Mehr Schulden wegen Corona: Ein starker Staat macht Angst

Die Pandemie wird teuer: Allein der Bund nimmt 500 Milliarden Euro auf. Angst vor Inflation ist dennoch unbegründet.

Bitcoin Münzen neben einer kleinen Deutschland-Flagge

Viele Menschen fürchten Inflation und investieren zum Beispiel in Bitcoin Foto: AFLO/imago

Die Coronakrise wird mit Geld zugeschüttet: Für 2021 plant die Bundesregierung jetzt neue Schulden von 240 Milliarden Euro ein. Rechnet man das vergangene und nächste Jahr hinzu, belaufen sich die Coronakredite auf etwa 500 Milliarden Euro. Und das sind nur die Kosten für den Bund. Die Länder haben ja auch Schulden aufgenommen, um Solo­selbst­ständige zu unterstützen oder Tests für Schulen zu beschaffen. Corona ist teuer.

Eine Alternative gab es nie. Diese Kredite mussten mobilisiert werden, um Pleitewellen und Massenarbeitslosigkeit zu verhindern. Nur im Detail war manches falsch. So war es ein teurer Fehler, ein halbes Jahr die Mehrwertsteuer um 2 bis 3 Prozentpunkte zu senken. Das hat 20 Milliarden Euro gekostet und wenig gebracht. Effektiver und gerechter wäre es gewesen, dieses Geld an Familien mit Kindern auszuschütten.

Es ist ein Privileg, dass Deutschland reich ist und enorme Summen mobilisieren kann, um die Coronakrise zu bewältigen. Doch viele BürgerInnen sind nicht etwa erfreut, sondern besorgt, weil der Staat so mächtig ist. Vor allem eine Inflation wird befürchtet, obwohl die Geldentwertung im Februar nur bei ganzen 1,3 Prozent lag.

Viele Menschen sind überzeugt davon, dass sie vor dem Staat fliehen müssen. Also investieren sie zum Beispiel Unsummen in wertlose Krypto­währungen, nur weil sie nicht von einer Zentralbank gesteuert werden. Aktuell ist ein Bitcoin 47.682 Euro wert. Das ist Wahnsinn.

Bitcoin sind nicht die Lösung

Die eigene Unlogik fällt den meisten Bitcoin-Fans nicht auf: Für sie ist es ein Skandal, wenn der Euro eine Inflationsrate von 1,3 Prozent im Jahr aufweist – aber sie zucken nicht, wenn der Bitcoin-Kurs stark fällt. In der Vergangenheit kam es mehrfach vor, dass sich der Bitcoin-Kurs halbiert hat, was einer Geldentwertung von 50 Prozent entspricht. Aber das ist egal. Hauptsache, kein Staat.

Diese Debatten werden bleiben. Corona hat gezeigt, wie stark der Staat sein kann. Aber das freut nicht jeden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.