Krisenkonzern Deutsche Bahn: Bündnis warnt vor Aufspaltung

Die Krise der Deutschen Bahn ist hausgemacht und nicht coronabedingt, sagt das Netzwerk „Bahn für alle“. Es warnt vor der Zerschlagung des Konzerns.

Bauarbeiter betonieren die 14. Kelchstütze auf der Baustelle des neuen Hauptbahnhofs, der zum Bahnprojekt Stuttgart 21 gehört

Ein Grund für die Krise der Deutschen Bahn: das Festhalten an Großprojekten wie Stuttgart 21 Foto: Sebastian Gollnow/dpa

BERLIN taz | Das Bündnis „Bahn für alle“ warnt vor einer Zerschlagung der Deutschen Bahn in einen Schienennetzbetreiber und einen Fahrbetrieb, wie er unter anderem von den Grünen gefordert wird. Sollten die Grünen nach den Bundestagswahlen an der Regierung beteiligt sein, werden sie voraussichtlich das Bundesverkehrsministerium beanspruchen, um ihre Pläne für eine Bahnreform voranzutreiben. Die Grünen setzen auf die Aufspaltung des Staatskonzerns, um so mehr Wettbewerb auf der Schiene zu erreichen.

Die Deutsche Bahn ist in einer tiefen finanziellen Krise. Das Bündnis geht davon aus, dass sich die Probleme im Herbst zuspitzen werden und die Deutsche Bahn Gegenstand von Koa­litionsverhandlungen wird. „Wir möchten vor schlechten Entscheidungen warnen“, sagte Winfried Wolf, Mitautor des Alternativen Bahnberichts, den das Bündnis „Bahn für alle“ am Mittwoch zum 12. Mal veröffentlicht hat. Das Bündnis besteht aus 20 Organisationen wie Attac, Robin Wood, IG Metall und Verdi. Wolf ist der Überzeugung, dass die Deutsche Bahn nicht erst durch Corona in Schwierigkeiten geraten ist, sondern in einer langfristigen Krise steckt. „Die Krise ist hausgemacht“, sagte Wolf. Hauptgründe dafür seien die Vernachlässigung der Infrastruktur, die ausufernde Bahnbürokratie, falsche Auslandsinvestitionen und das Festhalten an unsinnigen Großprojekten wie Stuttgart 21.

„Die Probleme der Deutschen Bahn können aus unserer Sicht nicht mit mehr Wettbewerb gelöst werden“, sagte „Bahn für alle“-Sprecher Bernhard Knierim. Mehr Wettbewerb auf der Schiene führt seiner Auffassung nach zu einer „Rosinenpickerei“, wie sie heute schon beim Bahnkonkurrenten Flixtrain zu beobachten ist. Das Unternehmen fahre auf Strecken, auf denen die Züge schnell ausgelastet sind. „Aber auf den anderen Strecken würde niemand mehr fahren“, fürchtet er.

Im Nahverkehr – dort sind bereits viele Konkurrenten der Deutschen Bahn unterwegs – führe der Wettbewerb bereits zu Problemen, etwa beim Baustellenmanagement. Strecken zu sperren sei für den Besitzer der Infrastruktur am billigsten, für den Bahnbetreiber aber teuer und für Fahrgäste schlecht, weil sie dann nicht fahren können.

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