Spielberichte zur Europameisterschaft: England trifft halt noch schlechter

Italien ist Männerfußballeuropameister. Im Elfmeterschießen wurde Elfer um Elfer verschossen. Italien traf ein Mal mehr. Das Finale in drei Sätzen.

Gianluigi Donnarumma lässt den Elfer von Jadon Sancho nicht ins Tor Foto: reuters

Ein Spiel, zwei Teams, drei Sätze. Das ist das Prinzip des schnellen Spielberichts auf taz.de bei dieser Europameisterschaft. Kurz nach dem Schlusspfiff stehen die Sätze auf der Seite. Die Behauptung, die wir da aufstellen: Jedes Fußballspiel lässt sich in drei Sätzen beschreiben. Und wenn wirklich mal ganz viel passiert auf dem Rasen? Dann sind es eben drei lange Sätze. Und wenn nichts passiert? Dann kann es auch mal aussehen wie ein Haiku.

Italien – England i. E. 3:2 (0:1/1:1/1:1)

Ausgangslage: Zwei defensiv ausgerichtete Teams stehen im EM-Finale, und Italien dürfte auf taktisch höherem Niveau stehen als England.

Aber: England sorgt mit einem frühen Tor (3. Minute, Shaw) dafür, dass Italien erstmal nicht so spielen kann, wie es erfolgversprechend geplant war, und erst ab der 67. Minute (1:1, Bonucci) ist Italien seinen Möglichkeiten gemäß im Spiel.

Also: Es geht in die Verlängerung, wo nichts Verwertbares passiert, also: Es kommt zum Elfmeterschießen, und da ist es dann passiert. (mak)

Zwei Spieler im Kampf um den Ball, der Torwart schaut zu

Die Führung der Dänen gleicht ein Däne aus: Simon Kjaers Eiegentor Foto: reuters

England – Dänemark 2:1 n. V. (1:1/1:1)

Kasper Schmeichel hält den schmeichelhaften Eflmeter für England nicht gut genug, so dass Harry Kane per Nachschuss in der Verlängerung sein überlegenes Team endlich in Führung bringen kann.

Davor war der Ball, den Damsgaard per Feistoß abgefeuert hat, ins Tor gefallen, Englands Stürmer Harry Kane hatte sich immer wieder ins Mitteldfeld fallen lassen und so waren zwei Tore in 90 Minuten gefallen.

Dass der Fußball nun bis zum Finale zu Hause bleiben darf, ist schon in Ordnung, weil Dänemark nur 30 Minuten wirklich mithalten konnte. (arue)

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Italien – Spanien 4:2 im Elfm. (1:1/1:1/0:0)

Genau nach einer Stunde wird klar, dass es doch gar nicht so entscheidend ist, ob Spanien oder Italien sein Offensivspiel durchsetzt, sondern wer die Tore erzielt und das ist erst einmal die häufig in die Defensive gedrängte Squadra Azzurra, die einen von Torhüter Gianluigi Donnarumma eingeleiteten Konter durch Federico Chiesa cool vollendet.

Just der in seiner Heimat sehr umstrittene und eingewechselte Alvaro Morata zeigt seinen spanischen Teamkollegen, insbesondere den bei Großchancen zuvor höchst glücklosen Mikel Oyarzabal, und letztlich auch sich selbst, wie einfach es doch sein kann, schönen Fußball auch mit einem Treffer zu verbinden und sorgt nach einem Doppelpass mit dem auffälligen Dani Olmo für die wohl von allen neutralen Be­ob­ach­te­r:in­nen erhoffte Verlängerung dieser tollen Partie.

Mit der Kraft nimmt in der Verlängerung allerdings auch das Niveau ab, weshalb letztlich das Elfmeterschießen entscheiden muss und ausgerechnet Morata mit seinem Fehlversuch doch noch zur tragischen Figur wird. (jok)

Ukraine – England 0:4 (0:1)

Ganz sicher hat die Ukraine einen Matchplan gehabt, und man kann sich auch in etwa vorstellen, wie der ausgesehen hätte, hinten betonieren, vorne in der 80. Minute das 1:0 machen, aber wenn der Plan nach vier Minuten über den Haufen geworfen wird und man keinen zweiten hat, geht das eben 0:4 aus.

Der Klassenunterschied zwischen hinten humorlosen und vorne ebenso hochklassigen Engländern und den Ukrainern, die vor lauter Verteidigen nicht mehr zum Spielaufbau kamen, ist einfach zu groß, und so hält England weiter die Null, nicht die Ukraine, und steht mehr als würdig im Halbfinale.

Football's coming Home. (Alina Schwermer)

Tschechien – Dänemark 1:2 (0:2)

Diese Viertelfinalbegegnung war natürlich ein Knaller, vor allem in Dänemark und, nicht zu vergessen, in Tschechien.

Entsprechend ging es in der ersten Halbzeit mit kontrollierten, aber so gar nicht durchschlagskräftigen Tschechen und effizienten dänischen Kontern los (2:0 zur Pause), und genauso entsprechend ging es mit sehr überlegenen Tschechen in die zweite Hälfte, was aber vielleicht zehn, fünfzehn Minuten gedauert hat (2:1 seit der 49.), ehe sich die Lage der ersten Halbzeit wieder eingestellt hatte, zu der vor allem zwei tschechische Kopfverbände kamen.

Also heißt es nach neunzig Minuten „heldig Danmark“, ein Dänemark, das Glück gehabt hat. (Martin Krauss)

Belgien – Italien 1:2 (1:2)

Aha, so sieht also ein Fußballspiel aus, in dem zwei Teams Spielkultur pflegen, mag sich der Schiedsrichter gedacht haben, als er beim Stand von 2:0 für lustvoll angreifende Italiener nach einem handelsüblichen Zweikampf den Belgiern kurz vor der Pause einen Elfmeter geschenkt und auf diese Weise die Partie offen gehalten hat.

Es war aber auch wirklich zauberhaft zuzusehen, wie munter sich die Italiener im Angriff bewegt haben, wie sie sich so immer wieder Platz verschafft haben, und ebenso faszinierend war das Tempo, in dem die Belgier immer wieder vor das Tor der Italiener gezogen sind.

Wenn am Ende nicht so oft italienische Spieler so lange am Boden gelegen hätten, weil man ihnen mehr oder weniger weh getan hatte, dann fiele das Urteil über dieses Spiel, das am Ende einen verdienten Sieger gefunden hat, noch besser aus. (Andreas Rüttenauer)

Schweiz – Spanien 1:3 n. Elfm. (1:1, 1:1, 0:1)

Unglücklicher hätte schon die Anfangsphase für den Weltmeisterbesieger kaum laufen können, denn der Xhaka-Ersatz Denis Zakaria lenkt in der 8. Minute den Ball ins eigene Netz und treibt den EM-Eigentorrekord weiter in die Höhe, Stürmer Breel Embolo muss nur wenige Minuten später ausgetauscht werden und auch sonst scheint nicht ein Schweizer von Fortuna geküsst oder wenigstens ein bisschen gemocht worden zu sein.

Zwar beweist in dem schnarchnasigen Spiel auch die spanische Abwehr ihr Talent zum Slapstick, wovon zwischenzeitlich Xherdan Shaqiri mit seinem Ausgleichstreffer profitiert, doch die Rote Karte für den Schweizer Remo Freuler (77. Minute) ist wiederum eine höchst unglückliche und zu harte Entscheidung und eine schwere Hypothek für den Außenseiter in der Verlängerung.

Im Elfmeterschießen entscheidet bekanntlich sowieso das Glück und das ist an diesem Abend in St. Petersburg eindeutig nicht auf Seiten der dreimal patzenden Schweizer, so dass dieses Mal Torhüter Yann Sommer nicht gefeiert wird, obwohl zwei Spanier nicht treffen. (jok)

England – Deutschland 2:0 (0:0)

Nach Hamann (Didi, Tor zum 1:0 in Wembley 2000) kam lange nichts.

Dann kamen Pfund Sterling und Citizen Kane – und eben nicht Thomas Müller (Riesenchance zum 1:1 vergeben).

Jetzt darf das Märchen für England weitergehen – während für uns und Jogi alles vorbei ist. (René Hamann)

Schweden – Ukraine 1:2 (1:1, 1:1) n. V.

Leider wollte sich niemand aus dem Kreis der Dreisatz-Autor:innen dieses Spiel ansehen.

Dabei soll es farblich ganz gut gewirkt haben – blau-gelb wie ein Ikea-Derby irgendwie.

Am Ende hat ein Last-Minute-Tor in der Verlängerung all diejenigen, die sich das Spiel sowieso nicht angesehen haben, auch noch um ein Elfmeterschießen gebracht. (Andreas Rüttenauer)

Frankreich – Schweiz im Elfmeterschießen: 4: 5/3:3 (0:1)

Was schreibt man zu so einem Fußballspiel? Uff, so viele schöne Szenen, so viele Emotionen und am Ende schmeißt der Underdog tatsächlich den Weltmeister aus dem Turnier.

Kylian Mbappé scheitert nach dem furiosen Spiel beim finalen Elfmeter des Abends an Yann Sommer – eine kleine Sensation für den Schweizer Keeper und alle Menschen im Stadion, vor den Bildschirmen, in den Kneipen sind sowieso schon seit Beginn der zweiten Hälfte komplett geschwitzt und heiser, was für ein geiler Fußballabend.

Noch müdere Augen morgen im Dienst sind es wert, sich die beiden Blitztore von Karim Benzema (57',59'), das Traumtor von Paul Pogba (75') und die anschließende Schweizer Aufholjagd (81', 90') noch mal in den Wiederholungen anzusehen und sich nach den zig aufregenden Momenten zurückzuerinnern: Dieser Krimi begann bereits in der 15. Minute mit einem überraschendem Führungstreffer der Schweiz durch den Kopfball von Haris Seferović … und damit jetzt ab in die Eistonne. (Linda Gerner)

Kroatien – Spanien 3:5 n. Verl. (1:1/3:3)

Die eine Hälfte des Dorfes an der kroatischen Adria und ein anwesender deutscher Tourist verschlafen die erste Hälfte des Spiels, weil es extrem heiß ist und jeder gewöhnliche Dalmatiner um 18 Uhr noch seinen Mittagsschlaf hält oder grade erst beendet, weswegen es beim bisher überflüssigsten Eigentor dieses Wettbewerbs komplett uneuphorisch bleibt im Dorf, was aber auch daran liegen kann, dass diese Führung selbst den patriotischsten Patrioten im Dorf etwas unangenehm ist und außerdem ist Portugal schon ausgeschieden und damit sind die Kroaten mindestens einen Tag länger dabei gewesen und das ist schon was.

Bis auf die 6,5 Minuten in der 2. Halbzeit, in der die Schachbretter mal kurz vors gegnerische Tor kommen, setzen sich die meisten wieder in den Schatten oder gehen Blumen gießen, weil sie sich das Elend nicht angucken wollen, denn sie sind sich alle einig: „Die hätten nach der Vorrunde nach Hause fahren müssen.“

Die Meinung ändert sich allerdings 5 Minuten vor Schluss, weil die Kroaten jetzt um die Kriegswürde spielen und nach dem 5:3 am Ende heißt es: „Der Trainer kann nach Hause fahren“, weil er unnötig auf Viererkette umgestellt hat und außerdem war es sowieso viel zu heiß. (Doris Akrap)

Belgien – Portugal 1:0 (1:0)

Titelverteidiger gegen Weltranglistenerster – das sollte eigentlich der erste Kracher der K.-o.-Phase werden.

Stattdessen belauern sich beide 40 Minuten lang, bis Hazard (BVB) aus 20 Metern abzieht und Ruiz Patrizio nicht gut aussehen lässt, woraufhin es in der 2. Halbzeit intensiv, ja geradezu wild zugeht, ohne dass die Portugiesen es schaffen, den Ausgleich zu erzielen, weil Guerreiro (BVB) mit rechts nur den Pfosten trifft und sich Meunier (BVB), Witsel (BVB) und Hazard (BVB) defensiv voll reinhängen und überhaupt die Belgier fast eine ganze Halbzeit ohne De Bruyne fighten bis zum Umfallen.

Thorgan Hazard (BVB) bringt mit dem goldenen Tor die goldene Generation ins Viertelfinale und trifft dort auf Italien mit Ciro Immobile (ehemals BVB). (Stefan Mahlke)

Niederlande – Tschechien 0:2 (0:0)

Die EM hat ihre ersten ganz großen Helden.

Aufopferungsvoll kämpfende Tschechen, die eigentlich hier nur den Niederländern den roten Teppich ausrollen sollten, haben sich in einen wahren Rausch gespielt und dieses niederländische Team nicht nur niedergerungen, sondern niedergespielt, völlig verdient, mutig und im Spielverlauf immer schöner, mit 2:0 durch Holeš und Schick, die mitgereisten Fans sind außer sich, und es gibt doch einen Fußballgott.

Die Niederländer spielten körperlos, uninspiriert, völlig unter Schock. (Alina Schwermer)

Italien – Österreich 2:1 n. Verl. (0:0)

Wider Erwarten ist die Partie zwischen den klar favorisierten Italienern, die bei dieser EM am meisten mit Lob überschüttet wurden, und den Österreichern, deren Achtelfinalteilnahme allein schon Grund für ein Volksfest ist, die bislang spannendste dieses Turniers.

Die anfangs überaus zurückhaltenden Ösis bereiten der italienischen Abwehr in der zweiten Hälfte ungewohnte Schwierigkeiten, die zweimal nur mit Hilfe des Videoschiedsrichters (kein Tor, Abseits und kein Elfmeter) geklärt werden können, sodass immerhin der Weltrekord der italienischen Torhüterlegende Dino Zoff aus den 70er Jahren, nämlich 1.143 Minuten ohne Gegentor, geknackt werden kann, was im Wembley-Stadion allerdings nicht die Bohne interessiert, viel zu packend ist doch diese Begegnung, die schließlich in die Verlängerung geht.

Die eingewechselten Federico Chiesa (95.) und Matteo Pessina (110.) beruhigen aber mit ihren Treffern ihre nervlich bestimmt arg strapazierten Landsleute, die schon alles Mögliche in den letzten Nächten zusammengeträumt haben, aber gewiss nicht ein Ausscheiden der Squadra Azzurra gegen Österreich, wobei dann nach dem Anschlusstreffer von Sasa Kalajdzic doch noch ein wenig gezittert werden muss. (jok)

Wales – Dänemark 0:4 (0:1)

Auch in dieser Höhe verdienter Sieg der Skandinavier, deren Fans sich nur 12 Stunden in Holland aufhalten durften; egal, es dürfte eine fröhliche Zeit in Amsterdam und auf der Piste gewesen sein.

Sie reden jetzt wieder viel über dieses ominöse Jahr 1992.

Die Dänen sind ein echtes Team, sie gewinnen Kraft aus einem Drama, das sie von Spiel zu Spiel in neue Höhen hebt; jetzt geht's nach Baku – Viertelfinale. (mv)

Deutschland – Ungarn 2:2 (0:1)

Ob nun in der Regenbogenfrage oder auf dem Platz – die Deutschen können Drama.

Dass das Spiel am Ende dramatischer werden könnte als die Auseinandersetzung um die Beleuchtung der EM-Arena, war kaum vorstellbar, und dann lagen die Deutschen schnell zurück, nach dem Ausgleich dann sofort noch mal, bevor von irgendwoher die Erlösung durch das 2:2 kam, das den Achtelfinaleinzug bedeutete, was Leon Goretzka, den Torschützen, doch glatt dazu veranlasste, ein Herzchen in die Kurve mit den finstersten Fans der Ungarn zu schicken, wofür ihm an dieser Stelle von Herzen gedankt sei.

Nervensägige Ungarn, die einen schier perfekten Überfallfußball zelebriert haben, waren da gegen bemühte Deutsche am Werk, die für etwas gefeiert wurden, wofür die hinnudunnemals mal gefürchtet waren: für ihren Kampfgeist.

Frankreich – Portugal 2:2 (1:1)

Im Stadion in Budapest läuft ja eigentlich Portugal gegen Frankreich, aber am lautesten wird es dann, wenn die Ungarn im Parallelspiel treffen, also zu mindestens 50 Prozent gucken wir hier ein Ungarnspiel.

Elfmeter sind eine lustige Sache, bringen aber, wenn sie drei von vier Toren liefern, eine so komische Dramatik, so, wie wenn sich bei Marvel alle schon nach fünf Minuten prügeln würden und am Ende nichts mehr passiert, also keine Ahnung, wie dieses Spiel ohne diese Elfmeter ausgegangen wäre, wobei, na ja, 1:0 für Frankreich eben.

Die letzten zwanzig Minuten spazieren unter Pfiffen beide mit dem 2:2 in die K.-o-Runde.

Slowakei – Spanien 0:5 (0:2)

Eigentore und Elfmeter-Fehlschüsse sind ‚n Ding bei dieser EM (insgesamt schon acht Eigentore) – damit kann auch die Partie zwischen den Slowaken und den Spaniern in Sevilla aufwarten: Erst verschießt Álvaro Morata in der 12. Minute den Foulelfmeter, dann hilft der slowakische Keeper Martin Dúbravka in der 30. Minute mit einem unglücklichen, an Volleyball erinnernden Eigentor das spanische Torfestival zu eröffnen und auch das 5:0 erzielt in der 71. Minute der slowakische Juraj Kucka für das gegnerische Team.

Ein Spiel, das aufgrund des bisherigen Auftritts des spanischen Teams mit nervösen Reaktionen des passionierten Fans begann (NEIN! JETZT! UND DANN SO EIN SCHWACHER PASS! SO UNENTSCHLOSSEN! WENN DER ELFMETER NICHT REINGEHT, MACHE ICH SOFORT AUS, ICH LÖSCH DIE KICKERAPP – MEINE GÜTE) – war dann größtenteils sehr schön anzusehen, außer aus slowakischer Torwart-Perspektive.

Die Slowakei ist also leider kein Überraschungsteam dieser EM, Spanien doch noch sicher im Achtelfinale, und hier der Vollständigkeit halber noch alle fünf Tore: 30‘ Dúbravka (ET), 45'+3 Laporte, 56‘ Sarabia, 67' Ferran Torres, 71‘ Kucka (ET). Linda Gerner

Schweden – Polen 3:2 (1:0)

An Weltfußballer Robert Lewandowski lag es nicht: Auch gegen Schweden traf der polnische Stürmer doppelt (61' und 84‘) und auch zu Beginn zweimal die Latte binnen Sekunden.

Schade für Polen, Grattis an Schweden zum ersten Platz der Gruppe E.

Bleibt jetzt noch die spannende Frage des Abends, gegen wen die Gelb-Blauen im Achtelfinale ran müssen. (lg)

Kroatien – Schottland 3:1 (1:1)

Am 22. Juni, dem „Tag des antifaschistischen Kampfes“, der in Kroatien nationaler Feiertag ist, kämpfen die Kroaten um Leben und Tod.

In der Strandbar an der südlichen Adria sind sich die alten Fischer zur Halbzeit, in der es 1:1 steht, sicher, dass die Kroaten nach Hause fahren können, weil sie es einfach nicht können, weil sie nicht wissen, wie man Fußball spielt, weil die Abwehr nicht weiß, wie man abwehrt, weil Rebić nicht spielt, weil Modrić nicht alles machen kann, weil Bill Gates Schuld ist, weil das Spiel dreckig ist und plötzlich fallen Tische und Stühle um, es wird gesprungen und Arme in die Luft gerissen und „Ajde Ajde Ajde“ gerufen und dann nochmal und danach reden die Alten nur noch über Prostataprobleme, wie schlimm es ist, wenn man nachts pinkeln muss, wie weh das tut und wie es sein kann, dass der eine noch drei Mal die Woche mit seiner Ehefrau Sex hat, dass das „ in unserem Alter“ gar nicht mehr geht und dann wird abgepfiffen.

Am 22. Juni, dem „Tag des antifaschistischen Kampfes“, der in Kroatien nationaler Feiertag ist, haben die Kroaten den Kampf um Leben und Tod gewonnen. Doris Akrap

Tschechien – England 0:1 (0:1)

Die Lage im Wembley-Stadion gleicht anfangs der Coronalage: das englische Spiel ist variantenreicher und gefährlicher, so dass Raheem Sterling bereits nach 12 Minuten zum 1:0 einköpfen kann.

Trainer Gareth Southgate gönnt seinen schärfsten Kritikern und Jadon Sancho dessen ersten EM-Einsatz in der 84. Minute, auch weil das Spiel mittlerweile sehr lahmt.

Die Engländer können als effizienter Gruppenerster (zwei Tore, sieben Punkte) weiter in London bleiben und im besten Fall nach aktuellen Verhandlungen mit der Uefa im Halbfinale und Finale trotz Delta-Variante vor 60.000 Zuschauern spielen. (jok)

Finnland – Belgien 0:2 (0:0)

Fast Finish für Finnland durch ballsichere, bemühte Belgier, die (mit De Bruyne von Beginn) das Spiel beherrschen – in der ersten Hälfte aber ohne ganz gefährliche Abschlüsse.

Tragisch dann das Eigentor vom starken finnischen Torhüter Lukáš Hrádecký, der in der 74. Minute nach einer Ecke den von Vermaelen geköpften Ball nicht erwischte und mit dem eigenen Arm ins Tor beförderte – was aber, etwa nach dem vorherigen Abseitstreffer von Romelu Lukaku, trotzdem die überfällige Führung für die Belgier bedeutete, und: Lukaku konnte dann in der 81. Minute nochmal den Ball im Tornetz versenken, dieses Mal ganz regulär.

So richtig Spaß machte das taktische, eher ruhige Spiel dann aber durch die parallel eingeschaltete Russland–Dänemark-Partie und die Frage der Platzierungen der Gruppe B: Belgien, Dänemark sind sicher weiter, Russland ist raus, Finnland wird wohl noch ums Achtelfinale zittern müssen. Linda Gerner

Russland – Dänemark 1:4 (0:1)

Die Dänen versuchen sich nach dem Drama um Christian Eriksen, unterstützt von enthusiastischen Fans in rot-weiß im fast vollbesetzten „Parken“-Stadion von Kopenhagen, in die K.-o.-Runde zu spielen.

Und das schaffen sie nach feinen Fernschüssen von Damsgaard und Christensen, einem Abstaubertor durch Poulsen (nach kapitalem Fehler eines russischen Defensiven) und einem zweifelhaften Elfer der Russen tatsächlich; Maehle darf dann, als Russland förmlich auseinanderbricht, auch noch mal.

Weil die Belgier im Parallelspiel helfen, werden die Dänen sogar Gruppenzweiter, was zu etlichen Bierduschen im „Parken“ führt. (mv)

Ukraine – Österreich 0:1 (0:1)

Die Ukraine hat offenbar überhaupt keine Lust auf ein Spiel gegen Italien.

Der torgefährliche Mittelfeldspieler Christoph Baumgartner schießt nach einer Standardsituation (Ecke) recht früh (21. Minute) das Tor des Tages.

Österreich ist erstaunlicherweise nicht sonderlich gefordert gewesen, gegen Italien wird sich das gewiss ändern.

Nordmazedonien – Niederlande 0:3 (0:1)

Goran Pandev, ein ganz Großer von den ganz Kleinen, beendet in Amsterdam seine Fußballkarriere in der 68.Minute und sorgt für die ganz großen Emotionen bei seinem Abgang durch das Spalier seiner Kollegen in einer Partie, die auch sonst mehr einem unterhaltsamen Abschiedskick denn einer ernsthaften EM-Begegnung gleicht.

Das nordmazedonische Team kann nur am Anfang mit einem Abseitstor und einem Pfostenschuss ein wenig Schrecken verbreiten, aber der Zwang, offensiv auftreten zu müssen, kommt letztlich dem Geschwindigkeitsfußball ihres Gegner allzu sehr entgegen.

Die Niederlande erreichen das Optimum (drei Siege und das Achtelfinale), Nordmazedonien trotz wackerer Auftritte das Minimum (drei Niederlagen und die vorzeitige Heimfahrt), aber Grund zur Freude haben beide nach dem Schlusspfiff. (jok)

Schweiz – Türkei 3:1 (2:0)

Die Türkei war so einfallslos wie gegen Italien und Wales, denn ohne Herz lässt sich auch kein Fußball spielen, ganz egal wie viele Türkei-Fahnen im Stadion in Baku wehen.

Irfan Can zirkelt den Ball zwar in der 62. bilderbuchmäßig unter die Latte, aber der traumhafte Schuss ist nichts weiter als ein verzweifeltes Lebenszeichen.

Am Ende siegen die Schweizer mit zwei Toren von Shaqiri und einem Tor von Seferovic und die Türkei muss jetzt nach den elenden Auftritten bei dieser EM anfangen, über grundsätzliche Reformen nachzudenken. (vag)

Italien – Wales 1:0 (1:0)

Italien siegt mit einer B-Mannschaft, wird souverän Gruppensieger, kann Standards, schießt dementsprechend das erste Tor des Turniers nach einem solchen und wirkt insgesamt auch in der Zweitbesetzung mental ehrgeizig und physisch griffig, wenn auch anfällig bei – Standards.

Höhepunkte ballen sich in den 50er-Minuten, als (53.) Bernadeschi einen Freistoß an den linken Pfosten zirkelt, auf der anderen Seite (55.) Ramsey allein vor Donnarumma nicht weiß, was tun, und schließlich in derselben Minute in der Mitte des Feldes Ampadu Bernadeschi so verletzungsgefährlich gegen das Sprunggelenk tritt, dass Schiri Hațegan ein hartes Rot zeigt.

Wer sich aus der Gruppe B mit dem Gruppenzweiten Wales (erster Befreiungsschlag 31.) im Achtelfinale wird auseinandersetzen müssen, kann sich auf harten Widerstand gefasst machen – schön wird's dabei eher nicht werden. (waam)

Spanien – Polen 1:1 (1:0)

Spanien passt sich trotz Führung mal wieder um den Erfolg.

Lewandowski benötigt sogar zwei Chancen für ein Tor.

Es braucht nun Mut, um auf einen spanischen Sieg gegen die Slowakei im abschließenden Spiel zu setzen. (jok)

Portugal – Deutschland 2:4 (1:2)

Zunächst wollten die Deutschen mehr und konnten das Tor wie gewohnt nicht treffen, wohingegen die Portugiesen mehr konnten und noch dazu Cristiano Ronaldo hatten, dessen Führungstreffer nach zwei portugiesischen Eigentoren indes schnell nichts mehr wert war.

Dann passierte etwas, was man schon lange nicht mehr gesehen hatte bei einem großen Turnier, und die Deutschen trafen höchstselbst ins gegnerische Tor – zwei Mal gleich, und weil die Portugiesen nur noch einmal trafen, freuten sich die deutschen Fans in München gar sehr.

Das 3:1 durch Kai Havertz wird man wahrscheinlich noch häufig sehen bei dieser EM, weil es so schön herausgespielt war, dass es in keinem Zusammenschnitt der Höhepunkte dieses Turniers fehlen sollte. (arue)

Ungarn – Frankreich 1:1 (0:1)

Gut, dass wir nicht „wir“ schreiben, wenn es ums deutsche Team geht, sonst hätten wir uns fragen müssen, ob wir jetzt schon schlechter sind als Ungarn.

Die haben gegen Frankreich doch glatt ein Tor geschossen und bis zur 66. Minute geführt.

Dominanz allein schießt keine Tore. (arue)

England – Schottland 0:0

Battle of Britain?

Äh.

Kann man halt doch schon irgendwie sagen, oder? (mv)

(Offenlegung: Der Autor ist in Halbzeit zwei eingeschlafen, musste kurz vor Schluss geweckt werden und sich dann sehr kurz fassen.)

Kroatien – Tschechien 1:1 (0:1)

Der Vizeweltmeister Kroatien ist wie schon beim Spiel gegen England kaum wiederzuerkennen, weil nur selten mal eine Idee aufblitzt, wie man das tschechische Tor in Gefahr bringen könnte, und der große Ballstreichler Luca Modric sogar hinten rumgrätscht, um im lückenhaften Abwehrgebilde auszuhelfen.

Der torgefährlichste Stürmer der EM, der Tscheche Patrick Schick, lässt sich dagegen auch nicht von einem Ellbogenschlag von Dejan Lovren im Strafraum beeindrucken und verwandelt den fälligen Elfmeter trotz blutender Nase.

Nachdem Ivan Perisic ausgleicht, passiert nicht mehr allzu viel, weil beide Teams aus taktischen Überlegungen allzu großes Risiko meiden, was im Falle von Kroatien nun bedeutet, dass man im abschließenden Gruppenspiel gegen Schottland nicht mehr groß taktieren kann. Johannes Kopp

Schweden – Slowakei 1:0 (0:0)

Das Spiel ist erwartungsgemäß zäh, da sich zwei Teams gegenüberstehen, deren Stärke vornehmlich im Reagieren und nicht im Agieren liegt.

Erst warten die Slowaken ab, dann warten die Schweden ab, dann fällt denen zu ihrem Glück irgendwann auf, dass sie aus tabellarischen Gründen doch mehr tun müssen als die Slowaken und erarbeiten sich einen Elfmeter, der Höhepunkt eines zähen Sommernachmittags in Sankt Petersburg, den Emil Forsberg zum 1:0 vollendet.

Aus fußballästhetischer Sicht war das eine Partie, die selbst begabteste Gutfinder nicht schönzureden vermögen. Johannes Kopp

Niederlande – Österreich 2:0 (1:0)

Während Arnautovic wegen seiner frechen Goschn auf der Tribüne tachiniert, verursacht sein persönlicher Goschn-Halter Alaba einen Penalty, den Depay verwandelt.

In Halbzeit zwei schießt Alaba fast ein Tor, Dumfries tatsächlich, und Oranje steht fix im Achtelfinale.

Ein Spiel, von dem nichts bleiben wird, aber es musste halt aus Gründen gespielt werden – und dann die Frage: Warum sehen die Ösi-Fans eigentlich immer aus wie Karikaturen von Gerhard Haderer? (mv)

Dänemark – Belgien 1:2 (1:0)

Erst klatschen die dänischen Nationalspieler vor dem Anpfiff den knienden belgischen Kollegen für ihre Anti-Rassismus-Geste zu, dann klatschen, johlen und schreien die rot-weißen Fans, weil Yussuf Poulsen Dänemark schon in der zweiten Minute einen gegnerischen Fehler kühl zur 1:0-Führung nutzt, und nach 10 Minuten klatschen dann alle im Kopenhagener Stadion 60 Sekunden lang für Christian Eriksen, der im ersten EM-Spiel für Dänemark nach einem Herzstillstand ins Leben zurückgeholt werden musste.

Mit der Einwechslung des gerade erst genesenen Ausnahmespielers Kevin de Bruyne können die Belgier das Spiel wenden, weil der 29-Jährige an beiden wunderschön herauskombinierten Toren beteiligt ist und sich somit einen Sonderapplaus verdient – einmal als Vorbereiter, einmal als Vollstrecker.

Dänemark trifft in der Schlussphase immerhin noch einmal die Latte, muss aber jetzt im letzten Gruppenspiel gegen Russland gewinnen, um dann noch Chancen aufs Achtelfinale zu haben. Johannes Kopp

Ukraine – Nordmazedonien 2:1 (2:0)

Ein schönes Beispiel für ein ausgeglichen und zugleich beidseitig offensiv geführtes Fußballspiel war an diesem Bukarester Nachmittag zu besichtigen, als die Ukraine Nordmazedonien 2:1 bezwang, wobei, was die Dramatik illustriert, ein Elfmeter der Nordmazedonier drin war und einer der Ukrainer nicht.

Was die Nordmazedonier auszeichnete, großer Einsatz und mutige Aktionen, vor allem in der zweiten Halbzeit, das konnten die Ukrainer mit spielerischer und technischer Überlegenheit wettmachen.

Das hat zwar gereicht – siehe Ergebnis –, aber es ist doch auch sehr schön anzusehen, wenn ein Team, das führt, es partout nicht schafft, seinen Sieg in aller Ruhe nach Hause zu schaukeln, sondern bis zum Schluss zittern muss. Martin Krauss

Italien – Schweiz 3:0 (1:0)

Schon erstaunlich, wie dieses Team aus Nesthockern – in der Startelf kickt nur Jorginho nicht auf dem Stiefel – dominant und effektiv Fußball spielt.

Sie wissen aber auch, worauf es ankommt, und Bonucci verrät es: „Demut und mit den Füßen auf dem Boden bleiben.“

Tore durch Locatelli (2) und Immobile. (mv)

Türkei – Wales 0:2 (0:1)

Die Waliser in den Farben Australiens (gelb-grün) sind den Türken zwar statistisch unterlegen (Ballbesitz, Passgenauigkeit, Pässe, Schüsse), aber die Mannen von der Insel kicken intelligent und dosiert.

Gareth Bale spielt immer wieder clevere Steilpässe auf Aaron Ramsey, und die dritte Ramsey-Chance sitzt dann, wenngleich auch Bale hätte einnetzen können, denn er vergibt unter anderem einen Elfmeter.

Die Türkei, die eine so überzeugende EM-Quali spielte, ist nun nach Tor zwei durch Roberts in der Nachspielzeit wohl schon raus, und das unter den Augen von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan in panturkischen Gefilden. (mv)

Finnland – Russland 0:1 (0:1)

Wer tief verteidigt, kommt nicht so schnell nach vorne.

Bis zu diesem Spiel, in D nur über Magenta TV zu empfangen, wusste kaum jemand, was Geoblocking ist.

Für die biederen Russen waren die Finnen zu bieder: 1:0. René Hamann

Frankreich – Deutschland 1:0 (1:0)

Zuerst stürzte der Fallschirmmann von Greenpeace ab (was die Uefa natürlich nicht ganz zeigte), dann die Deutschen gegen „spritzige Franzosen“ (B. Rethy).

Nach dem 0:1 durch Hummels (ET) wurde deutlich: Die DFB-Elf wie eine ordentlich bemühte, fleißige Betriebsmannschaft, die Franzosen flüssig wie Weltmeister.

Verdienter Sieg. René Hamann

Ungarn – Portugal 0:3 (0:0)

Ein Zurück-in-die-Zukunft-Spiel, weil das fast volle Stadion in Budapest einen Fußball aus der Vor-Corona-Ära präsentierte.

60.000 lärmten und übertrugen diese Energie auf ein Heimteam, das sich bravourös mit einer 5-3-2-Defensive wehrte gegen Ronaldo, Bernardo Silva und Co.

Die Ungarn brachten es nur zu einem Abseitstor, die Portugiesen schossen ihre Tore erst spät: Der eine Ball rollte abgefälscht in den Kasten, die anderen Treffer steuerte – logo – Ronaldo bei. (mv)

Spanien – Schweden 0:0 (0:0)

Beinahe wäre der radikale Ballverzichtfußball von Schweden kurz vor der Pause mit der Führung durch Alexander Isak belohnt worden, weil Spanien trotz großer Chancen (Alvaro Morata!) und Ballbesitzanteilen (79 Prozent) torlos blieb, doch Marcos Llorente konnte den Ball von der Linie an den Pfosten lenken.

Das spanische Team ist zwar mit acht EM-Neulingen in der Startelf angetreten, in seiner Durchschlagskraft gleicht es aber den zuletzt so harmlosen spanischen Mannschaften bei Großturnieren.

Hätte allerdings Gerard in der 90. Minute seinen Kopfball aus sechs Metern im Tor untergebracht, wäre Spanien die 112. Fortsetzung der Taktikdebatte über Vor- und Nachteile von Ballbesitzfußball erspart geblieben und der EM das erste torlose Remis. Johannes Kopp

Polen – Slowakei 1:2 (0:1)

Ein EM-Duell, das in etwa so viel Reiz verströmt wie in der Bundesliga die Begegnung zwischen dem FC Augsburg und der SpVgg Greuther Fürth, und das deshalb notgedrungen auf das Kräftemessen der beiden Superstars Robert Lewandowski und Marek Hamsik verkürzt wird, was aber auch an diesem frühen Abend in St. Petersburg nicht von maßgeblicher Bedeutung sein wird.

Entscheidender ist die gelb-rote Karte von Polens defensivem Mittelfeldmann Grzegorz Krychowiak in der 62. Minute just in einer Phase, da sein Team nach einem Rückstand (18.) und schwacher erster Hälfte prompt mit Wiederanpfiff (46.) ausgleichen konnte und auf die Führung drängte.

In Überzahl nimmt der slowakische Innenverteidiger Milan Škriniar den Ball nach einer Ecke gekonnt an, erzielt mit einem präzisen Schuss den Führungstreffer, der viel dazu beitragen könnte, dass sein Team erneut die Gruppenphase übersteht. Johannes Kopp

Schottland – Tschechien 0:2 (0:1)

Schottland ist mit nur zwei Macs, nämlich McTominay und McGinn aufgelaufen, das hat ein Twitterer, auf den die BBC aufmerksam machte, bemerkt, und dies erklärt vielleicht, warum der Gastgeber nur anfänglich und nur so ein bisschen den Heimvorteil von immerhin 12.000 Fans nutzen konnte.

Genutzt, was da an gar nicht so vielen Chancen kam, hat der tschechische Stürmer Patrik Schick, der sonst bei Bayer Leverkusen trifft, und nun hat er mit einem sehr schönen Kopfball (42.) und einem sensationellen 50-Meter-Schuss (52.) persönlich Schottland alt aussehen lassen.

Zu erwähnen ist auch noch Tomáš Vaclík, der tschechische Torwart, der sowohl schottische Torschüsse als auch tschechische Eigentorversuche sehr souverän abwehrte, sodass das Fazit doch protschechisch ausfällt: eine Mannschaft, mit der man rechnen kann. Martin Krauss

Niederlande – Ukraine 3:2 (0:0)

Es war schön, zwei Mannschaften zuzusehen, die Lust hatten, um die Wette zu spielen.

Die Niederländer konnten das lange besser als die Ukrainer in ihrer Heldentrikotage und hätten viel früher in Führung gehen können, als sie es getan haben.

Mit zwei Toren lagen die Ukrainer hinten, bevor es plötzlich 2:2 stand, was für eine spannende Schlussphase sorgte, die Denzel Dumfries mit einem Kopfball dann doch wieder Richtung Niederlande gedreht hat, was im Ganzen so spektakulär war, dass es Grund genug ist, sich dieses Spiel schon mal zu merken, bis am Ende des Turniers die besten Partien der EM prämiert werden. Andreas Rüttenauer

Österreich – Nordmazedonien 3:1 (1:1)

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Österreich spielt wie Österreich, Nordmazedonien viel besser als die anderen Himmelsrichtungen-Verbände Südgeorgien, Westsahara, Osttimor und die Zentralafrikanische Republik.

Alaba steht zentral in der Defensive, und die Experten sind der Meinung, das raube dem Team Kreativität, dabei gab es schon Turniere, da spielte der Bald-nicht-mehr-Münchner zentraler, wollte alles machen – und scheiterte.

Erst die Einwechslung von Arnautovic bringt die Wende. Arnautovic muss immer spielen. Eiserne Fußballregel. Bitte merken, Herr Foda! Markus Völker

England – Kroatien 1:0 (0:0)

Auftaktspiel der Gruppe D, erstes Spiel im Finalstadion und bestes Wetter in London: Bei 27 Grad traf im Wembley-Stadion ein spannendes, junges englisches Team (dabei nach Einwechslung: der jüngste EM-Spieler aller Zeiten mit dem 17-jährigen Dortmunder Jude Bellingham) auf die Finalisten der WM 2018 – eigentlich eines der vielversprechendsten Spiele der Gruppenphase.

England startete in das Spiel furios und energisch, kam in der Anfangsphase zu großen Chancen, etwa durch Phil Fodens Schlenzer an den Innenpfosten in der fünften Minute, und kontrollierte danach durch Überzahl im Zentrum den weiteren Spielverlauf, Kroatien enttäuschte mit einem wenig ambitionierten Auftritt.

Der Vizeweltmeister stand meist tief und kompakt, konnte dann aber in der 57. Minute den einzigen Treffer des Spiels nicht verhindern, bei dem Kalvin Phillips den Ball im offenen 6er-Raum der Kroaten annahm, aufdrehte und weiterleitete auf Raheem Sterling, der frei vor dem Torwart zum Abschluss kam: ein Spielzug, der Lust auf mehr der clever agierenden, spielfreudigen Three Lions macht. Linda Gerner

Russland – Belgien 0:3 (0:2)

Wer geglaubt hat, Russland könnte wie bei der WM vor drei Jahren mit dem eigenen Publikum im Rücken auch bei der EM im Auftaktspiel in Sankt Petersburg individuelle Unzulänglichkeiten durch mannschaftliche Geschlossenheit kompensieren, sah sich schnell vor allem durch die krassen Patzer von Andrei Semyonov und Torhüter Anton Shunin wiederlegt, die dem eigentlich im Abseits stehenden Romelu Lukaku und dem in Abstauberposition einlaufenden Thomas Meunier zu einfachen Toren verhalfen und dadurch dem belgischen Team eine bequeme 2:0-Führung schon nach 34 Minuten bescherten, dass die Gäste gar nicht auf die Idee kommen konnten, ihren noch verletzten Spielmacher Kevin De Bruyne zu vermissen.

Die zweite Halbzeit war dann nur angesichts ihrer Ereignislosigkeit bemerkenswert.

Zum Glück hat in der 88. Minute Lukaku noch seinen zweiten Treffer zum 3:0 erzielt, denn sonst stünden hier keine drei Sätze. Johannes Kopp

Dänemark – Finnland 0:1 (0:0)

Ohne Worte.

Wales – Schweiz 1:1 (0:0)

In der ersten Halbzeit hat die walisische Abwehr gut zu tun und das Schweizer Team absolut kein Glück, dann kommt nach einem Foul von Fabian Schär an Daniel James auch noch ein Freistoß direkt vorm linken Strafraumeck, aber Gareth Bale verwandelt nicht.

In der 49. Minute köpft Breel Embolo die Schweiz endlich zum 1:0 und setzt die Waliser damit weiter unter Druck, die jetzt offener spielen müssen, während die Schweiz hinten langsam dicht macht, sich aber nur kurz gegen die Drachen wehren kann, weil schließlich Kieffer Moore in der 74. Minute zum Ausgleich trifft.

Es war das erste der zehn Spiele, die in Deutschland nicht von den Öffentlich-Rechtlichen übertragen werden – aber zum Glück gibt es Menschen, die im Internet anonym Streams zur Verfügung stellen, in deren Kommentarspalte ein Gefühl von Public Viewing aufkommt und schöne Feststellungen Platz finden wie diese hier über einen der Top-Spieler der Partie: „Inshallah spielt Embolo bei Gladbach nächste Saison auch so“. Johannes Drosdowski

Türkei – Italien 0:3 (0:0)

Andrea Bocelli singt zur Eröffnung des Turniers so schön, wie der Abendhimmel Roms strahlt, die Fans schmettern maskenlos die italienische Hymne und ihre Mannschaft holt sich gleich den Ball, versucht jedoch zu oft zu schnell nach innen zu ziehen oder zu spielen und schießt bisweilen doch aufs Tor, das die Türken verteidigen, als könnten sie nichts anderes.

Kurz nach der Pause drückt Merih Demiral den Ball mit seinem Körper ins eigene Tor und die Italiener freuen sich so wie später über Ciro Immobiles und Lorenzo Insignes Treffer, die den Beweis erbringen, dass die sturm- und drangvollen Italiener sehr wohl selbst ins gegnerische Tor schießen können.

Dass im ersten Spiel der EM die Mannschaft gewinnt, die sich um einen gepflegten Ballvortrag bemüht und nicht diejenige, die bis zu acht Leute zum Zwecke der Verteidigung im eigenen Strafraum postiert, ist doch mal eine gute Nachricht. Andreas Rüttenauer

Wider die Fußballstanze

Das Phrasendreschen gehört zum Fußball wie das Rasenmähen. Der ewige Kampf gegen abgenutzte Fußballstanzen macht die Sportberichterstattung so herausfordernd. Eigentlich wollen Re­por­te­r:in­nen originell sein und dann rutscht ihnen doch wieder ein „lupenreiner Hattrick“ durch, ein „Big Point“, ein „schmerzlich vermisster“ Spielmacher oder es ist von einem „engmaschigen Abwehrnetz“ die Rede.

Kein Wunder, dass gerade in der Fußballberichterstattung Künstliche Intelligenz eingesetzt wird. Aus ein paar Spieldaten bastelt ein Programm dann einen Spielbericht, der alle passenden Phrasen liefert. Die Fußballberichterstattung ist dann nicht viel mehr als ein Zusammensetzen von Wörtern aus einem Setzkasten voller Phrasen. Am Ende mag ein stimmiger Text dabei entstehen. Originell wird er in den seltensten Fällen sein.

Ein Spiel, zwei Teams, drei Sätze ist daher ein Experiment, mit dem sich die taz auf die Suche nach Originalität in der Fußballberichterstattung begibt. Zu Beginn dieses Experiments konnten wir noch nicht wissen, was da entstehen würde. Eines war indes von Anfang an klar. Alles, was auf dieser Seite steht, ist menschengemacht.

Dieser Artikel wurde erstmals veröffentlicht am 11. Juni und wird fortlaufend ergänzt.

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