Olympia, Armin Laschet und Cannes: Bingen auf Großbildleinwand

Die Woche im Rückblick: Olympia lässt keine Zuschauenden ins Stadion. Laschet wagt es nicht, sich klar zu Maaßen zu positionieren.

CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet läuft über einen Bürgersteig. Im Hintergrund sieht man Autos, Fußgänger:innen und eine blaue Mülltonne. In der Hand hält er ein Blatt Papier in Briefumschlaggröße und eine Maske. Er runzelt die Stirn.

Vertagt Laschet die Richtungsentscheidungen der Union auf den Start seiner Rente? Foto: ap/Markus Schreiber

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Schneckenjahr. Meine Kartoffelernte steht auf der Kippe.

Und was wird besser in dieser?

Kaffeeprött ins Gießwasser.

Die Deutsche Kommunistische Partei wird nicht zur Bundestagswahl zugelassen, weil sie ihre Rechenschaftsberichte zu spät eingereicht hat. Ganz schön schlampig! Wie soll so bitte die sozialistische Weltrevolution noch klappen?

Lenin lacht, weil die Genossen die Bahnsteigkarte nicht gekauft haben. Wovon auch? Nun implodieren Wahlkampfkostenerstattung, und der staatliche Bonus auf Beiträge und Spenden. „Auch ein finanzielles Ende“ graut dem DKP-Vorsitzenden. Trotzdem: Es imponierte, dass diese Republik ihr erklärtes Gegenteil aushielt, solange es gewaltfrei und zugegeben harmlos daherkam.

Die Berliner und die Münchner Verkehrsgesellschaft streichen das „Schwarzfahren“ aus ihrem Vokabular. Bei der BVG sagt man ab jetzt „Fahren ohne gültigen Fahrschein“. Was ist eine griffigere Bezeichnung?

Zurückbleiben, bitte! Jedenfalls wenn der Springerzug Amok fährt. Bild und BZ hatten das gebrauchte Kaugummi vom Bahnsteig geknabbert und noch mal weichgekaut: Das „Diversity-Programm“ habe diese Sprachregelung erzwungen. Immerhin ist unklar, ob es nicht jiddischen Ursprungs sei – „shvartz“ für „Armut“ – oder selbst im Jiddischen schon rassistisch gewesen. Oder es rührt vom bösem Tun im Verborgenen der Nacht, der Dunkelheit.

Ob sich das je klären lässt – da sehe ich anthrazit. Tatsächlich dementierte die BVG, intern sei das stehende Rede und extern vermeide man es. In den Niederlanden nannte man arme ungewaschene Tagelöhner aus Duitsland nach ihrem Odeur „Mof“. Vielleicht auch wegen ihrer Humorlosigkeit. Jedenfalls erst recht nach den deutschen Überfällen. Allein damit den Springerjungs der Stoff nicht ausgeht: Moffen. Im Ruhrgebiet versucht eine Kampagne für ÖPNV-Nutzung das Neoverb „öffeln“ durchzusetzen. Dann wär’s „nöffeln“.

Apropos: Laut OECD ist Hausarbeit in Deutschland öfter Schwarzarbeit als in anderen europäischen Staaten. Ist die Bürokratie zu kompliziert?

BILD: „Sauerei! taz verwendet rassistischen Begriff,Schwarzarbeit!'“ Wie war die Frage noch mal? Ah! Illegale Beschäftigung! Frankreich und Belgien praktizieren unterschiedliche „Dienstleistungschecks“, nach ein paar Klicks online kann legal losgeputzt werden. Andere legen Steuervorteile oder Lohnzuschüsse drauf. Deutschland hat mit „Haushaltsschecks“ für „Minijobber“ im Rahmen der „Hartz-Gesetze“ drei tolle neue Vokabeln eingeführt, die Schwarzarbeit stagniert bei 85 Prozent. Arbeit für eine kraftvollere Regierung als die GroKo.

Die Olympischen Spiele in Tokio, die am 23. Juli beginnen, werden ohne Zuschauende stattfinden. Traurig?

John Lennon wollte mal im „high jump“ mitmachen – wissendes Gelächter in einer Pressekonferenz; mich könnte Gesichtheben reizen. Für die Athlierenden tut’s mir leid, fünf Jahre Training auf den Punkt und dann wegen meiner. Ohne das sollte man es abblasen.

CDU-Kanzlerkandidat und Parteivorsitzender Armin Laschet stellte sich im „Brigitte“-Interview hinter den öffentlich-rechtlichen Journalismus und kritisierte Hans-Georg Maaßen nur indirekt: Zickenkrieg oder kluge Wahlkampftaktik?

AKK hat sich am Kemmerich-Debakel zerlegt; Laschet vertagt die Richtungsentscheidungen der Union auf den Start seiner Rente. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk garantiert Regierenden Einfluss und Stattfinden, ähnlich präsent wird man nur, wenn man querulanten „Mann beißt Hund“-Quark redet wie Maaßen. Beides wird sich im Wahlkampf nicht lösen lassen, doch für das Gewitter an Wahltalks sehr kritische Nachfragen liefern.

Diese Woche wurde Annalena Baerbock angegriffen, weil sie ihre Promotion trotz Stipendienzahlung abgebrochen hat. Geht das jetzt jede Woche bis zur Bundestagswahl so?

Ja. Womöglich ist sie 2025 eine tolle Kandidatin, wenn sie einmal unten durch und wieder auferstanden ist.

Am Dienstag wurde das internationale Filmfest von Cannes eröffnet. Barry Diller, einst CEO von Paramount Pictures und 20th Century Fox, sagte letzte Woche: „The movie business is over.“ Freuen Sie sich noch aufs Kino oder bingen Sie lieber Serien?

Ich binge auf Großbildleinwand. Ich bin verloren. Popcorn ist ungesund, und wenn es in Spielfilmlänge hinter mir durchraschelt, raste ich eh aus.

Po­li­ti­ke­r:in­nen und Ex­per­t:in­nen forderten diese Woche „kreativere Impfangebote“. Hätten Sie da vielleicht eine Idee?

Äh? Ärztetag und Darts-Meisterschaft kreuzen?

Und was machen die Borussen?

Freuen sich, wenn dieses Schaufenster EM vorbei ist und der Club nicht leergekauft.

(Fragen: Emeli Glaser, waam)

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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