Corona-Apps der Bundesregierung: Auf Google fixiert

Ohne den US-Giganten sind die Corona-Apps der Regierung nicht nutzbar. Das macht es Nutzer*innen, die sich nicht überwachen lassen wollen, unnötig schwer.

Ein Mann hält sein Smartphone in der Hand

Apps der Regierung kann nur nutzen, wer sich dem Diktat des Betriebssystemherstellers unterwirft Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Da investiert der Staat eine zweistellige Millionensumme, um zwei Apps entwickeln zu lassen, die bei der Pandemiebekämpfung helfen sollen: die Corona-Warn-App und die CovPass-App, also den digitalen Impfpass. Man sollte also annehmen, es wäre im staatlichen Interesse, dass möglichst viele Menschen diese Apps nutzen können. Ebenso liegt auf der Hand, die Anwendungen folglich so zu programmieren und bereitzustellen, dass sie für möglichst viele Menschen erreichbar und für möglichst viele Smartphones kompatibel sind.

Tja, falsch gedacht. Zwar sind Apple-Nutzer:innen an den unternehmenseigenen App-Store gebunden. Bei Googles Android ist das aber nicht so. Und auch wenn die beiden Corona-Apps der Bundesregierung Open Source sind – der Programmcode also einsehbar ist –, sie sind dennoch so designt und bereitgestellt, dass Nut­ze­r:in­nen mit älteren Geräten oder solchen ohne Google-Diensten außen vor bleiben.

Diese Lücke haben nun schon zum zweiten Mal Pro­gram­mie­re­r:in­nen in ehrenamtlicher Arbeit geschlossen. Ende letzten Jahres für die Corona-Warn-App und diese Woche für die Impfpass-App. Beide sind damit auch außerhalb des Google-Kosmos erhältlich und nutzbar. Die Freiwilligen haben Zeit und Aufwand in etwas gesteckt, das eigentlich Aufgabe der staatlichen Akteure gewesen wäre.

Weiß niemand in der Bundesregierung, dass man ein Android-Telefon auch ohne Google-Dienste nutzen kann? Und dass das aus Privatsphäregründen ziemlich sinnvoll ist? Es zeugt schon von solider Ignoranz des staatlichen Auftraggebers, diesen Bedarf einfach zu übergehen.

Die Corona-Apps sind übrigens keine Ausreißer. Egal ob es um Anwendungen geht, die Ministerien bereitstellen, gesetzliche Krankenkassen oder andere öffentliche Akteure: Nutzen kann sie in aller Regel nur, wer sich dem Diktat des Betriebssystemherstellers unterwirft. Das passt zur restlichen Technologiepolitik der Regierung, die mehr Wert auf schöne Fotos (Flugtaxis!) legt als auf Nut­ze­r:in­nen­freund­lich­keit und Sinnhaftigkeit. Sie macht es damit allen schwer, die sich gegen Überwachung wehren wollen.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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