Chinas Bitcoin-Politik: Aus für die Kryptoschürfer

Chinas Jagd auf den Bitcoin bedeutet Not für einige. Sie bedeutet aber auch: Peking kann die Kryptowährung nicht mehr als Druckmittel einsetzen.

Ein Bitcoin Miner

Bitcoin-Mine in Sichuan: Chinas Staatsführung geht endgültig gegen seine Bitcoin-Miner vor Foto: Liun Xinghze/epa

Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Chinas Staatsführung endgültig gegen seine Bitcoin-Miner vorgeht. Tief in den nebelverhangenen Dörfern von Guizhou, entlang der Kohlefabriken in der Inneren Mongolei oder am Fuße des Himalayas haben chinesische Kleinunternehmer zu Spitzenzeiten fast drei Viertel aller Coins weltweit geschürft. Damit ist jetzt Schluss.

Eine Lokalregierung nach der anderen hat nun eine strikte Null-Toleranz-Politik eingeführt und den stromfressenden Servern den Stecker gezogen. Für die in wirtschaftlich rückständigen Provinzen lebenden Schürfer selbst ist das eine persönliche Tragödie. Sie werden damit ihrer Existenzgrundlage beraubt. Für die Volkswirtschaft China ist die Maßnahme hingegen ein notwendiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2060, die Staatschef Xi Jinping versprochen hat.

Die energieintensive Bitcoin-Industrie stand dem nur im Weg. Doch dass China gerade jetzt so harsch gegen die Kryptobranche vorgeht, hat noch einen weiteren Grund. Seit 2014 nämlich arbeitet die Zentralbank der Volksrepublik an der ersten staatlichen Digitalwährung, die sich als eine Art „Anti-Bitcoin“ verstehen lässt:

Sie wird zentral herausgegeben und macht jede Transaktion für die staatlichen Autoritäten vollständig überwachbar: ein perfektes Überwachungstool und gleichzeitig geniales Steuerungselement für die Regierung. Derzeit wird der „e-Yuan“ in landesweiten Pilotprojekten getestet und könnte langfristig zum alternativlosen Währungsmittel avancieren. Für die Bitcoin-Community ist es ein Gewinn, dass die Kryptoschürfer künftig in andere Länder emigrieren.

Denn Chinas Staatsführung steht mit ihren strikten Kapitalverkehrskontrollen den Idealen des Bitcoins diametral entgegen. Als erste große Regierung hatte sie schon vor Jahren den Handel mit Bitcoins im eigenen Land verboten. Zudem hatten viele kryptografische Jünger befürchtet, dass Peking irgendwann einmal seine Hebelwirkung als „Finanzwaffe“ einsetzen könnte. Dieses Szenario ist nun endgültig vom Tisch. Gut so.

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Seit 2019 China-Korrespondent mit Sitz in Peking. Arbeitete zuvor fünf Jahre lang als freier Journalist für deutschsprachige Medien in Seoul, Südkorea. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.

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