„Die CDU ist das Bollwerk gegen Extremismus“

Die CDU jubelt über den großen Erfolg in Sachsen-Anhalt. Und möchte das dortige Ergebnis auch für die Bundestagswahl als richtungsweisend verstanden wissen

Zu den 37,1 Prozent der Stimmen: ein Blumenstrauß für Haseloff Foto: Michael Kappeler/dpa

Von Sabine am Orde

Sven Rosomkiewicz steht vor dem Landtag in Magdeburg, als er an sein Handy geht. Am Montagmittag sollen der 35-Jährige und andere künftige Mitglieder der CDU-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt eine Einführung in ihre neue Arbeit bekommen. Man hört durch das Telefon fast, wie der Mann strahlt. „Riesengroße Freude natürlich“, sagt er. Rosomkiewicz ist das gelungen, womit er selbst vor wenigen Wochen kaum zu hoffen wagte: Er hat bei der Landtagswahl im Wahlkreis Staßfurt südlich von Magdeburg das Direktmandat gewonnen.

Ganze 14 der 15 Direktmandate der AfD hat die CDU sich zurückgeholt

Rosomkiewicz hat den Wahlkreis 19, den die AfD der CDU 2016 abgenommen hatte, zurückgeholt. Er hat dies mit einer Strategie getan, die an jene seines Ministerpräsidenten Reiner Haseloff erinnert. Der Nachwuchspolitiker, bei der Jungen Union aktiv und ehrenamtlicher Bürgermeister in seinem Heimatdorf, hat vor der Wahl an alle etwa 20.000 Haushalte seines Wahlkreises einen Brief verteilt. Und darin – zwar zwischen den Zeilen, aber doch unmissverständlich – klar gemacht, dass er der Einzige sei, der den Direktkandidaten der radikalen Rechten schlagen kann. „Vielleicht stimmt ja auch der eine oder andere für mich, der mit der Zweitstimme nicht unbedingt die CDU wählt“, beschrieb er seine Strategie.

Die CDU hat am Sonntag bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt mit Haseloff einen fulminanten Sieg eingefahren. Die CDU hat ihr Ergebnis um mehr als 7 Prozentpunkte auf gut 37 Prozent gesteigert. Dabei dürfte ihr auch die Angst davor geholfen haben, dass die AfD stärkste Kraft im Land werden könnte. Haseloff hatte zuletzt offensiv damit geworben, dass nur eine Stimme für die CDU dies verhindern könne.

Jubel bei der CDU: Wahl­party in Magdeburg am Sonntag Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Die Christ­demo­kra­t:in­nen haben jetzt mehrere Koalitionsoptionen. Und sie haben 14 von 15 Direktmandaten, die die AfD ihr bei der letzten Landtagswahl abgenommen hatte, zurückgeholt. Möglicherweise haben die Wäh­le­r:in­nen nun doch gemerkt, dass die AfD herzlich wenig tut, um ihre Situation vor Ort zu verbessern.

Entsprechend gut ist auch die Stimmung am Montagmittag in der Berliner CDU-Zentrale, als Parteichef Armin ­Laschet gemeinsam mit Haseloff eine Pressekonferenz gibt. „Das ist ein guter Tag für die CDU und die Demokratie in Deutschland“, so Laschet.

Der verweist damit auf die AfD, die mit fast 17 Prozentpunkten Abstand auf dem zweiten Platz zurückgeblieben ist: „Die CDU ist das Bollwerk gegen Extremismus.“ Vor allem aber ist es natürlich auch ein guter Tag für Laschet selbst. Denn in Sachsen-Anhalt hat die CDU gezeigt, dass sie auch mit ihm als Kanzlerkandidaten noch Wahlen gewinnen kann. Ohne diesen Erfolg wäre wohl erneut eine Debatte darüber aufgebrochen, ob Laschet wirklich der richtige Kandidat der Union für die Bundestagswahl im September ist.

Auch gut für Laschet ist: Haseloff hatte sich zwar für seinen Kontrahenten, CSU-Chef Markus Söder, als Kanzlerkandidaten ausgesprochen. Doch mit Haseloff hat nun ein Politiker-Typ gewonnen, der ihm sehr ähnlich ist: ein Mann, der eher vereint statt spaltet, eher moderiert als Visionen verströmt. Und ein Mann, der Bündnisse mit der AfD kategorisch ausschließt. Die Wahl zeige, dass die „klare Kante gegen die AfD“ nicht nur richtig sei, sondern auch von den Menschen mitgetragen werde, denkt Laschet.

„Der Bundespartei gibt das Rückenwind“, betont Parteichef Laschet natürlich auch. Allerdings hat die Landtagswahl im kleinen und bevölkerungsarmen Sachsen-Anhalt nur eine begrenzte Aussagekraft für die Lage bundesweit. Sie ist jedoch der letzte Stimmungstest vor der Bundestagswahl im ­September.

taz zwei