Osterruhe, Marktglaube und Spargelernte: Tetrisprobleme

Die Pandemie fordert die Demokratie heraus und der Spargel menschenwürdige Arbeitsverhältnisse. Der verstopfte Suezkanal könnte dagegen Vorbild sein.

Das Schiff Evergiven, wie es im Suezkanal feststeckt

Ein Problem, das man nach einer Runde Tetris kapiert Foto: Maxar Technologies/ AP

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Wolfgang Schäuble sagt seiner Frau, er sei froh, jetzt keine so große Verantwortung mehr zu zu tragen.

Und was wird besser in dieser?

Er würde es eh nur machen, wenn Laschet und Söder ihn bäten.

Die Osterferien fangen an und für Deutschland bedeutet das: Ruhetage (nein, doch nicht!), zu Hause bleiben, Auslandsurlaub und Gottesdienste. Was haben Sie denn vor?

Vorbild Sommerzeit! Warum die Uhr nicht mal 24 Stunden vorstellen oder im Zuge eines neuen angelanischen Kalenders gleich Mitte April weitermachen. Ein paar Wochen müssen von der Uhr, um mählich ans Ufer der Geimpften zu kommen. Merkels Autorität zerbröselt, das Parlament hat sich in Vormundschaft begeben, die MinisterpräsidentInnen drehen frei. Mal Expertenmeinung hoch Wahlkampf gleich Massenkonfusion. Am Ende sind wir gesund und die Demokratie hängt am Beatmungsgerät.

Steigende Infektionszahlen, Erkenntnisse über Folgeerkrankungen wie „Long Covid“ und „PIMS“ bei Kindern, neue Mutationen. Wo genau hätten wir all das eigentlich verhindern können? Hätten wir überhaupt?

Im festen Glauben an den „Markt“ schwungvoll vor die Wand gelaufen. Masken, Tests, Impfstoff: stets zu wenig, zu spät, zu konfus. Minister Spahn telefoniert ein paar Buddies durch, die EU verhandelt sich schwindelig, und Pharmakonzerne scheren sich einen Dreck um dringend benötigte Produkte. Bräuchte man noch einen Beweis, warum „der Markt“ allein nichts auf die Reihe bekommt: bitte sehr, gute Besserung.

Es wird wieder Spargel geerntet – und zwar teils für unterirdische Löhne, wie die taz recherchiert hat. Woher kommt diese Vernarrtheit in ein Gemüse, das unendlich aufwendig zu ernten ist, mittel schmeckt und die Nieren vergiftet?

Die Beilagen! Um meine Kinder kulinarisch anzuspargeln, bot ich dazu Kartoffeln, ausgelassene Butter, Kochschinken, gehacktes Ei und Petersilie. Sie matschten das angetan durcheinander, speisten angetan und ließen den Spargel liegen. „Machst du morgen bitte wieder Spargel?“, fragten sie dann. Voller Erfolg.

Gesundheitsminister Jens Spahn verteidigt seine Maskendeals im privaten Umfeld: Mit Freunden arbeite es sich einfach besser, sagte er dem Spiegel. Hat er recht?

Spahns Spiegel-Interview vermittelt den Eindruck, die Kinderpost habe im digitalen Fernmeldewesen geputscht. Ein Ministerium, dessen Chef hinter ein paar Hunderttausend FFP-2-Masken hertelefoniert, war sehr offenbar null auf eine Pandemie vorbereitet. Das war fast niemand und ist verständlich. Der Moment, in dem das klar wurde, ist allerdings ein Jahr her.

Sängerin Nena bedankt sich in einem Video bei den Querdenker-Demonstrant*innen, im Hintergrund läuft ein Xavier-Naidoo-Song. Haben wir den Pop an Corona verloren?

Freuen wir uns über alle Künstler, die ihrer Amputation mit Vernunft begegnen. Gemeinsames Motiv der Quersänger scheint: Wo ein Publikum ist, hol ich mir einen Applaus ab. Man muss sich diese Stattfinderei als schlimm drängendes körperliches Bedürfnis vorstellen. Ein Jahr nicht zum Klo dürfen und dabei musikalisch gucken ist auch nicht leicht.

Noch immer steckt eines der größten Containerschiffe der Welt im Suezkanal fest. Die Ölpreise stiegen, die Aktienkurse spielen verrückt, alles wegen einer Thrombose am Roten Meer. Ist der Kapitalismus etwa auch nur ein Mensch?

Endlich mal ein Problem, das man mit einer Runde Tetris auch kapiert. Sitzt was quer, geht nix durch. Da sollte sich die Klimakatastrophe mal ein Beispiel nehmen!

Bild-Chef Julian Reichelt ist zurück. Nach Anschuldigungen wegen Mobbing und Nötigung hat er Besserung gelobt. Ist dann auch gut, oder?

Bild jetzt neu „vereinigt mit Super-Nanny“. Immerhin wurde Reichelt nicht zu 100 Sozial­stunden bei Bild der Frau verdonnert. Sacht esoterisch mutet die Begründung an: In die „Gesamtbewertung“ seien seine Fehler, doch auch seine „enorme strategische … und journalistische Leistung“ eingegangen. Man möchte nicht wissen, ab welcher Auflage die Redaktion ein FKK-Strand wird.

Und was machen die Borussen?

Nix, bis auf Emre Can. Spielte am Samstag mit der Nationalelf ab 20.45 Uhr gegen Rumänien und ab 21.45 Uhr gegen Angela Merkel bei Anne Will. Heute mal Quoten gucken.

Fragen: mlr, pwe

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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