Ermittlungen in Sachsen-Anhalt: Genossenschaftsbauern betrogen?

Behörden in Sachsen-Anhalt prüfen Vorwürfe gegen Mitarbeiter einer großen Raiffeisenbank mit Agrarhandel. Der Vorwurf: Unterschlagung von Getreide.

Korn wird umgeladen

Betrügerische Berechnung mit Korn? Foto: imago

BERLIN taz | Die Staatsanwaltschaft Stendal ermittelt wegen Unterschlagung zulasten von Bauern bei der VR Plus Altmark-Wendland, einer der größten Genossenschaftsbanken mit Landhandel. Ein ehemaliger Beschäftigter habe angegeben, „es sei zu Unregelmäßigkeiten bei der Wägung der eingegangenen Waren der Landwirte gekommen“, sagte Staatsanwalt Thomas Kramer der taz. Den Vorwürfen zufolge seien die Gewichte etwa von Getreide manipuliert worden, „sodass die Landwirte nicht alles bezahlt bekommen hätten, was sie dort angeliefert haben“.

Die Taten sollen „ungefähr zwei bis drei Jahre“ lang bis zur Erstattung der Anzeige im November 2020 stattgefunden haben. Verdächtigt würden drei MitarbeiterInnen, darunter ein ehemaliger Niederlassungsleiter in Sachsen-Anhalt.

Solche Vorwürfe sind besonders problematisch in einer Genossenschaft, zu der auch viele Bauern gehören. „Die Stärkung der regionalen Wirtschaft und der Mitglieder steht im Fokus“, schreibt VR Plus über sich selbst. Die Firma mit Sitz in Lüchow ist im Vierländereck von Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg aktiv und betreibt neben Volks-/Raiffeisenbank-Filialen einen Handel etwa mit Getreide, Pestiziden, Dünger und Futter.

Unter Bauern kursieren Gerüchte über den Fall, wonach sehr große Mengen Getreide unterschlagen wurden. Laut Staatsanwaltschaft muss der Umfang aber noch ermittelt werden. Unklar ist bisher auch, wer von der mutmaßlichen Masche profitiert hat.

Beschuldigte beurlaubt

„Wir haben die Mitarbeiter beurlaubt“, sagte der VR-Plus-Generalbevollmächtigte Thomas Hintzmann. Das sei aber keine Kündigung, denn die Vorwürfe seien bislang nicht bewiesen. Die Bank hat nach eigenen Angaben 900 Mitarbeiter und 13.000 Mitglieder.

Bauern kritisierten Anfang 2020, dass der Konzern die Agrargenossenschaft Sanne-Kerkuhn in Arend­see/Altmark mit über 1.000 Hektar Land kaufte. Sie fürchten, dass Anleger durch solche Übernahmen die Bodenpreise in die Höhe treiben und Bauern verdrängen. Die VR Plus erklärte, sie wolle „das zur Verfügung stehende Land nicht Großinvestoren überlassen, sondern die Selbstbestimmtheit in der Region mit erhalten“.

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