Der Überzeugungstäter

Sein ruhiges Auftreten, seine sanfte Stimme nehmen einen gleich für Wilfried Manneke ein. In der Region Unterlüß bei Celle stört das Auftreten des evangelischen Pastors eine Szene allerdings gewaltig: die Neonazis in der niedersächsischen Heide.

Eine „wahrlich heldenhafte Galionsfigur“ sei Manneke im Kampf gegen rechts, heißt es zynisch bei den „Freien Kräften Celle“. Auf ihrer Website hetzt die Kameradschaft gegen ihn und die Pastoren Uwe Schmidt-Seffers und Stefan Thäsler: „Überall im Lande wo Gutmenschen und Ewiggestrige aufstehen, um sich und ihr scheinheiliges Engagement gegen Rechts im schönen Schein zu Sonnen, da sind natürlich auch Pastoren und Geistliche mit von der Partie.“

In der rechten Szene kam das an, das Szeneportal Altermedia stellte den Beitrag auf seine Seite. Hier, wo Kommentare möglich sind, wird man gleich deutlicher: „Der Verräterdeutsche muss in Zukunft aus Deutschland entfernt werden.“

Manneke hat Altermedia angezeigt, doch verbale Drohungen ist er gewohnt. Sogar gezielte Übergriffe: Im Dezember 2011 flogen Brandsätze auf sein Pfarrhaus, die Ermittlungen wurden gerade eingestellt. Groß überrascht ist Manneke nicht. Es sei nicht der erste Anschlag und werde auch nicht der letzte sein, meint er.

Doch wer glaubt, der Pastor, der seit 1995 in der Gemeinde ist, wäre eingeschüchtert, irrt. Zwölf Jahre wirkte der heute 58-Jährige in Südafrika unter den Apartheidsbedingungen. Er sagt: „Ich habe erlebt, was eine menschenverachtende Ideologie anrichten kann.“

Manneke ist überzeugt: „Wir müssen uns der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus stellen.“ Im Konfirmationsunterricht bemüht er sich gerade um jene Jugendliche, die rechts interessiert sind. Eltern sucht er auf. Auf der Straße machte er schon mal gegen ein Neonazizentrum mobil. Und in der Kirche war er Mitbegründer der „Initiative Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextremismus“.   ANDREAS SPEIT