Reden über ein Buch: Nachrichten aus der To-go-Straße

Wann wird Fiktion Wirklichkeit, wann Wirklichkeit Fiktion? Gabriele Mittag spricht mit Waltraud Schwab über ihren Roman „Brombeerkind“.

Foto: Ulrike Helmer Verlag/taz

In „Brombeerkind“ von Waltraud Schwab läuft eine Frau, Maria F., vor ihrer Vergangenheit davon. Sie denkt sich stattdessen in das Leben eines jungen grünäugigen Mädchens hinein, das sie von ihrem Fenster im Berliner Stadtteil Wedding aus beobachtet, dem sie auf der Straße auch folgt und dessen Geschichte sie sich zusammenreimt. Beide haben Verluste erlebt, die Frau indes hat auch Schuld auf sich geladen. Statt sich ihrer eigenen Geschichte zu stellen, erkundet Maria F. die Geschichte der anderen.

Wann: Di., 27.04.21, 19 Uhr

Wo: youtu.be/Utd3yJZ0C94

Das Mädchen lebt in die Tage hinein, Maria F. versucht, den Tagen auszuweichen. Ein Journalist, der herausfinden will, was der Frau einst zustieß, zwingt diese immer wieder, sich doch auch mit ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Er stört den Lauf der Erzählung. Der Journalist will die Story, sie soll griffig sein, schnell, zack zack.

Fiktion und Wirklichkeit

Da ist das grünäugige Mädchen, dessen Mutter auf dramatische Art starb. Und da ist Maria F., die ihre Tochter verlor. In einem Hin und Her zwischen Ansinnen und Verweigerung entfalten sich die Leben der beiden Frauen. Und es stellt sich die Frage, wann Fiktion eigentlich Wirklichkeit wird und was die Frau und das grünäugige Mädchen verbindet.

Waltraud Schwab ist Kommunikationswissenschaftlerin und seit 2002 Redakteurin der taz. Für Texte, die in der taz erschienen, wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Theodor-Wolff-Preis.

Sie wollte immer auch fiktiv schreiben, hat ihren erdachten Figuren aber nicht getraut, da sie solche Wirklichkeiten, wie die, über die sie als Journalistin schreibt, für spannender und für unerfindbar hielt. Es dauerte, bis sie sich auch die erfundene Wirklichkeit so aneignen konnte, dass sie ihr glaubt. „Brombeerkind“, erschienen im Ulrike-Helmer-Verlag, ist ihr erster Roman.

Gabriele Mittag, die das Gespräch moderiert, ist promovierte Literatur- und Theaterwissenschaftlerin. Sie hat für Print und Hörfunk gearbeitet, hatte von 2004 bis 2019 verschiedene Tätigkeiten als Pressesprecherin für Unternehmen und Vereine inne und arbeitet jetzt als Coach, Dozentin und Französischlehrerin.

Eine Veranstaltung des Ulrike Helmer Verlags.