VfL Wolfsburg setzt sich neue Ziele: Das bessere Beuteschema

Trainer Oliver Glasner will den VfL Wolfsburg in die Champions League bringen. Dafür setzt er auf einen radikalen Strategiewechsel.

Wolfsburgs Abwehrspieler Maxence Lacroix (l) und Münchens Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting versuchen beide, den Ball zu köpfen

Wolfsburg will künftig mehr auf Köpfchen setzen als auf Stars Foto: Michael Sohn/dpa

HANNOVER taz | Der Tonfall ist mutig, die Ziele wurden deutlich nach oben korrigiert. „Wir wollen in die Champions League einziehen. Also müssen wir besser werden“, sagt Oliver Glasner, Cheftrainer des VfL Wolfsburg. Moment mal. Geht es nicht um diesen Verein, der vor drei Jahren noch gegen den Absturz aus der Bundesliga kämpfte? Es ist neben der Arbeit von Geschäftsführer Jörg Schmadtke vor allem Glasner zu verdanken, dass Wolfsburg wieder zu den Spitzenteams im deutschen Profifußball zählt.

Am 29. Spieltag hat das VfL-Team sogar den FC Bayern München geärgert und nur mit 2:3 verloren. Vor einem Jahr war das Heimspiel gegen den Rekordmeister noch mit 0:4 verloren gegangen.

Wolfsburg steht auf Rang 3 der Tabelle und das mit großem Vorsprung auf die etablierte Konkurrenz aus Dortmund, Leverkusen oder Mönchengladbach. Das könnte auch daran liegen, dass seit dem Amtsantritt von Glasner im Sommer 2019 in Wolfsburg grundlegend anders miteinander umgegangen wird. Das Ziel des Trainers, jeden Spieler jeden Tag besser zu machen, klingt großspurig.

Aber tatsächlich schafft es Glasner, dass kaum jemand aus der Reihe tanzt. Der Star der aktuellen Mannschaft ist kein internationaler Held, sondern ihr Charakter. Kapitän Koen Casteels und seine Mannschaft folgen keinem von außen auferlegtem Erfolgsdruck, sondern möchten aus eigenem Antrieb etwas erreichen. Das klappt gut.

Profis mit Potenzial gesucht

Fünf Spieltage vor Saisonende ist die große Chance zum Greifen nahe. Mit dem erneuten Einzug in die Champions League könnte der VfL Wolfsburg ein Ausrufezeichen setzen. Vor nicht allzu langer Zeit waren die vom Volkswagen-Konzern zur Verfügung gestellten Budgets dazu genutzt worden, millionenschwere Könner wie Julian Draxler, André Schürrle oder die Brasilianer Luiz Gustavo und Diego zu beschäftigen. Was kurzfristig erfolgreich war, endete im Abstiegskampf.

Daraus hat Schmadtke gelernt. Mittlerweile verkauft er den VfL als Entwicklungsverein. Gesucht werden begabte Profis mit wenig Marotten und hohem Entwicklungspotenzial. Natürlich gibt es bei den „Wölfen“ immer noch viel Geld zu verdienen. Aber das Beuteschema des Vereins hat sich verändert.

Spannend bleibt, wie die jüngste Erfolgsgeschichte endet. Nach Monaten mit starken Auftritten hat es zuletzt zwei Rückschläge gegeben. Einer 3:4-Niederlage bei Eintracht Frankfurt ist am Samstag das 2:3 gegen München gefolgt.

Der Vorsprung schmilzt. Ausgerechnet der sonst zuverlässige Torhüter Casteels hatte sich gegen den FC Bayern zwei folgenschwere Fehler erlaubt. Wird hier eine Mannschaft nervös? Aus Sicht des Trainers nähert sie sich Stück für Stück dem Optimum an. „Wir sind einen Schritt weitergekommen“, sagt Glasner. Bei ihm ist das Glas aus Überzeugung immer halb voll.

Schnelllebiger Fußball

Eine Mischung aus Sachlichkeit und Pragmatismus hat Glaser geholfen, Rückschläge zu überstehen. Er bleibt sich und seiner Art immer treu. Deshalb wäre es falsch, aus dem aktuellen Erfolg zu schlussfolgern, dass er mit Wolfsburg bis in die Champions League vorstößt und unbedingt VfL-Trainer bleiben möchte.

„Du kannst heute etwas mit Überzeugung sagen, und morgen ist es plötzlich anders“, sagt Glasner über sich, sein bis 2022 vereinbartes Beschäftigungsverhältnis und die Schnelllebigkeit im bezahlten Fußball.

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