Krawalle nach Dynamo-Spiel: In Dresden nichts Neues

Fußballfans haben am Sonntagabend in der Stadt Po­li­zis­t:in­nen angegriffen und einen Journalisten schwer verletzt. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art.

Polizisten laufen in gelben Rauch.

Krawalle von Seiten der Dynamo-Fans am Sonntag in Dresden Foto: Sebastian Kahnert/dpa

LEIPZIG taz | Siebzehn Ermittlungsverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung, Sachbeschädigung und den Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz, dreißig Festnahmen, elf verletzte Polizeibeamte und mindestens zwei Angriffe auf Me­di­en­ver­tre­te­r:in­nen – das ist die Bilanz des Sonntagnachmittags in Dresden.

Der Fussballverein Dynamo Dresden spielte um seinen Aufstieg in die zweite Liga, tausende Fans randalierten rund um das Stadion. Laut Verein seien zwischen 3.000 und 5.000 Dynamo-Dresden-An­hän­ge­r:in­nen im Stadtgebiet unterwegs gewesen, unzählige von ihnen ohne Maske und Mindestabstand. Auch der „Querdenken“-Organisator Marcus Fuchs war unter den Randalierenden. Die Polizei schätzt mindestens 500 der Dynamo-Fans als gewaltbereit ein.

Videos vom Sonntag, die auf Twitter kursieren, zeigen eine unübersichtliche, aggressive Situation. Vermummte Hooligans rennen durch einen Park, Böller explodieren, es fliegen Flaschen, Steine und Pyrotechnik auf Polizei und Presse. Jour­na­lis­t:in­nen berichten von zahlreichen Angriffen und Bedrohungen sowie antisemitischen Beschimpfungen als „Judenpresse.“

Besonders schlimm traf es zwei jugendliche Nachwuchsjournalisten. Hooligans verletzten einen von ihnen mit mehreren Schlägen in Gesicht und Bauch schwer. Das Opfer wurde mehrfach ohnmächtig und musste zunächst notärztlich behandelt werden, bevor es in ein Krankenhaus gebracht wurde. Durch die unübersichtliche Situation und die zahlreichen Verletzten seien die Sa­ni­tä­te­r:in­nen erst nach einer halben Stunde vor Ort und der Zustand der Verletzten zwischenzeitlich kritisch gewesen, berichten Pressevertreter:innen, die vor Ort waren.

Immer wieder Gewalt gegen Jour­na­lis­t:in­nen

Vor dem Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden: Hooligans attackieren Jour­na­lis­t:in­nen und Po­li­zis­t:in­nen Foto: Robert Michael/dpa

Die beiden Angegriffenen berichteten für das Twitter-Profil „vue.critique“, nach eigenen Angaben ein Projekt für „Foto-Dokumentation von politischen Veranstaltungen aus dem Raum Dresden.“ Beide sind bei der Jugendpresse, einem Verband für junge Medienmachende. Nur einer von ihnen habe sich jedoch mit einem Jugendpresseausweis ausweisen können. Deshalb, so berichtet es einer der Angegriffenen, habe die Polizei sie unmittelbar vor dem Angriff auch nicht durch die Absperrung gelassen. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sagte gegenüber der taz, man sei in engem Kontakt mit den Betroffenen und werde den Fall prüfen.

Auch ein Kamerateam wurde von den Hooligans angegriffen, konnte jedoch noch rechtzeitig von einem Medienschutzteam der Polizei abgeschirmt werden. Die Polizei Dresden setzt diese Teams seit den heftigen Ausschreitungen und Angriffen auf Pres­se­ver­tre­te­r:in­nen bei den sogenannten „Querdenken“-Demos im November in Leipzig ein. Jour­na­lis­t:in­nen können sich bei der Polizei melden, um auf Demonstrationen und bei Ausschreitungen von Schutzteams begleitet zu werden.

Immer wieder war es in der Vergangenheit am Rande von rechten, rechtsextremen und verschwörungsideologischen Veranstaltungen zu Angriffen auf die Presse gekommen. Die Situation für Jour­na­lis­t:in­nen in Deutschland hat sich insbesondere auf Demonstrationen massiv verschärft, nie gab es mehr Gewalt gegen Jour­na­lis­t:in­nen als im vergangenen Jahr.

Dynamo Dresden verurteilte die Gewalt am Sonntag öffentlich und bedauerte, dass die Ausschreitungen den Aufstiegssieg überschatten. Ein Spieler appellierte noch am Nachmittag an die tausenden Anhänger:innen: „Ich bitte euch einfach, geht bitte nach Hause.“ In der Fanszene von Dynamo Dresden gibt es zahlreiche gewaltbereite Hooligans und Rechtsextreme. Erst kürzlich wurden Mitglieder einer rechtsextremen Hooligangruppe aus dem Umfeld des Vereins verurteilt, weil sie unter „Sieg Heil“-Rufen auf zwei Migranten eingeprügelt hatten.

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