DFB-Pokalfinale: Lohn für langes Anrennen

Zum siebten Mal hintereinander gewinnt der VfL Wolfsburg den nationalen Pokal. Frankfurt kann sich 119 Minuten lang wehren. Immerhin.

Die Spielerinnen des VfL Wolfburg feiern nach der Siegerehrung mit dem Pokal

Unbändige Freude: auch der siebte Pokalsieg in Serie löst noch Emotionen aus Foto: dpa

KÖLN taz | „Jetzt geht’s erst los“, ruft Niko Arnautis seiner Mannschaft zweimal zu: „Jetzt geht’s erst los!“ Seine Stimme bebt vor Aufregung. Die Spielerinnen von Eintracht Frankfurt stehen im Kreis um ihn, die Arme auf den Schultern ihrer Teamkolleginnen. Gleich geht es in die Verlängerung. 90 Spielminuten haben sie schon hinter sich, es steht 0:0 und noch ist alles drin in diesem DFB-Pokalfinale zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfL Wolfsburg.

Die Frankfurterinnen blicken in die Runde, sehen ihren siegeshungrigen Trainer und die angespannten, verschwitzten Gesichter ihrer Mitspielerinnen. Dann klatschen sie gemeinsam in die Hände, so laut, dass man nicht versteht, was sie dabei rufen. Der Kreis löst sich auf, die Spielerinnen laufen an ihre Positionen auf dem Rasen des Köln-Müngersdorfer Stadions. Das Spiel geht weiter. Eintracht-Trainer Arnautis sollte recht behalten. Die entscheidende Szene dieses Endspiels ereignete sich tatsächlich erst spät in der Verlängerung. Nur sah sie sicherlich nicht so aus, wie er sich das vorgestellt hatte.

Kurz vor Abpfiff eroberte Wolfsburg in Spielminute 119 nach einem Frankfurter Fehlpass im Mittelfeld den Ball. Der landete über ein durchdachtes Passspiel bei Svenja Huth, die wiederum spielte sich geschickt durch die Frankfurter Defensive und gab Ewa Pajor mit einem Pass an der Strafraumkante eine mustergültige Vorlage, die die Wolfsburger Stürmerin dann ordnungsgemäß verwandelte. Pajors Tor entschied die Partie und führte den VfL Wolfsburg zum siebten Pokalsieg in Serie.

Wolfsburger Dominanz

Auch wenn das einzige Tor des Spiels erst in letzter Minute fiel: So unspektakulär, wie der bisherige Spielstand von 0:0 vermuten lässt, war die Partie zuvor gar nicht. Wolfsburg dominierte von Beginn an, nach fünfzehn Minuten hatte der VfL bereits vier Ecken geschlagen, zwei Freistöße bekommen und auch den ersten gefährlichen Schuss aufs Frankfurter Tor abgegeben. Die Eintracht schaffte es hingegen selten auch nur über die Mittellinie. „Unser Plan war, dass wir hinten nichts zulassen und Wolfsburg damit die Freude am Spiel nehmen“, so Frankfurts Torhüterin Merle Frohms nach dem Spiel.

Das funktionierte auch lange, doch Frankfurt spielte gegen eine der erfahrensten Mannschaften der Liga. Das demonstrierte der VfL auch auf den Stadionrängen. Die Spielerinnen rund um die verletzte Alexandra Popp, die beim Pokalspiel nicht gesetzt waren, hatten sich mit Töpfen und Löffeln ausgestattet und machten von Beginn an immer wieder Krach für ihre Kolleginnen unten auf dem Platz.

Eintracht-Torhüterin Merle Frohms

„Wir wollten Wolfsburg die Freude am Spiel nehmen“

Dabei trugen sie sogar ihre Trikots, das sorgte im Fan-leeren Stadion fast schon für eine VfL-Heimspielatmosphäre. In der 93. Minute wurde es besonders laut, Wolfsburgs Fridolina Rolfö hätte die Partie mit einer scharfen Hereingabe seitlich des Tors fast noch in regulärer Spielzeit entschieden. Doch der Ball tänzelte nur die Latte entlang. Verlängerung.

Unter Tränen vom Platz gegangen

Die startete für Frankfurt mit einem Hoffnungsschimmer, denn Wolfsburgs Torhüterin Almuth Schult sah nach einem Zweikampf mit Lara Prašnikar nach zwei Minuten der Verlängerung die Rote Karte. Doch die Eintracht konnte die Überzahl nicht nutzen. Und auch mit nur zehn Spielerinnen sicherte sich der VfL schließlich durch Pajors Tor in letzter Minute den Pokalsieg – verdient.

Nach dem Abpfiff stürmten die Wolfsburgerinnen von den Rängen auf den Rasen, nahmen ihre Teamkolleginnen in die Arme und feierten unter Bierduschen den erneuten Titel. Hannelore Ratzeburg, DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball, überreichte die Trophäen des Abends. Nationalspielerin Almut Schult hätte sich auch über die Anwesenheit der beiden Verbandspräsidenten gefreut. „Ich bin gespannt, ob die Interimspräsidenten kommen und uns beehren, das fände ich gut“, hatte sie noch tags zuvor bei der Pressekonferenz gesagt. Doch weder Rainer Koch noch Peter Peters, die übergangsweise den Verband führen, waren in Köln.

Die Frankfurter Mannschaft ging unter Tränen vom Platz. „Ich bin super stolz auf unsere Teamleistung. Wir haben uns in alle Bälle reingeschmissen und bis zum Schluss verteidigt“, so Merle Frohms, die ihre Kapitänin Tanja Pawollek mit einer Verletzung aus der ersten Halbzeit nach einem kräftezehrenden Spiel auf dem Rücken zur Medaillenübergabe trug. Später wurde ein Kreuzbandriss bei ihr diagnostiziert. Tatsächlich hielt die Eintracht ihren spielstarken Gegner lange durch Laufbereitschaft, Körpereinsatz und einen unglaublichen Siegeswillen in Zaum. Auch Niko Arnautis lobt sein Team nach dem Spiel und ist zuversichtlich: „Wir wollen wieder nach Köln. Das nehmen wir uns fest vor.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.