl am 26. September – je nach politischer Haltung – droht oder erfreulicherweise bevorsteht: ein Knoten in den deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold, der für eine Deutschlandkoalition stehen soll. So wird inzwischen das Bündnis bezeichnet, das SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey für Berlin anzustreben scheint, eine Koalition ihrer SPD mit CDU und FDP.

Die Sache ist bloß: Der Rückgriff auf die Flagge passt nicht wirklich. Denn Flaggenfarben werden, so das möglich ist – bei Jamaika geht das nicht, da gibt es eine Grundfarbe und zwei kreuzende – von oben nach unten gelesen oder von links nach rechts.

Daraus ergibt sich etwa für Frankreich Blau-Weiß-Rot und eben für Deutschland Schwarz-Rot-Gold. Mit etwas gutem Willen oder leichter Sehschwäche, die aus Gold Gelb macht, lässt sich das tatsächlich auf eine Koalition münzen – aber nur auf eine, die dann tatsächlich schwarz-rot-gelb ist, also mit der CDU als größtem Partner ist. So wie seit August in Sachsen-Anhalt als Ergebnis der Wahl vom 6. Juni.

So betrachtet ist auch das Regierungsbündnis in Brandenburg keine echte Kenia-Koalition: Denn in der Flagge des ostafrikanischen Landes steht Schwarz ganz oben, über SPD-Rot und grünem Grün. Doch vom Obenstehen ist die Brandenburger CDU heute weit entfernt und war es auch bei der Landtagswahl 2019.

Uganda-Koalition also

Ein namengebendes Land für ein SPD-CDU-FDP-Bündnis in Berlin müsste Rot-Schwarz-Gelb in der Flagge haben. Diese Farbkonstellation findet sich aber nicht in der deutschen, sondern in der ugandischen Flagge. Die Uganda-Koalition also.

Auf den ersten Blick eine Erleichterung für alle, die aus Deutschland gern „Schland“ machen, mit Heimat und Vater- (oder Mutter-)land nicht so viel zu tun haben wollen oder denen der Begriff zu viel kostenlose PR für die drei möglichen Bündnispartner suggeriert.

Allerdings hat auch Uganda einen sehr problematischen Punkt in seiner Geschichte, nämlich den in den 1970ern herrschenden Ex-Staatschef Idi Amin. Über den heißt es bei Wikipedia, er gelte „als Inbegriff eines brutalen Gewaltherrschers. Zwischen 300.000 und 400.000 Menschen sollen seiner achtjährigen Gewaltherrschaft zum Opfer gefallen sein.“ Aktuell hingegen ist Uganda das Land, das vergangenes Jahr laut UN-Bericht 1,4 Millionen Flüchtlingen Zuflucht bot und damit mehr als jeder andere afrikanische Staat.

Was also tun? In Brandenburg die Kenia-Koalition umbenennen wäre ja eher Geschichtsklitterung – begleitet von diesem Namen ist das Bündnis immerhin entstanden und regiert seit Herbst 2019. Aber in Berlin rechtzeitig vor dem Start einer ersten SPD-CDU-FDP-Regierung noch den wirklich passenden Namen für die Koalition finden, das müsste noch möglich sein. Bis zur Wahl ist es ja auch noch etwas mehr als eine Woche.

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