Benins Präsident wiedergewählt: Sieg ohne Glanz

Benins Staatschef Patrice Talon wird mit 86 Prozent im Amt bestätigt. Aber nur die Hälfte von Benins Stimmberechtigten ging wählen.

Benins Präsident Patrice Talon und Bundeskanzlerin Angela Merkel

Er wird sie überdauern: Benins Präsident Patrice Talon (links) mit Angela Merkel in Berlin 2018 Foto: Bernd von Jutrczenka / dpa

COTONOU taz | Kein Jubel und keine Siegesfeiern, aber bisher auch keine Proteste. Die Ergebnisse der Präsidentenwahl, bei der am Sonntag rund 4,9 Millionen Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen waren, sorgen in der Metropole Cotonou nicht einmal für Gesprächsstoff. Die Wahlplakate sind längst abgehängt und der Alltag ist zurück. Wie erwartet hat Amtsinhaber Patrice Talon, der im Duo mit der Philosophielehrerin und Vizepräsidentin der Nationalversammlung, Mariam Chabi Talata, angetreten war, eine deutliche absolute Mehrheit eingefahren.

Talon erhielt 86,57 Prozent, sein Hauptgegner Alassane Soumanou 11,29 und der dritte Kandidat Corentin Kohoué etwas über zwei Prozent. Talons Un­ter­stüt­ze­r*in­nen hatten schon im Vorfeld den „Coup K.O.“ angekündigt, den „Knock-Out-Sieg im ersten Wahlgang“.

Ein glanzvoller Sieg ist es jedoch nicht. Die Wahlbeteiligung von offiziell 50,17 Prozent zeigt, dass das Interesse gering war. Vor fünf Jahren lag sie noch bei 65 Prozent. Damals war das Rennen völlig offen und neben dem schließlich gewählten Talon hätten auch Lionel Zinsou, Wunschkandidat des vorherigen Präsidenten Boni Yayi, oder Sébastien Ajavon das Rennen machen können.

Doch das 2019 eingeführte Patensystem – einer Kandidatur mussten zehn Prozent der Par­la­men­ta­rie­r*in­nen oder Bür­ger­meis­te­r*in­nen zustimmen – machte die Opposition dieses Mal chancenlos. Ausgerechnet die beiden zugelassenen Bewerber waren vielen Beni­ne­r*in­nen unbekannt. Die schwache Beteiligung thematisierten auch Be­ob­ach­te­r*in­nen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) sowie der Organisation der Frankophonie (OIF) in ihren Berichten. Generell sei die Wahl aber „ordentlich, transparent und professionell“ verlaufen.

Regionale Ausnahmen hat es gegeben. In Savè, gut vier Stunden nördlich von Cotonou, kam es in der Woche vor der Wahl ebenso wie in Tchaourou, dem Geburtsort des früheren Präsidenten Yayi, und Bantè zu Protesten, die vom Militär aufgelöst wurden. Auch in Cotonou wurden Reifen angezündet. Zwei Menschen sollen ums Leben gekommen sein.

In 13 Wahlbezirken in den Oppositionshochburgen blieben die Wahllokale am Sonntag komplett geschlossen. Der abgelehnte Kandidat Joël Aïvo sprach von einer „verpfuschten Wahl“.

Damit die Situation nicht doch noch kippt und es zu Ausschreitungen kommt wie nach der Parlamentswahl im April 2019 – damals waren erstmalig nur zwei regierungsnahe Parteien zugelassen worden –, haben Beobachterbündnisse zu einem Dialog aufgerufen.

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